SR-Online
Zeitzeugen Biografien: Karl-Günther Lavall

Sorgloser Umgang


Heute weiß eigentlich jedes Kind, dass Benzol oder die aromatischen Kohlenwasserstoffe im Steinkohlenteer nicht ganz ungefährlich sind. Man spricht ja auch von krebserregend, Leukämie und so weiter. Aber ich glaube, wir haben damals gar nicht so dran gedacht, uns war es zu der Zeit auch gar nicht so bewusst.

Wenn wir zum Beispiel die Finger mit Teer schmutzig hatten, dann haben wir sie mit Seife und Benzol gewaschen. Heute würden wir das vermutlich nicht mehr machen. Andererseits mussten aber auch gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. In den Anlagen, wo entzündliche Materialien waren, durfte nicht geraucht werden. Wir hatten zum Beispiel eine Phenoladsorption, also wo man Phenol aus Bestandteilen herausgewaschen hat, und das Waschmittel war Äther. Äther ist hoch entzündbar. Da durfte in der Anlage natürlich nicht geraucht werden. Man musste auch Unfallschuhe tragen, die sich nicht statisch aufluden, damit sich keine Funken bilden, das war schon ganz wichtig.

Außer den Unfallschuhen trugen wir noch Kittel, aber der war ja doch gleich dreckig oder es war ein Loch drin, wenn man mit Säure gearbeitet hat. Mundschutz trugen wir nicht. Wir hatten zwar für gewisse Arbeiten Abzüge, d.h. wir konnten das Destillationsgerät in den Abzug stellen, dann sind die Abgase ins Freie abgegeben worden. Aber die normalen Destillationen haben wir so gemacht. Da gab es keinen Mundschutz.

Wir haben auch mit Quecksilber gearbeitet. Wir mussten aber alle einmal im Jahr zum Werksarzt. Da wurde dann untersucht, ob sich nicht Quecksilber im Körper angereichert hat.

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