Theaterkritik "Plitsch!" Liquid Penguin Ensemble

Die Freude am Nass

Daniela Ziemann / Onlinefassung: Fabienne Graf   19.11.2024 | 14:42 Uhr

Pfützen sind wie Magnete für kleine Kinder. Je größer und tiefer, desto anziehender. Was man noch mit Wasser anstellen kann, zeigt das Liquid Penguin Ensemble im Theater Überzwerg. „Plitsch!“ heißt ihr Stück für Kinder ab 4 Jahren. Gestern war die Uraufführung. Daniela Ziemann war dabei.

Draußen vor dem Theater Überzwerg regnet es, genau wie drinnen auch! An der Bühnendecke hängen zehn dunkel eingefärbte Infusionsbeutel. Aus jedem kommt ein durchsichtiger Schlauch, der auf Brusthöhe endet. Wie bei einer richtigen Infusion kann man die Tropfgeschwindigkeit an einem Rad einstellen. Zu Beginn von „Plitsch!“ tropft es einsam nur aus einem einzigen Schlauch.

Das gesamte Bühnenbild von Dorota Wünsch zeigt: Hier geht´s ums Wasser. Links steht eine Badewanne, dahinter ist eine Dusche mit blauem Vorhang zu sehen, an den Wänden weinfässergroße Bullaugen, tropfende Schläuche auf der rechten Seite.

Spaß auch ohne Sprachkenntnisse

Im gesamten Stück für Kinder ab 4 Jahren gibt es keinen Text. Das war die Vorgabe der künstlerischen Leiterin des Theater Überzwergs, Stephanie Rolser. Mit Plitsch! sollen auch Kinder erreicht werden können, die kein oder nur wenig deutsch sprechen.

Mit viel Vertrauen hat Rolser das Liquid Pinguin Ensemble beauftragt, das damit ihr erstes Stück für Kinder auf die Bühne bringt. Mit dem Thema Wasser haben sich Katharina Bihler und Stefan Scheib vom Liquid Penguin schon einmal für Erwachsene beschäftigt. Zusammen mit den vier Schauspielenden wurde im Probenprozess viel ausprobiert.

Die Vielfältigkeit von Wasser

Man kann einen Wassertropfen unter dem Mikroskop untersuchen, durch einen Strohhalm blubbern, die Spritzer mit einem Mob aufwischen oder den Donauwalzer von Johann Strauss gurgeln.

Es gibt in „Plitsch!“ einige komische Stellen, die zum Lachen anregen. Etwa wenn Schauspielerin Sabine Merziger in grüner Angler-Latzhose eine Tasse Wasser trinkt und die anderen drei Schauspielenden hektisch Blechkannen, Tassen und einen Nachttopf herbeischieben – schließlich muss das Wasser auch irgendwann wieder raus.

Mehr Interaktion mit dem Publikum

Als eine Plane ausgepackt wird, quietschen die Kinder im Premieren-Publikum. Ein tosendes Meer soll mit ihrer Hilfe imitiert werden. Natürlich darf dabei auch das umherspritzende Wasser auf der Plane nicht fehlen. Eine direkte Interaktion mit dem Publikum findet nicht statt, obwohl die quietschenden Kinder förmlich erwarten, vom Wasser nassgespritzt zu werden.

„Plitsch!“ erzählt keine zusammenhängende Geschichte. Das Ensemble hat einzelne Episoden aus dem Probenprozess aneinandergereiht. Dadurch wirken einzelne Passagen wie frisch improvisiert.

Keine Moral notwendig

Das Liquid Penguin Ensemble lässt den erhobenen Zeigefinger dabei jedoch in der Tasche! Klimawandel, Wasser-Knappheit? Das spielt in „Plitsch!“ keine Rolle. Stattdessen will das Stück die Freude am Nass vermitteln.

Was man alles mit Wasser machen kann oder welche Klänge man erzeugen kann, all das möchte das Ensemble vom Theater Überzwerg mit dem Stück vermitteln. Das gelingt mit viel Spielfreude und Komik.


Plitsch! wird noch an mehreren Terminen gezeigt. Meistens sind es Schulvorführungen, manchmal gibt es aber noch Einzelkarten.

Am Donnerstag, den 29.05. um 15:00 Uhr findet noch eine Aufführung statt.
Außerdem gibt es am Sonntag, den 01.06 noch zwei Aufführungen um 11:00 Uhr und um 15:00 Uhr. Dafür gibt es noch Restkarten.
Mehr Infos unter: ueberzwerg.de

Ein Thema in "Der Morgen" am 26.05.2025 auf SR kultur.

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