Samuel Yeboah (Foto: Landespolizeipräsidium Saarland)

Yeboah-Prozess: Zeuge bestätigt Tätergerüchte

Thomas Gerber   12.06.2023 | 15:10 Uhr

Im Yeboah-Prozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz ist am Montag ein weiterer Zeuge aus der Saarlouiser Neonaziszene gehört worden. Der heute 44-Jährige gab an, der Angeklagte Peter S. habe sich bei Gesprächen über den Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft vor über 30 Jahren stets auffällig verhalten.

Der 44-Jährige bestätigte die These der Bundesanwaltschaft. Demnach war es in der Saarlouiser Neoanziszene eine Art "offenes Geheimnis", dass der Angeklagte Peter S. mit dem Anschlag auf die Asylbewerberunterkunft etwas zu tun gehabt habe. Immer wieder sei darüber gesprochen worden und immer wieder habe Peter S. auffällig reagiert.

Verräterische Reaktionen

Zwar habe S. nie direkt gesagt, dass er es gewesen sei. Aber seine Reaktionen seien verräterisch gewesen - S. habe komisch gegrinst, habe so getan als wisse er etwas und habe meist "dreckig gelacht".

Video [aktueller bericht , 12.06.2023, Länge: 02:18 Min.]
Weitere Zeugenanhörung im Yeboah-Prozess

Zudem habe S. erklärt, dass der Brand einfach zu legen gewesen sei. Man habe lediglich den Vorhang im Treppenhaus der Unterkunft entzünden müssen. Wobei die bisherige Beweisaufnahme in Koblenz die Existenz eines solchen Vorhangs allerdings nicht bestätigt hat. Dass noch andere an der Tat beteiligt gewesen waren, wie der vergangene Woche verhaftete frühere Chef der Saarlouiser Neonazis, Peter St., oder auch der vom Angeklagten in seinem Geständnis schwer belastete Heiko S. - darüber sei in der Szene nicht so offen wie über eine Tatbeteiligung des Angeklagten gesprochen worden. Aber ausschließen wollte es der Zeuge nicht.

Angst nach Aussage

Der 44-Jährige war der Trauzeuge von Peter S. und verkehrte bis vor zwei Jahren in einer einschlägigen Bar in Dillingen. Nach seinen Aussagen bei der Polizei meide er das Lokal, da er in der Szene in Verruf geraten sei und Angst insbesondere vor den gewaltbereiten Hammerskins habe.

Bei dem Anschlag in Saarlouis vor über 30 Jahren war der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus Ghana verbrannt. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, das Feuer aus rassistischer Gesinnung gelegt zu haben.

Mehr zum Thema

Die Podcast-Serie zum Mordprozess
Der Fall Yeboah – Rassismus vor Gericht
1991 stirbt Samuel Yeboah durch einen Brandanschlag auf die Asylunterkunft in Saarlouis. Erst über 30 Jahre später wird der Mord als rassistisch motivierte Tat verfolgt und steht möglicherweise vor der Aufklärung. Warum erst jetzt? Dieser Frage gehen die SR-Journalistin Lisa Krauser und ihre beiden Kollegen Thomas Gerber und Jochen Marmit in einem mehrteiligen Podcast nach.
Tatverdacht „sehr dünn“
Fall Yeboah: Anwalt will gegen Haft Beschwerde einlegen
Im Fall Yeboah ist am Dienstagmorgen ein früherer Neonazi-Chef aus Saarlouis als Tatverdächtiger festgenommen worden. Gegen die angeordnete Untersuchungshaft will sein Anwalt nun vorgehen.
Auch Hausdurchsuchung bei drittem Tatverdächtigen
Weiterer Verdächtiger im Fall Yeboah in Untersuchungshaft
Neue Entwicklung in dem Mordfall um den ghanaischen Flüchtling Samuel Yeboah: Saarländische Ermittler haben am Dienstagmorgen den früheren Neonazi-Chef aus Saarlouis festgenommen - wegen des Verdachts der Mordbeihilfe. Ein Richter entschied am Abend, dass der Mann in Untersuchungshaft muss. Außerdem wird noch gegen einen dritten Tatverdächtigen ermittelt.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 12.06.2023 berichtet.


Weitere Themen im Saarland

Bis 23. Juni
Luftwaffen-Übung „Air Defender“ über dem Saarland gestartet
Am Montag hat die Luftwaffen-Übung „Air Defender 2023“ begonnen. An zehn Tagen üben NATO-Staaten und befreundete Nationen die gemeinsame Verteidigung Europas aus der Luft. Auch über dem Saarland wird geflogen.

Parade von Unfall überschattet
Zehntausende Menschen feiern bei CSD-Parade in Saarbrücken
Eine bunte Parade durch die Saarbrücker Innenstadt, ein abwechslungsreiches Live-Programm auf der Straßenfest-Bühne und eine politische Podiumsdiskussion: Unter dem Motto "Welcome to Queertopia" haben rund 75.000 Besucherinnen und Besucher am Wochenende den Christopher Street Day Saarlorlux gefeiert. Zwischendurch wurde die Parade aber von einem Unfall überschattet.

Tragischer Badeunfall
Siebenjähriger Junge am Losheimer Stausee ertrunken
Am Sonntagnachmittag ist ein siebenjähriger Junge im Strandbad am Losheimer Stausee ertrunken. Er war bei einem Badeausflug mit seiner Familie verschwunden. Wiederbelebungsmaßnahmen der Einsatzkräfte, die ihn schließlich im Wasser fanden, blieben erfolglos.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja