Die Ausstellung "Unendlicher Sonntag – Zwischen Freizeit und Revolte"
Maurizio Cattelan & die Sammlung des Centre Pompidou
Zu seinem 15. Geburtstag lädt das Centre Pompidou in Metz mit der Ausstellung "Unendlicher Sonntag" zu einem Streifzug durch die Kunstgeschichte und das zeitgenössische Denken ein.
Neue Sicht auf eine außergewöhnliche Sammlung
Die Ausstellung erstreckt sich über das gesamte Museum – vom Forum über die Grande Nef und die Galerie 1 bis zu den Galeriedächern, die erstmals als Skulpturengarten genutzt werden. Sie versammelt über 400 Werke aus den verschiedenen Abteilungen des Musée national d’art moderne, die auf 30 Werke von Maurizio Cattelan treffen.
Als international bekannter Künstler und Gastkurator der Ausstellung nimmt er die Sammlung kritisch in den Blick, um überraschende Bezüge und Korrespondenzen herzustellen.
Provokante Kunstwerke
Eine amerikanische Toilettenschüssel aus purem Gold. Eine Banane mit Klebeband, die bei Sotheby’s für knapp 6 Millionen Euro versteigert wurde, oder Adolf Hitler, der andächtig auf den Knien betet. Mit seinen provokanten und sarkastischen Kunstwerken hat Maurizio Cattelan die internationale Kunstwelt erobert und führt sie gleichermaßen ad absurdum.
Das Centre Pompidou in Metz würdigt nun den italienischen Künstler mit einer Mono-Schau, erklärt die Direktorin des Centre Pompidou Metz, Chiara Parisi:
„Die Idee war, zum einen die großartige Sammlung unseres Mutterhauses, des Centre Pompidou Paris, zu feiern. Und das tun wir, indem wir diese Werke denen des großen Denkers und Künstlers Maurizio Cattelan gegenüberstellen. Cattelan ist ja mit seinen Werken in der Kunstwelt omnipräsent, und das, obwohl er im eigentlichen Sinne kein zeitgenössischer Künstler ist. Er arbeitet ja fast in klassischer Manier. Das hat ihn dazu prädestiniert, aus den fast 120.000 Kunstwerken der Pariser Sammlung eine Auswahl zu treffen. Und das hat er mit viel Engagement und Spaß getan.“
Gleich zu Beginn, in der großen Eingangshalle, wird man mit einem überdimensionalen Stinkefinger begrüßt. „Il dito“ – der Finger, eine Skulptur, die an die berühmten Marmor-Statuen von Michelangelo erinnert – einerseits. Andererseits eben auch die monumentale Kitsch-Ästhetik der Mussolini-Zeit in Italien. Deshalb sind auch alle Finger, jenseits des Mittelfingers, abgesägt. Eine künstlerische Abrechnung also, die erstmal monumental schön daherkommt – und das ist das künstlerische Konzept von Maurizio Cattelan, so Chiara Parisi. Der Schock bei dem Betrachter wird erst auf den zweiten Blick ausgelöst.
„Er spielt gerne mit der Ironie, natürlich. Wenn man beispielsweise an die Skulptur ‚him‘ denkt, die Hitler als auf den Knien betenden, kleinen Mann darstellt. Das wirkt erstmal harmlos. Doch auf den zweiten Blick ist das natürlich ein Kunstwerk, das sehr schwer zu ertragen ist. Es sind immer diese zwei Ebenen, auf denen er spielt. Wie zwei getrennte Hirnhälften, und diese treten dann in eine Interaktion.“
Von A bis Z ist das Konzept dieser Ausstellung, die leider oftmals auch sehr wirr ein Feuerwerk der Kunst eröffnet und nicht immer sonderlich nachvollziehbar die Kunstwerke präsentiert. Dafür gibt es Kunst von Chantal Akerman bis Billi Zangewa. Von der klassischen Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst.
Francis Bacon, Sophie Calle, Marcel Duchamp, Giacometti, Picasso – und das sind nur einige der weltberühmten Künstler, die dort mit ihren Werken vertreten sind – und die fast das ganze Haus bespielen bis hin aufs berühmte Dach. Dort wurde ein Skulpturen-Garten installiert. Man kann dort also einen Sonntag mit Kunst verbringen, der nie zu Ende zu gehen scheint: „Dimanche sans fin – ein unendlicher Sonntag.“
Ausstellung
"Dimanche sans fin – ein unendlicher Sonntag"
Centre Pompidou Metz
1, parvis des Droits-de-l’Homme
www.centrepompidou-metz.fr
Ausstellungdauer
08. Mai 2025 bis zum 02. Februar 2027
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag: 10.00 bis 18.00 Uhr
Freitag bis Sonntag: 10.00 bis 19.00 Uhr
Dienstag: Ruhetag
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 07.05.2025 auf SR kultur.