Der Valentinstag – Tinder oder Tradition?
Am 14. Februar ist Valentinstag – der Tag der Liebe und der großen Gesten. Doch wie romantisch ist Liebe eigentlich noch im digitalen Zeitalter? Zwischen Dating-Apps, Emojis und schnellen Swipes, bleibt da überhaupt noch Platz für echtes Herzklopfen?
Gibt es etwas Schöneres, als verliebt zu sein? Früher war das noch etwas ganz Besonderes. Zumindest, wenn ich den Erlebnissen meiner Oma Glauben schenke. Damals griff man noch zu Stift und Papier, schrieb mit Herzklopfen und schwitzigen Händen Liebesbriefe.
Man tauschte schüchterne Blicke im Café, lernte sich über Freunde von Freunden kennen. Es gab erste vorsichtige Dates, Spaziergänge, ein Kennenlernen der Familien, Heirat, Kinder und "bibbidi bobbidi bu" – sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Liebe im Schnellverfahren
Heute ist Liebe oft so nahrhaft wie eine Tütensuppe. Schnell aufgerissen, lauwarm serviert, nach zwei Minuten vergessen – mit einem leichten Bauchgrummeln als Erinnerung. Ein Tinder-Wisch nach links, ein Swipe nach rechts – Liebe als Instant-Fast-Food-Konsumprodukt.
Als Sättigungs-Beilage gibt es gleich noch eine Portion plumper Anmachsprüche, ungefragte Nacktbilder und gelegentlichen Sexismus. Gab es das eigentlich auch schon in der Zeit der Liebesbriefe? Hat damals jemand eine Zeichnung seines besten Stücks mit der Postkutsche verschickt?
War früher wirklich alles besser?
Aber mal ehrlich: War es früher wirklich besser? Oder einfach nur anders? Wenn ich den Geschichten von damals lausche, scheint Liebe vor allem eines gewesen zu sein: langsam. Liebesbriefe, lange Kennenlernphasen – das war eine Investition in Gefühle, in Hingabe, in echte Mühe.
Es war auch eine Verpflichtung. Ein gehauchter Kuss und man war gefühlt schon verlobt. Da blieb man lieber in einer Beziehung, auch wenn sie nicht mehr so gut lief. War die Liebe damals wirklich romantischer? Oder einfach nur pragmatischer? Man war zusammen, weil es so erwartet wurde – nicht unbedingt, weil man wirklich wollte.
Fast-Food oder Fünf-Gänge-Menü?
Ist es nicht vielleicht manchmal besser, sich von Fastfood zu ernähren, zwar mit gelegentlichen Bauchschmerzen, dafür aber mit Abwechslung? Oder will man wirklich den Rest seines Lebens den gleichen Braten essen? Heute bietet das Internet ganz neue Möglichkeiten. Gerade für Introvertierte kann Online-Dating eine echte Erleichterung sein.
Keine peinlichen ersten Begegnungen, keine nervösen Stotteranfälle – man kann sich Zeit nehmen, um Worte zu finden. Und die Auswahl? Gigantisch! Liebe kennt keine Stadtgrenzen mehr, keine Landesgrenzen. Wer früher nur den Nachbarsjungen oder das Mädchen vom Bäcker um die Ecke hatte, kann heute aus einer ganzen Buffetlandschaft der Liebe auswählen.
Ja, vielleicht gibt es dazwischen auch mal Ungenießbares. Aber irgendwo im Pixelsalat des Internets wartet das perfekte 5-Gänge-Menü.
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 14.02.2025 auf SR kultur.