Als Autorin finanziell über die Runden kommen
"Brotjobs" finanzieren kreatives Schaffen
Mit der eigenen Kunst Geld zu verdienen – das klingt verlockend. Doch der Alltag vieler Künstlerinnen und Künstler ist oft von finanziellen Kompromissen geprägt. Häufig sichern sogenannte „Brotjobs“ das kreative Schaffen ab. Auch die Autorin Angela Lehner kennt diese Herausforderung.
Die Liste der Preise und Stipendien, die Angela Lehner im Laufe ihrer literarischen Karriere erhalten hat, ist lang: Der Österreichische Buchpreis und der Kulturpreis des Landes Kärnten sind nur zwei davon. 2019 und 2021 hat die Schriftstellerin zwei erfolgreiche Romane im renommierten Verlag „Hanser Berlin“ veröffentlicht – „Vater unser“ und „2001“. Von außen also eine erfolgreiche Karriere als Schriftstellerin. Trotzdem hat sie in den vergangenen 15 Jahren auch immer wieder in anderen Berufen gearbeitet.
„Als ich mein Debüt geschrieben habe, war ich auch mal Putzfrau nebenher, später hatte ich eine Festanstellung in einer Agentur und hab dann irgendwie nur am Wochenende schreiben können oder nachts. Man kann sich vorstellen, dass die literarische Tätigkeit sehr an den Rand rückt.“
Neben der Arbeit an ihrem dritten Roman wollte Angela Lehner nun eine Lesungsreihe organisieren – und den eingeladenen Autorinnen und Autoren ein faires Honorar zahlen. Hier stieß sie selbst an Grenzen.
„Wenn man so eine literarische Karriere dann beginnt, hört man immer ganz oft "Naja, du kannst bei mir lesen, ich gebe dir diese Gelegenheit." Aber entlohnt wird es natürlich nicht. Oder was auch so ein Klassiker ist: Man darf dann in irgendeinem Buchladen lesen und bekommt dann dafür eine Flasche Sekt. Das passiert durchaus auch Debübautorinnen oder so, die schon veröffentlicht sind. So eine komische Einstellung in der Kunst von: Wir geben dir eine Plattform.“
Kunst hat keine hohe Wertigkeit
Ein Phänomen, das vor allem in der Kulturarbeit zu sehen ist. So würde man einer Handwerksfirma wohl kaum das Angebot machen, die Arbeiten am Haus mit einem Post auf Social Media Plattformen zu bezahlen. Aber woran liegt es, dass Kulturarbeit oft nur schlecht honoriert wird?
„Es gibt einfach so ein gesellschaftliches Problem, dass Kunst nicht so eine hohe Wertigkeit zugesprochen wird. Was eigentlich paradox ist. Wir kommen alle aus dieser Pandemie, in der wir emotional gefühlt nur im überlebt haben, weil wir Filme hatten, weil wir Musik hatten, weil wir Literatur hatten. Und wir beschäftigen uns so, so viele Stunden in der Woche mit diesem künstlerischen Input, den anderen Leute für uns generieren. Und trotzdem wollen wir dafür kein Geld ausgeben.“
22 oder 24 Euro für ein gebundenes Buch? Schon ziemlich teuer! Dass Autorinnen und Autoren teils jahrelang an diesen Werken sitzen, wird dabei schnell vergessen. Eine Konsequenz: Schriftsteller-Sein muss man sich leisten können.
Nach der Absage eines Arbeitsstipendiums muss sich auch Angela Lehner nun überlegen, wie es für sie weitergeht:
„Also ich denke, meine Entscheidung in der aktuellen Situation wird mein Bankkonto machen. Ich habe das Gefühl, ich habe mein künstlerisches Werk noch nicht auserzählt. Und ich bin doch nicht an dieser Stelle, dass ich die Flinte ins Korn werfe, sozusagen. Aber ich bekomme einfach im künstlerischen Umfeld mit, dass es vielen Künstlerinnen schon so geht, dass die dann einfach irgendwann aufhören.“
Übrig bleibt also eine große Frage: Wie viel sind Kunst und Kultur uns als Gesellschaft wert?
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 30.04.2025 auf SR kultur.