Weizenfeld (Foto: Imago/Panthermedia)

Trockenheit im Saarland: So ist die aktuelle Lage

Melina Miller   21.06.2023 | 16:30 Uhr

Seit Wochen hat es im Saarland keine nennenswerten Mengen mehr geregnet. Vor allem die Landwirtinnen und Landwirte sitzen auf dem Trockenen. Wie es in den tieferen Bodenschichten aussieht, beobachtet unter anderem das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Ein Überblick.

„Der Boden ist im Moment schon sehr, sehr ausgetrocknet und hat auch ziemlich große Risse drin. Die Pflanzen leiden schon sehr, zum Beispiel der Weizen. Wir müssen mit Verlusten rechnen“, sagt Landwirt Phillip Pabst. Er führt den Eichhof Wolfersweiler im Nebenerwerb – und bewirtschaftet 140 Hektar Land mit Ackerbau und Grünlandwirtschaft.

Neben dem Sommergetreide leidet laut saarländischem Bauernverband aktuell auch der Mais. „Wir bräuchten mehr Wasser als da ist“, erklärt Alexander Welsch, Geschäftsführer des Verbandes. Da die Flächen im Saarland - außer wenige Hektar Gemüse in der Lisdorfer Aue - nicht bewässert würden, heiße das vor allem: Weniger Ertrag. Das wirke sich dann natürlich auf das Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte aus.

Landwirt Philipp Pabst (Foto: pricat)
Landwirt Philipp Pabst

Voraussetzungen über den Winter gut

Dabei seien die Voraussetzungen für die Landwirtschaft über den Winter und im Frühjahr eigentlich super gewesen, erklärt Landwirt Pabst. Nur: Seit dem sehr nassen April hat es praktisch nicht mehr wirklich geregnet. Zumindest war der Mai laut Deutschem Wetterdienst deutlich zu trocken – deutschlandweit und auch im Saarland. Und auch im Juni sind bisher kaum Tropfen gefallen: Bei Philipp Pabst in Wolfersweiler hat es seit mehr als fünfeinhalb Wochen nicht mehr geregnet. 

Landwirte wünschen sich mehr als einen Schauer

Dass für diese Woche Gewitter und Schauer angesagt sind, könne vielleicht ein „kleines bisschen“ Entspannung bringen, sagt Pabst. Aber eigentlich bräuchte es ein paar Tage Dauerregen.

Das wünscht sich auch Gewässerökologe Adam Schmitt, der unter anderem den NABU im Saarland berät. Neben den Auswirkungen auf die Landwirtschaft sieht er nämlich noch andere Gefahren durch die Trockenheit. So gebe es aktuell schon Bäche, die austrocknen, Angler klagten über zu wenig Wasser für ihre Teiche und die Abwässer in Kläranlagen könnten möglicherweise bald nicht mehr ausreichend verdünnt werden. „Ohne eine länger anhaltende Regenperiode wird sich die Wasserqualität der kleinen und mittelgroßen Bäche und Flüsse weiter verschlechtern. Es drohen auch Fischsterben”, so Schmitt.

Auswirkungen aufs Grundwasser

Beim Grundwasserspiegel besteht laut saarländischem Umweltministerium allerdings aktuell kein Grund zur Sorge. Der Grund: Der Großteil des Grundwassers wird eh in den Wintermonaten aufgebaut – und die waren im Saarland ja niederschlagsreich. „Im Winterhalbjahr steigen die Grundwasserspiegel in der Regel an und sinken im Sommer mehr oder weniger stark ab. Trockenperioden in den Sommermonaten wirken sich daher grundsätzlich weniger stark bis kaum auf die Grundwasserneubildung aus“, ergänzt Ministeriumssprecher Matthias Jöran Berntsen auf SR-Anfrage.

