Ein Schild mit der Aufschrift "Polizei" (Foto: picture alliance / Daniel Reinhardt)

Polizeigewerkschaften zoffen sich um Mitglieder

Thomas Gerber   19.06.2023 | 06:30 Uhr

Zwischen den beiden größten Polizeigewerkschaften im Saarland hängt der Haussegen schief. So soll die DPolG beim Werben um Mitglieder großzügig Geschenke verteilt haben. Zudem soll sie nach SR-Informationen die größere GdP teilweise verunglimpft haben.

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) im Saarland, Markus Sehn, räumt ein: Die Akquise von Neumitgliedern unter den Polizeianwärtern habe sich zu einer regelrechten Werbemittelschlacht entwickelt. Die DPolG gewährte den angehenden Polizisten im letzten Herbst dabei nicht nur ein Jahr Beitragsfreiheit sondern köderte sie unter anderem mit kostenlosen Einsatztaschen und -rucksäcken, mit Lauf-Shirts und Gesetzessammlungen.

DPolG versendet Rechnungen und Mahnungen

Das war relativ erfolgreich - etwa 40 Prozent der Anwärter seien in die DPolG - derzeit rund 650 Mitglieder - eingetreten. Einige von ihnen sind inzwischen allerdings ausgetreten und haben nicht schlecht gestaunt, als die Gewerkschaft ihnen Rechnungen und inzwischen gar Mahnungen zuschickte.

Da sie sich für zwei Jahre Mitgliedschaft verpflichtet hätten, sollen sie nun anteilig den erlangten geldwerten Vorteil zurückerstatten - bis zu 120 Euro für Einsatzrucksack und Co.

DPolG-Landeschef Sehn findet dieses Vorgehen völlig normal. Schließlich sei man allen Mitgliedern und Beitragszahlern verpflichtet. Die Verfahrensweise sei üblich, teilte er dem SR mit, und diene der Solidargemeinschaft.

Verunglimpfungen durch DPolG

Alles andere als solidarisch soll aber das Verhalten der DPolG gegenüber der Konkurrenzgewerkschaft gewesen sein. In WhatsApp-Gruppen wurde die weitaus größere Gewerkschaft der Polizei (GdP) - rund 2600 Mitglieder im Saarland - quasi als verlängerter Arm der Antifa, des schwarzen Blocks und von Steinewerfern bezeichnet.

Zudem sei die GdP mehr als nur SPD-nah und setze sich über den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), in dem die GdP Mitglied ist, für eine Bürgerversicherung ein. Polizeibeamte müssten dann Sozialabgaben zahlen und hätten zukünftig deutlich weniger Lohn. Sehn wollte dies zwar nicht bestätigen, dem SR jedoch liegen entsprechende WhatsApp-Nachrichten vor.

Einigungsgespräch stattgefunden

Was Sehn jedoch bestätigt: wegen der gewerkschaftlichen Zerwürfnisse hat es eine Art Einigungsgespräch bei Polizeivizepräsidentin Natalie Grandjean gegeben. Dort habe man sich darauf geeinigt, bei der Mitgliederwerbung mit weniger harten Bandagen zu kämpfen. Zukünftig würden bei der Mitgliederwerbung die Vorteile der eigenen und nicht die "Nachteile" der anderen Gewerkschaft in den Mittelpunkt gestellt.

GdP-Landeschef David Maaß erklärte, seine Gewerkschaft habe dies schon immer so gehalten. Falschbehauptungen hätten da keinen Platz. Und auch Saar-DPolG-Chef Sehn ist bemüht, die Wogen zu glätten. Schließlich komme es ja durchaus vor, dass ein DPolGler gemeinsam mit einem GdPler im Streifenwagen sitze.


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