Sendung: Dienstag 26.07.2022 19.15 bis 20.00 Uhr
Als Charles de Gaulle vorhatte, das Saarland zu annektieren
Und plante, bis zu 800.000 Saarländer zwangsweise umzusiedeln
Das Saarland gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zur französischen Besatzungszone. Zwischen 1947 und ‘56 war es einer eigenen Behörde unterstellt, die von einem französischen Hochkommissar verwaltet wurde. Soweit, so bekannt.
Charles de Gaulle hatte aber anscheinend ganz andere Pläne mit dem Saarland. Das sagt der Historiker Wilfried Loth von der Uni Duisburg Essen. Er hat heraus gefunden, dass es eine rege Diskussion in Frankreich gab, das Saarland zu annektieren. Das wurde auch in den Medien verbreitet, war also allgemein ein Thema. Grund war, dass die Saarländer offenbar zu sehr an Deutschland hingen.
Nur die sollten bleiben dürfen, die für Frankreich seien. Alle anderen, fast die gesamt Bevölkerung, sollte in die Kolonien, andere Teile Frankreichs oder in andere Teile der französischen Besatzungszone umgesiedelt werden, etwa nach Baden-Württemberg. Der Hintergrund: Frankreich brauchte die saarländische Kohleindustrie und wollte sie sicher in französischer Hand wissen, sagt Loth.
Einst eine hoch toxische Anlage
Auf der Chemieplattform Carling siedelt sich mehr und mehr grüne Chemie an
Die Chemieplattform Carling hatte viele Jahrzehnte große Umweltverschmutzer auf der Anlage. Etwa die Kokerei, die nun schon fast 15 Jahre geschlossen ist. In den vergangenen zehn Jahren siedeln sich mehr und mehr Unternehmen an, die sie mit „Grüner Chemie“ labeln.
So gibt es zwei neue ReSolute und AfterBiochem, die sich in Carling niederlassen wollen. Es handelt sich dabei um zwei von der EU mit-finanzierte und als nachhaltig eingestufte Projekte. Sie stellen aus biologischen Abfallprodukten neue her. Partner beider Projekte ist "Bioconomy for Change".
Das ist nach eigenen Angaben ein französisches "Innovations-Cluster der Bioökonomie." Das Netzwerk vereine rund 500 Mitglieder, die zu Themen der Bioökonomie arbeiten: Biomasseressourcen, Food & Feed, biobasierte Moleküle und Prozesse, biobasierte Materialien und Bioenergien.
Eine Aufgabe von B4C sei es, Projekte auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene zu initiieren und zu begleiten. "B4C ist derzeit Partner in sechs europäischen Projekten, darunter AFTER-BIOCHEM und ReSolute."
Ein Gespräch mit Lena Müller-Lohse von „B4C“ in Paris über die Ansiedlung in Carling.
60 Jahre nach der Unabhängigkeit
Besonders in Grand Est leben noch viele algerischstämmige Menschen
„Arabes“ nennen viele Französinnen und Franzosen die Maghrebiner. Das ist falsch, Araber*innen stammen aus dem Nahen bzw. Mittleren Osten. Der Grund wohl: die Maghrebiner sind muslimisch. Tatsächlich aber stammen sie, was der Name sagt – von westlich der arabischen Staaten: Algerien, Marokko, Tunesien.
In der Sprache der Underdogs in Frankreich, dem Verlan, werden die Silben verdreht. So wurde aus „Arabes“ „Beurs“, zu Deutsch: Butter. Das hat einen Anklang an die Hautfarbe, die eben meist nicht so hellhäutig ist wie die der so genannten Ursprungsfranzosen.
Das Riesenland Algerien verbindet mit Frankreich eine besondere Geschichte. Vom Mutterland, in Frankreich „Métropole“ genannt, wurde Algerien nämlich nicht als Kolonie gesehen, sondern als integraler Teil von Frankreich.
Darum siedelten in fast 130 Jahren gemeinsamer Geschichte viele Algerier mit ihren Familien in die Métropole – aus unterschiedlichen Gründen. Die Unabhängigkeit wurden den Algeriern mehrfach versprochen: Wenn sie mit Frankreich im ersten Weltkrieg kämpften, dann im zweiten. Sie kämpften. In beiden. Bekamen die Unabhängigkeit aber nicht.
So kam es zum sehr grausamen, auch von Frankreich sehr grausam geführten Algerienkrieg. Am 5. Juli 2022 vor 60 Jahren hat Algerien seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangt. Trotzdem leben auch in Grand Est viele Nachfahren algerischstämmiger Menschen. Ein Gespräch mit Carolin Dylla in Paris.
Vichy – ein Jahr Weltkulturerbe
Eine gemischte Bilanz von Stefanie Markert
Am Mikrofon: Lisa Huth
Musikauswahl: Gerd Heger
Das Bild ganz oben zeigt ein Ortsschild von Carling, dahinter Kraftwerksblöcke. (Foto: dpa)
"ici et là"
Das Magazin für die Großregion
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Wie ticken unsere Nachbarn in Frankreich oder Luxemburg? Das fragen unsere Korrespondenten, das versuchen wir in Beiträgen, Interviews, Hintergründen oder Reportagen zu ergründen. Dabei spielt das aktuelle Geschehen in Politik, Wirtschaft und Kultur ebenso eine Rolle wie alles, was das "normale Leben" ausmacht.
Die Sendung wird am Tag nach ihrer Ausstrahlung auch für ein Jahr in der SR-Mediathek zum Nachhören bereitgestellt.
Redaktion: Lisa Huth
Musikauswahl: Gerd Heger
Kontakt: lhuth@sr.de