Auch in Zukunft rechnet das Ministerium mit einer gesicherten Grundwasserversorgung im Saarland. Die vorliegenden Klimaprojektionen zeigten, dass es im Saarland in den Wintermonaten weiterhin ausreichend Niederschlag geben werde: „Daher ist im Saarland, landesweit betrachtet, die Versorgungssicherheit mit Grund- und Trinkwasser auch in Zeiten extremer Trockenheit langfristig gewährleistet.“

Dürremonitor: Saarland nicht im roten Bereich

Das zeigt auch ein Blick auf den Dürremonitor des Helmholtz-Instituts für Umweltforschung. In einer täglich aktualisierten Karte werden die unterschiedlichen Trockenheitsstadien des Ober-, Unter- und Gesamtbodens (bis zu einer Tiefe von ca. 1,8 Metern) dargestellt. Schaut man sich hier den Zustand des Gesamtbodens an, sieht der im Saarland nämlich weitgehend solide aus – vor allem im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland.

Den Grund dafür erklärt Andreas Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros, auf SR-Anfrage: Im Saarland war es nach dem sehr trockenen letzten Sommer im Zeitraum September 2022 bis einschließlich April 2023 zu nass. „Daher haben sich sowohl der Oberboden als auch der Gesamtboden bis zwei Meter Tiefe von der Dürre erholt. Die Grundwasserstände leben von der Erholung im Winterhalbjahr und hatten daher sehr gute Bedingungen.

Alexander Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros (Foto: Sebastian Wiedling/UFZ)
Alexander Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros

Einzig beim „pflanzenverfügbaren Wasser“ – also der Wasserverfügbarkeit in bis zu 25 Zentimetern Bodentiefe – ist das Saarland rot eingefärbt. Das beschreibt genau den Effekt, von dem auch die saarländischen Bäuerinnen und Bauern sprechen: Die Pflanzen, die im Moment auf den Feldern stehen, haben Durst.

Dürreexperte Marx sagt: Zwischen 25 und 60 Zentimeter Tiefe sei für landwirtschaftliche Kulturen aber noch nutzbares Wasser vorhanden. Noch sei die Ausgangssituation für das Saarland für diesen Sommer insgesamt „normal”. Wie sich der Sommer aber entwickeln wird, ist laut Marx noch nicht vorhersehbar – das hängt zum Beispiel auch davon ab, ob es Hitzewellen geben wird, bei denen viel Wasser verdunstet.

Dürremonitor Gesamtboden (Foto: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung)
Dürremonitor Gesamtboden

Weiterhin Waldbrandgefahr

Zurück ins Hier und Jetzt: Aktuell besteht im Saarland weiterhin Wald- und Wiesenbrandgefahr. Vor allem für das Wochenende zeigt der Grasland-Feuerindex des Deutschen Wetterdienstes wieder eine hohe Gefahrenstufe an.

Immer wieder gab es in den vergangenen Wochen schon kleinere Brände im Saarland, bei unseren Nachbarn nahe Pirmasens stand sogar eine Fläche von 14 Hektar Wald in Flammen. Wie sich die angekündigten Gewitter in den kommenden Tagen auf die Gesamtsituation auswirken, bleibt abzuwarten. Allerdings meldet der Deutsche Wetterdienst in seiner Vorhersage für das Wochenende wieder trockene Tage.

UFZ-Dürremonitor - Pflanzenverfügbares Wasser bis 25 cm (Foto: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung)
UFZ-Dürremonitor - Pflanzenverfügbares Wasser bis 25 cm

Umweltministerin appelliert an Eigenverantwortung

Um der Trockenheit etwas entgegenzusetzen, kann jeder und jede – unabhängig vom Wetter – einen Beitrag leisten: indem Wasser eingespart wird.

Dazu gehört auch der indirekte Wasserkonsum. Beispiele dafür sind etwa, welche Nahrungsmittel konsumiert werden oder wie oft neue Kleidung gekauft wird. Auch Umweltministerin Petra Berg (SPD) appelliert direkt an die Saarländerinnen und Saarländer: „Jeder sollte die Auswirkungen seines Verhaltens auf das Wasser und die Umwelt insgesamt hinterfragen.“


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