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Zeitzeugen Biografien: Hermann Becker

125 bis 130 tödliche Unfälle in 23 Jahren


Während meiner 23 Jahre ereigneten sich in den Werken Völklingen, Burbach und der Technischen Weiterverarbeitung, glaube ich, so 125 bis 130 tödliche Arbeitsunfälle. Das hört sich sehr schlimm an. Jeder Unfall ist auch zu viel. Da gibt’s überhaupt keine Frage.

Eines muss man aber mal bedenken: Während dieser Zeit, insbesondere nachher, als die Motorisierung unserer Leute einen größeren Umfang annahm, also während der kurzen Expositionszeit, die die Leute für den Weg zur Arbeit und von der Arbeit nach Hause brauchen - im Vergleich zu der doch achtstündigen Expositionszeit in den Risiken des Betriebes - hatten wir fast genauso viele tödliche Wegunfälle zu verzeichnen. Das hört sich schrecklich an, ich will nur etwas die Zahl relativieren.

Ich hatte einen sehr schweren Wegeunfall auf dem Heimweg von der Arbeit - ironischer Weise auf dem Heimweg von einer Besprechung mit dem Chefarzt des damaligen Völklinger Kreiskrankenhauses, Prof. Schrader. Wir haben uns noch verabschiedet mit den Worten: ‚So, heute Abend machen wir mal früher, heute Abend schmeißen wir mal den Riemen etwas früher runter.’ Ich war kaum bei ihm raus, 20 Minuten war ich raus. Er wollte gerade nach Hause gehen, da kam schon der Notruf: ‚Es wird gleich jemand eingeliefert’, und dieser jemand war ich.

Zwischen Differten und Überherrn ist mir ein Fahrzeug entgegen gekommen - der Fahrer muss übersteuert haben. Ich war also schon auf dem Bankett, habe fast gestanden, da ist er frontal, ungebremst mit – wie ich mir von der Polizei sagen ließ – so rund 100 Sachen frontal vorne bei mir aufgefahren. Und ich bin vom Sicherheitsgurt gerettet worden. Auf der Hütte war ich ein großer Werber für Sicherheitsgurte. Wir haben sie auf der Hütte billig angeboten für unsere Leute. Also hier kann ich sagen, der Sicherheitsgurt hat mich vor viel Schlimmem bewahrt.

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