Gutachter spricht im Sinnerthal-Prozess über Motiv des Täters

Mutmaßlicher Sexualstraftäter von Sinnerthal kommt wohl in Psychiatrie

Thomas Gerber   06.05.2024 | 18:07 Uhr

Im Prozess um die getötete 69-jährige Frau aus Schiffweiler ist am Montag der psychiatrische Gutachter des Angeklagten gehört worden. Er hält die Wahrscheinlichkeit für sehr hoch, dass der Angeklagte weitere Sexualdelikte begeht.

Der mutmaßliche Sexualmörder von Sinnerthal muss mit seiner Zwangsunterbringung in der Forensik rechnen. Der psychiatrische Gutachter bescheinigte dem 62-Jährigen, der im September eine Rentnerin aus Schiffweiler erwürgt und vergewaltigt haben soll, am Montag vor dem Landgericht eine verminderte Schuldfähigkeit.

Der Angeklagte leide zudem an einer multiplen Persönlichkeitsstörung und habe die Tat vermutlich aus sexuellem Sadismus heraus begangen.

Mutmaßlicher Sexualstraftäter von Sinnerthal kommt wohl in Psychiatrie
Audio [SR 3, Thomas Gerber, 06.05.2024, Länge: 01:06 Min.]
Mutmaßlicher Sexualstraftäter von Sinnerthal kommt wohl in Psychiatrie

Erneute Sicherheitsverwahrung?

Der eigens aus Bayern hinzugezogene Sachverständige sprach von einer "maximal ungünstigen Legalprognose" – sprich die Wahrscheinlichkeit, dass der Angeklagte weitere Sexualdelikte begeht, sei äußerst hoch. Der Gutachter sprach sich denn auch klar für eine erneute Sicherungsverwahrung aus.

Ob die aber rechtlich möglich ist, sieht das Gericht problematisch. Der Angeklagte ist einschlägig vorbestraft. Seit 1990 wurde er bereits drei Mal wegen Sexualdelikten verurteilt – dabei sei es ihm immer darum gegangen, Macht über Frauen auszuüben.

Bis 2020 saß er deshalb in Sicherungsverwahrung, kam zunächst auf Bewährung frei und musste dann einmal die Woche zur Therapie in die forensische Ambulanz nach Homburg.

Video [aktueller bericht am 06.05.2024, Länge: 2:40 Min.]
Gutachter spricht im Sinnerthal-Prozess über Motiv des Täters

Protest vor Landgericht Saarbrücken

Ein Jahr vor der Tat in Sinnerthal wurde er dort quasi als geheilt entlassen – ein verhängnisvoller Fehler. Am Montagmorgen hatten rund 60 Frauen vor dem Landgericht gegen Femizide und jede Form geschlechtsspezifischer Gewalt protestiert. Der Fall offenbare eine Kette des Versagens, Täter- statt Opferschutz.

Das sei gar so weit gegangen, dass der Angeklagte von seinem Hausarzt Viagra verschrieben bekam.

Protestierende machen mit Plakaten auf „Femizide“ (Mord an Frauen, weil sie Frauen sind) aufmerksam (Foto: SR / Barbara Spitzer)
Protestierende machen mit Plakaten auf „Femizide“ (Mord an Frauen, weil sie Frauen sind) aufmerksam

Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau im Radio am 06.05.2024 berichtet.


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