SR-Online
Zeitzeugen Biografien: Manfred Goergen

Der traurigste Tag des Berufslebens


Früher war Völklingen eine sehr dreckige, sehr schmutzige Stadt. Aber es war Geld unter den Leuten. Und dann kam der Stillstand, da waren wir praktisch eine saubere, aber eine arme Stadt. Die Geschäfte alle zugemacht, hier ist Stillstand, dort ist Stillstand. Da war das Geld nicht mehr unter den Leuten, wie man das in den Anfängen gewöhnt war.

Die Stillsetzung war für mich der traurigste Tag in meinem beruflichen Leben. Da haben Sie Leute stehen sehen, mit denen Sie zehn, 20 Jahre oder länger zusammen gearbeitet haben, die Tränen in den Augen gehabt haben am Hochofen. Da sind Sie nicht ins Büro, haben die Jacke gewechselt und sind nach Hause. Wenn man mal richtig Rückschau hält, ist man im Leben ja länger auf der Arbeit als zu Hause bei der Familie. So hatte ich das empfunden, und so war es auch.

Die Geräusche haben gefehlt. Das haben sie zu Hause schon gemerkt. Ich habe zu Hause gemerkt, wenn der Ofen angefahren ist oder wenn eine Maschine stillgesetzt worden ist. Aufgrund des Geräuschpegels konnte ich immer schon sagen: ‚ Aha, die haben eine Störung...der Hochofen ist aus, die Maschinen stehen.’ Das habe ich schon gewusst - vor allem morgens, weil es in der Nacht ja ruhig war.

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