Filmfestival Max Ophüls Preis 2014 (Foto: K. Forst)

Die Mitternachtstalks am Donnerstag

Christian Schwarz  

Auch am Donnerstagabend lockten die SR-Talks interessierte Festivalgänger wieder zu spannenden Gesprächsrunden in Lolas Bistro. Dieses Mal saßen die Macher der Filme „Der Bau“, „Freistatt“, „Bad Luck“ und „Die Liebe unserer Eltern“ auf dem Podium.


„Der Bau“ mit Jochen Alexander Freydank

Max Ophüls Preis 2015
Rezension: Der Bau
Vielleicht hätte Oscar-Preisträger Jochen Alexander Freydank aus einer alptraumhaften Kafka-Story lieber einen Kurzfilm machen sollen, als ihn mit viel Geld zu einer langatmigen One-Man-Show aufzublasen. Eine Geduldsprobe selbst für hartgesottene Arthouse-Fans.

Die Kafka-Erzählung „Der Bau“ lieferte die Vorlage für Jochen Alexander Freydanks gleichnamigen Film. Zu Beginn der Talks am Donnerstag erklärte er seine Stoffwahl damit, dass Kafkas Themen 90 Jahre nach Veröffentlichung noch immer topaktuell seien. Beispielhaft stünde dafür das „sich Einigeln“, das die Hauptfigur im Film vollzieht. Sowohl im Kleinen als auch im Großen gebe es das auch vielfach in unserer Zeit. Freydank denkt dabei unter anderem an Europa, das seine Grenzen im Mittelmeer schützt, um sich abzuschotten.
Für die Hauptrolle sei Axel Prahl, der krankheitsbedingt seinen Saarbrücken-Besuch absagen musste, die ideale Besetzung gewesen. Gemeinsam habe man viel zusammengesessen und über einzelne Szenen und die Sprache Kafkas geredet. Was am Ende dabei rausgekommen ist, sei trotz aller Anstrengungen genau das, was er sich vorgestellt hatte. Über 90 Prozent der Szenen wurden übrigens im Saarland gedreht.


„Freistatt“ mit Marc Brummund und Wolfgang Rosenkötter

Max Ophüls Preis 2015
Rezension: Freistatt
Der Deutsche Drehbuchpreis ging 2013 an „Freistatt“. Auch der fertige Film überzeugt mit großartigen und bewegenden Schauspielleistungen. Eine aufwühlende, verstörende Story um den Kampf eines Jungen gegen Gewalt und Unterdrückung. Äußerst sehenswert – aber nichts für schwache Nerven.

Ein kurzer Magazin-Beitrag über „schwarze Pädagogik“ in der BRD habe ihn auf das Thema aufmerksam gemacht, erklärte im Anschluss "Freistatt"-Regisseur Marc Brummund. Berichte darüber, dass in den 1960er und 1970er-Jahren in Deutschland Heimkinder systematisch gequält wurden, erhielt er vor allem vom Zeitzeugen Wolfgang Rosenkötter. Dieser schilderte seine Erfahrungen als betroffenes Heimkind und zeigte sich vom Endresultat des fertigen Films sehr beeindruckt. Nachdem er 40 Jahre nicht über die Ereignisse gesprochen hatte, sei die physische und psychische Gewalt im Film realitätsnah eingefangen worden.
Regisseur Brummund, der nur fünf Kilometer vom namengebenden Ort Freistatt entfernt aufgewachsen ist, betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Rosenkötter für ihn gewesen sei. Darüber hinaus ging es ihm vor allem darum, die Relevanz sowie die historische Bedeutung ins Genre Gefängnisfilm einzubetten. Um die zur damaligen Zeit passende Atmosphäre zu schaffen, nutzte er aus dieser Epoche stammende Musik, aber auch kleine Details wie beispielsweise Africola-Flaschen oder ein Bonanzarad.


„Bad Luck“ mit Thomas Woschitz, Hannes Starz und Gabriele Kranzelbinder

Kärnten ist der Heimatort von Regisseur Thomas Woschitz und seiner beiden Begleiter auf dem Podium. Nicht unwichtige zu wissen, denn die Region im Süden Österreichs spielt im Film "Bad Luck" eine wichtige Rolle für den Charakter ihres Projekts. So wurde nicht nur in der Gegend gedreht, auch die Schauspieler waren größtenteils waschechte Kärntner. Zwar habe man versucht, den Film mit ausgebildeten Schauspielern umzusetzen. Nach den Castings war man trotz großer Resonanz aber nicht wirklich glücklich. Also seien Passanten spontan angesprochen und gefragt worden, ob sie sich eine Mitarbeit vorstellen konnten.

Viele wollten und Regisseur Thomas Wolschitz war zufrieden. Schließlich könne „nur ein Automechaniker einen Automechaniker auch so verkörpern, wie dieser wirklich ist“. Entstanden sei dabei ein tragikomischer Film, bei dem es laut Produzentin Gabriele Kranzelbinder darum geht, im falschen Moment das Falsche zu tun und so in einer Situation zu landen, aus der man nicht mehr ohne Weiteres herauskommt.


„Die Liebe unserer Eltern“ mit Thomas A. Szabó und Lukas Steinbach

Max Ophüls Preis 2015
Rezension: Die Liebe unserer Eltern
Regisseur Szabó inszeniert einen Young Adult Fantasyfilm – bleibt dabei aber zu abstrakt. Die Hintergründe des Plots sind nur schwer greifbar, für nachvollziehbare charakterliche Entwicklungen der Figuren fehlt die Zeit. Insgesamt ein eher anstrengendes Filmerlebnis.

Mit  „Die Liebe unserer Eltern“ stand zum Abschluss ein Fantasy-Film zur Diskussion. Ein „Young adult Fantasy-Film“, erklärte Jungregisseur Thomas A. Szabó, der gleichzeitig gestand, diesen Ausdruck selbst erst vor einigen Wochen gelernt zu haben. Wichtig sie ihm, einen Stoff entwickelt zu haben, der die Zuschauer aus einem möglicherweise tristen Alltag abtauchen lässt. Schließlich reize ihn das bei privaten Kinobesuchen auch am Meisten.
In „Die Liebe unserer Eltern“ sei es darum gegangen, etwas Menschliches in etwas Übernatürliches zu verpacken. Gemeinsam habe man viele Optionen der Gestaltung durchdacht, erklärte Kameramann Lukas Steinbach, und schließlich das Persönliche in den Vordergrund gestellt. Deshalb sei bewusst auf ein „Effektspektakel“ verzichtet worden. Vielmehr habe man eine gedeckte Stimmung erzeugen wollen, weshalb es nicht täusche, dass vor allem Grautöne die Bildgestaltung prägten.

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