Crashkurs Weltkino: 50 Jahre "Der weiße Hai"

50 Jahre "Der weiße Hai"

"Crashkurs Weltkino"

Hendrik Warnke  

Ein heißer Sommertag, Kinder lachen, das Wasser glitzert. Ein kurzer Schrei. Ein aufgewühltes Meer. Und plötzlich: Stille. Vor genau 50 Jahren, im Juni 1975, kam "Der weiße Hai" ins Kino. Der Film wurde zum Phänomen und veränderte Hollywood für immer.

Mit dem Film „Der weiße Hai“ begann in Hollywood im Juni 1975 quasi ein neues Filmzeitalter – neue Wege wurden beschritten.

Große Filme kamen damals nur selten im Sommer heraus; das galt als tote Zeit fürs Kino. Noch prägender war jedoch der Filmstart: fast landesweit gleichzeitig in den US-Kinos – das hatte es in dieser Form zuvor nicht gegeben.

Der Kinofilm "Der weiße Hai" aus dem Jahr 1975 (Foto: IMAGO / United Archives)

"Blockbuster": Großartiger Kino-Erfolg

Die Leute standen in langen Schlangen um die Häuserblocks, um ein Ticket zu bekommen. Hier wurde der Begriff „Blockbuster“ geboren.

Wirklich revolutionär war auch die Werbekampagne des Films, wie Wieland Schwanebeck, Kulturwissenschaftler und Herausgeber des Buchs „Der weiße Hai revisited“, erzählt. Eine durchdachte Kampagne, damit auch wirklich jeder auf allen Kanälen mitbekam, dass dieser Film ins Kino kommt. Trailer, Spielzeuge, Produkte – so etwas gab es in dieser Form vorher nicht.

Auch filmisch stilprägend

„Der weiße Hai“ steht zwischen allen Stühlen – eine Mischung aus dem zynischen, misstrauischen Kino des New Hollywood einerseits und dem großen Heldenkino der 1980er-Jahre andererseits.

Der Kinofilm "Der weiße Hai" aus dem Jahr 1975 (Foto: IMAGO / United Archives)

Zum Beispiel gibt es Quint, den traumatisierten Kriegsveteranen – sehr typisch für die Zeit. Gleichzeitig ist Chief Brody der Held, der über sich hinauswachsen muss. Auch auf Genre-Ebene wird vieles vermischt: Horror, Abenteuer, sogar Komödie. Das war besonders – und eben sehr stilprägend.

Wenn man sich die Kameraarbeit, den Schnitt und die Musik ansieht, wird klar: „Der weiße Hai“ hat Maßstäbe gesetzt, die bis heute funktionieren. Und das Besondere: Man sieht den Hai kaum. Dieses Spiel mit der unsichtbaren Bedrohung kennt man zwar schon von Hitchcock – aber „Der weiße Hai“ machte es zu seinem Markenzeichen.

Ein weißer Hai (Foto: Pixabay)

Haie hatten fortan schlechten Ruf

Durch den enormen Erfolg des Films bekam der Hai plötzlich ein schädliches Image – als Monster, als blutrünstige Bestie, als Menschenfresser. Regisseur Steven Spielberg hat später einmal gesagt, er hätte den Film vielleicht anders gemacht, wenn ihm die Folgen bewusst gewesen wären.


„Crashkurs Weltkino“: immer montags in der Sendung "Der Nachmittag" auf SR kultur.


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„Das Kino ist eine Empathiemaschine“, hat der Kritiker Roger Ebert einmal gesagt. Filme zeigen, wie wir fühlen, denken, lieben, kämpfen. Sie erzählen Geschichten, die uns verraten, wie die Welt funktioniert. In unserer neuen Kolumne „Crashkurs Weltkino“ nimmt uns Filmkenner und -liebhaber Hendrik Warnke mit auf Entdeckungsreise.

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