Kulturelle Leuchttürme im Saarland: Wo bleibt der Weitblick?

Kulturelle Leuchttürme im Saarland: Wo bleibt der Weitblick?

Kommentar

Martin Breher   09.05.2025 | 22:48 Uhr

Für 2026 setzt das saarländische Wirtschaftsministerium auf große Kulturprojekte: ein landesweiter Artwalk, „West Side Story“ auf dem Saarpolygon, ein neues Festival am Osthafen und auf dem Uni-Campus sowie eine weitere Förderung fürs Jazz-Festival „Fill In“. Musikredakteur Martin Breher meint: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.

Die Musikfestspiele Saar, das Encore-Festival, oder auch das Bundesfestival junger Film – keine Frage: Das sind alles absolut förderwürdige Kultur-Projekte. Auch das Hemmersorf Pop Festival oder die Ausstellung zum Deutschen Film in der Völklinger Hütte. Oder auch neue, auf den ersten Blick vielleicht verrückt anmutende Ideen wie die Zauberflöte als Open Air aufs Saarpolygon zu bringen.

Und trotzdem: So, wie hier mit Fördermitteln umgegangen wird, ist absurd.

Das Wirtschaftsministerium will mit den kulturellen Leuchttürmen – Zitat – „überregionale Strahlkraft für das Saarland als Tourismusstandort entfalten“. Prinzipiell ein guter Gedanke. Zahlreiche Studien zeigen klar: Jeder Euro, der in Kultur fließt, kommt über den Tourismus mehrfach zurück.

Martin Breher (Foto: SR / Pasquale d’Angiolillo)
Martin Breher

Aber damit das funktioniert, braucht es zwei Dinge: Kontinuität. Und Fokussierung.

Wie sollen sich die Musikfestspiele entwickeln, wenn sie in einem Jahr in Geld schwimmen, im nächsten Jahr aber wieder um die Existenz kämpfen müssen wie in all den Jahren zuvor? Wie soll ein Event wie das Apollon-Festival am Saarbrücker Osthafen Touristen aus ganz Europa anziehen, wenn es schon lange wieder vorbei ist, bevor überhaupt jemand darauf aufmerksam geworden ist – geschweige denn, es in seine Reiseplanung aufgenommen hätte?

Und warum wird neben Hemmersdorf Pop, der West-Side-Story auf dem Saarpolygon und dem Jazzfestival Fill In jetzt noch ein weiteres neues Musikfestival auf dem Uni-Campus gefördert?

Die Zauberflöte wird im Rahmen der Opernfestspiele am Saarpolygon aufgeführt (Foto: picture alliance/dpa | Oliver Dietze)
Die Zauberflöte wird im Rahmen der Opernfestspiele am Saarpolygon aufgeführt

Weniger wäre mehr!

Lieber gezielter fördern und vor allem: Mit Weitblick. Das Hemmersdorf Pop Festival hat als einziges Projekt keine einmalige Summe erhalten, sondern erhält Förderung über drei Jahre. Auch das ist immer noch sehr sportlich, wenn man ein Festival wirklich etablieren will – aber immerhin ein Anfang.

Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität!

Lieber ein oder zwei Projekte so finanzkräftig und langfristig unterstützen, dass sie auch wirklich zu leuchten anfangen und über die Region hinaus strahlen, anstatt jedes Jahr zahlreiche Strohfeuer zu entzünden, die schnell wieder verglühen.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 09.05.2025 auf SR kultur.

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