Moritz Riesewieck: "Ein Haufen Daten und selbstlernende Algorithmen"

Die digitale Welt nimmt immer mehr Platz in unserem Leben ein. Mittlerweile nimmt sie sogar Einfluss auf das Lebensende: Damit haben sich die Dokumentarfilmer und Theatermacher Moritz Riesewieck und Hans Block intensiv beschäftigt und ihre Rechercheergebnisse gemeinsam aufgeschrieben. "Die digitale Seele" heißt ihr Buch. Im Rahmen der ARD-Themenwoche hat SR-Moderator Chris Ignatzi mit Moritz Riesewieck gesprochen.

Die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, gehört zu den großen Menschheitsfragen. Antworten werden in den verschiedensten Bereichen gesucht - seit einiger Zeit beschäftigen sich auch Forscher und Start-up-Gründer im Umfeld der künstlichen Intelligenz mit dieser Frage.

Ein manipulatives Versprechen

Moritz Riesewieck erzählt, dass die Recherche zum Buch "Die digitale Seele" zu einigen Schlüssen geführt habe: In Westeuropa glaubten immer weniger Menschen an Gott und das ewige Leben im Jenseits. Trotzdem glaube aber auch nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, es gebe kein Leben nach dem Tod. Genau da setzten Tech-Unternehmen und Start-ups jetzt an - ganz nach dem Motto: "Wir können Euch hier auf Erden [...] digital unsterblich machen." Riesige Datenmengen und selbstlernende Algorithmen seien das Instrument dazu, um als "digitales Wesen nach dem Tod weiterzuexistieren".

Nicht so weit entfernt, wie man denkt?

Riesewieck und sein Kompagnon Block wollten sich ein umfangreiches Bild machen und haben die Pionier*innen der Branche getroffen. Auch haben sie mit ersten Kund*innen gesprochen, erzählt Riesewieck: "Zum Teil ist das natürlich noch sehr rudimentär und es holpert und stottert. Aber es gibt auch durchaus Ansätze, die tatsächlich magisch sind".

In 15 bis 20 Jahren Social Media seien gigantische Datensätze zusammengekommen. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz könne man Muster auslesen und damit auch Charaktereigenschaften: "Wie drückt sich jemand aus, was für einen Humor hat man, wie nimmt jemand Anteil am Leben anderer?" Diese Muster könnten dann durch selbstlernende, künstliche, neuronale Netze reproduziert werden und auch angewendet werden auf neue Situationen.

"Dann kann man schon tatsächlich den Eindruck haben, man hätte es mit einem Wiedergänger eines verstorbenen Menschen zu tun, weil er eben all die Muster zeigt, die dieser Mensch zu Lebzeiten gezeigt hat."

Informationen zum Buch

Moritz Riesewieck und Hans Block: "Die digitale Seele"
ISBN: 978-3442315413
Goldmann: 592 Seiten
Gebundene Ausgabe: 20 Euro

ARD-Themenwoche

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 19.11.2020 auf SR 2 KulturRadio.

WOLLEN SIE SR.DE WIRKLICH VERLASSEN?

Viele Soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube erfüllen nicht die hohen Datenschutz-Standards des SR. Deshalb sollten Sie bei diesen Anbietern besonders auf Ihre persönlichen Daten achten.

Unser Tipp: Nur das posten und angeben, was Sie theoretisch jedem Internetnutzer zeigen würden. Außerdem sollten Sie die voreingestellten Datenschutzeinstellungen der jeweiligen Anbieter überprüfen.

WOLLEN SIE SR.DE WIRKLICH VERLASSEN?

Viele Soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube erfüllen nicht die hohen Datenschutz-Standards des SR. Deshalb sollten Sie bei diesen Anbietern besonders auf Ihre persönlichen Daten achten.

Unser Tipp: Nur das posten und angeben, was Sie theoretisch jedem Internetnutzer zeigen würden. Außerdem sollten Sie die voreingestellten Datenschutzeinstellungen der jeweiligen Anbieter überprüfen.