Wirbel um abgesagte Ausstellung der jüdischen Künstlerin Candice Breitz

Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hat die Candice-Breitz-Ausstellung im Saarlandmuseum abgesagt. Begründung: Die Künstlerin distanziere sich nicht klar vom Hamas-Terror. Breitz bestreitet das und verweist auf ihre Social-Media-Aktivitäten.

Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hatte geplant, im kommenden Frühjahr Werke der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz im Saarlandmuseum auszustellen. Am Freitagabend kam dann die überraschende und knappe Absage per Pressemitteilung der Stiftung:

"Der Vorstand trifft diese Entscheidung nach reiflicher Überlegung in Anbetracht der medialen Berichterstattung über die Künstlerin im Zusammenhang mit ihren kontroversen Äußerungen im Kontext des Angriffskrieges der Hamas auf den Staat Israel."

"Keine Chance, sich zum Vorwurf zu äußern"

Candice Breitz, selbst Jüdin, hatte einen Tag später Kontakt mit Stiftungsdirektorin Andrea Jahn: "Als ich mit ihr gesprochen habe, war ein Artikel in der Saarbrücker Zeitung bereits erschienen. Ich war von der Webseite des Museums entfernt worden. Ich hatte keinerlei Chance, mich gegenüber denjenigen zu äußern, die diese Absage verantworten."

"Keine Chance, mich gegenüber denjenigen zu äußern, die diese Absage verantworten"

Kritisch gegenüber Hamas und Israel

Candice Breitz sagt, sie habe sich vielfach und eindeutig gegen den Terror der Hamas ausgesprochen und verweist dabei auf ihre Social Media Aktivitäten. Sie sagt aber auch, dass ihrer Ansicht nach "das Leben palästinensischer Kinder gleichwertig mit dem von jüdischen und israelischen Kindern" sei.

"Ebenso wie ich absolut und unzweifelhaft kritisch zur Hamas bin, bin ich auch kritisch gegenüber der aktuellen rechten israelischen Regierung."

Der Fall Candice Breitz - Ein Kommentar

"Absage ist komplett abwegig und absurd"

Die Chefredakteurin des Kunstmagazins Monopol, Elke Buhr, sieht die Ausstellungsabsage der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz kritisch. In der aktuellen Monopol-Ausgabe hatte sie einen Kommentar dazu veröffentlicht.

Buhr sagte im SR-Interview: "Ich finde die Absage komplett abwegig und absurd. Ich verstehe nicht, wie das Museum darauf kommt und warum man eine Ausstellung zu einem ganz anderen Thema absagt, ohne überhaupt in eine Debatte eingetreten zu sein."

Kritik an Breitz' Haltung

Das Bildungsministerium dagegen unterstützt die Entscheidung, die jüdische Künstlerin Candice Breitz auszuladen. Man wolle niemandem ein Podium zur Verfügung stellen, der bewusst oder unbewusst in Hinblick auf den Nahostkonflikt eine Täter-Opfer-Umkehr unterstütze, heißt es in der Stellungnahme der Kulturministerin.

In dem Schreiben kritisiert man Breitz' Haltung gegenüber der israelkritischen Bewegung BDS. In der Vergangenheit hatte Breitz zusammen mit knapp 1000 anderen Künstlern einen offenen Brief unterschrieben, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, die israelkritische Bewegung nicht pauschal als antisemitisch einzustufen.

„Was wir jetzt sehen, ist das Gegenteil der vielleicht gut gemeinten Intention der Stiftung“

"Es steht jeder Künstlerin frei zu artikulieren, was sie denkt"

Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz hat ihre Entscheidung bekräftigt, die jüdische Künstlerin Candice Breitz auszuladen. Die Vorständin der Stiftung, Dr. Andrea Jahn, sagte dem SR, man habe sich mit diesem Schritt klar an der Seite Israels positioniert.

Auf Nachfrage hin erklärte Jahn, es stehe jedem Künstler frei, zu artikulieren, was er denke. In dem Fall sei das nicht die Meinung der Stiftung. Dabei ging es um einen Artikel in der taz vom 20.11.23. Darin habe sich Candice Breitz nicht ausreichend von der Hamas distanziert. Am Ende habe man die Kunst, die übrigens nichts mit dem Thema Nahost zu tun hatte, und die Person Candice Breitz nicht mehr habe trennen können.

"Es steht jeder Künstlerin frei zu artikulieren, was sie denkt"

Bundesweite Beachtung

Die Ausladung von Candice Breitz hatte im Laufe der Woche auch bundesweit eine Debatte zum Thema der Meinungs- und Kunstfreiheit ausgelöst.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 27.11.2023 auf SR 2 KulturRadio.

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