Prozessauftakt im Grubenwasserprozess (Foto: SR/Yvonne Schleinhege)

Kläger zu Grubenprozessen zum ersten Mal vor Gericht gehört

Jimmy Both / Onlinefassung: Rebecca Wehrmann   20.06.2023 | 18:30 Uhr

Gegen den geplanten Grubenwasseranstieg gibt es mehrere Klagen. Am Dienstag haben nun bei zwei Prozessen die ersten Anhörungen stattgefunden. Urteile sollen erst in zwei Wochen folgen, diese könnten sich auf weitere, noch anstehende Grubenwasserklagen auswirken.

Vor zwei Jahren wurde offiziell der Grubenwasseranstieg beschlossen. Damit soll die RAG das Grubenwasser in ehemaligen Bergwerken bis auf minus 320 Meter ansteigen lassen dürfen. Damit war die RAG ihrem Ziel nähergekommen, die Pumpen unter Tage abzustellen und die Kosten für die Wasserhaltung zu reduzieren. Für das Abpumpen des Wassers aus den Saar-Gruben wendet sie jährlich 20 bis 30 Millionen Euro auf.

Video [aktueller bericht am Montag, 20.06.2023, Länge: 3:28 Min.]
Auftakt im Prozess um Grubenflutung in Landsweiler-Reden

Erste Anhörungen vor Gericht

Die entsprechenden Dokumente des Oberbergamtes zu diesem Beschluss wurden im September desselben Jahres im Internet veröffentlicht. Im Anschluss konnten – sechs Wochen später – Klagen eingereicht werden. Unter anderem hatte die Stadt Saarlouis das getan.

Am Dienstag sind nun die Kläger zum ersten Mal angehört worden, vor dem Oberverwaltungsgericht Saarlouis. Mehr als fünf Stunden dauerten die Anhörungen und Erörterungen – von der Stadt Saarlouis, den Stadtwerken, der Gemeinde Merchweiler und des Umweltverbands ProH2O.

Video [aktueller bericht am Montag, 19.06.2023, Länge: 3:18 Min.]
RAG will Pumpen der Wassergärten in Landsweiler-Reden abstellen
Die Wassergärten in Reden am ehemaligen Bergwerk sind ein touristischer Magnet im Saarland. Angelegt wurden sie, um die 50.000 Kubikmeter Wasser, die dort mit einer Temperatur von ca. 30 Grad täglich von der RAG hochgepumpt wird, abzukühlen bevor sie ungefiltert in einen Bach eingeleitet werden. Aufgrund des Flutungskonzeptes für saarländische Gruben will die RAG nun bald die Pumpen abstellen.

Sie alle beantragen vom Oberbergamt, den Beschluss zum Grubenwasseranstieg von 2021 aufzuheben. So fürchten die Gemeinden durch Erdbewegungen etwa Schäden am Straßennetz, Denkmälern und kommunalen Einrichtungen. Die Stadtwerke sorgen sich um die Wasserqualität.

Urteil könnte richtungsweisend für weitere Klagen sein

Zu Beginn wurde auch über die Klagebefugnis diskutiert. RAG und Oberbergamt bezweifeln, dass die Kommunen überhaupt klagen dürfen. Zudem machten sie deutlich, dass die Befürchtungen der Kommunen unbegründet seien.

"Ein sehr wichtiger Punkt wird die Wasser- und Trickwasserqualität sein"
Audio [SR 3, Moderation: Simin Sadeghi / im Gespräch: Jimmy Both, 20.06.2023, Länge: 02:27 Min.]
"Ein sehr wichtiger Punkt wird die Wasser- und Trickwasserqualität sein"
2012 wurde das Steinkohlebergwerk in Ensdorf stillgelegt. Der Betreiber RAG pumpt seitdem Wasser aus den Schächten, würde damit aber gerne aufhören. Zwei Gerichtsprozesse zur Grubenflutung haben daher in Saarlouis begonnen. SR-Reporter Jimmy Both

Ein Urteil wird in den kommenden zwei Wochen schriftlich verkündet. Dann wird auch klar, ob und wie es mit den noch nicht terminierten acht weiteren Klagen zum Grubenwasseranstieg weitergeht. Außerdem könnten die Beteiligten auch noch zum Bundesverwaltungsgericht weiterziehen.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 20.06.2023 berichtet.


Mehr zum Thema:

Drei von elf Klagen
Gericht befasst sich heute mit Klagen gegen Grubenwasseranstieg
Ab heute beschäftigt sich das Oberverwaltungsgericht in Saarlouis mit den ersten Klagen gegen den im Saarland genehmigten Grubenwasseranstieg. Eine Entscheidung soll voraussichtlich zwei Wochen später fallen.

RAG stellt Pläne heute vor
Grubenwasseranstieg auch formal beschlossen
Im Juli war bekanntgeworden, dass der Grubenwasseranstieg im Saarland genehmigt wird - jetzt ist das Verfahren formal abgeschlossen. Die Unterlagen werden bald im Internet veröffentlicht und in 30 Kommunen ausgelegt. Danach sind Klagen möglich.

Dossier
Der Bergbau und sein Erbe
Im Juni 2012 war Schluss mit dem Bergbau an der Saar. Nach über 260 Jahren ist damals die letzte Grube still gelegt worden. Eine Ära, die auch heute noch nachwirkt und ein umstrittenes Erbe hinterlässt.


Weitere Themen im Saarland:

Einigung durch Kompromiss
Musikschule Sulzbach offenbar gerettet
Weil sich die Trägergemeinden Quierschied und Sulzbach nicht über die Finanzierung der Musikschule Sulzbach einigen konnten, stand eigentlich ihr Ende bevor. Eine Kompromisslösung könnte das aber verhindern. Offenbar wollen die Lehrer einem Vorschlag zur Rettung der Musikschule zustimmen.

Gespräche zwischen IG Metall und Führung
Sozialverhandlungen bei Ford vorerst ohne Ergebnis beendet
Die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag bei Ford zwischen Geschäftsführung und IG Metall sind zu Ende gegangen - wie erwartet zunächst ergebnislos. Nach SR-Informationen soll es zeitnah einen weiteren Termin geben.

Saar-Fraktionen sehen Bund in Verantwortung
Kommunale Wärmeplanung nur mit Bundesmitteln umsetzbar
Die Bundesregierung will das geplante Heizungsgesetz möglichst bald auf den Weg bringen. Zunächst aber sollen die Kommunen Konzepte für die örtliche Wärmeplanung vorlegen. Im Saarland stößt dieser Plan auf Kritik - es müsse finanzielle Hilfen vom Bund geben.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja