Demo an der Saar-Uni gegen Rodung: "Hanni bleibt"

Protest gegen Rodung am Stuhlsatzenhaus in Saarbrücken

Jimmy Both   07.07.2024 | 20:39 Uhr

Teile des St. Johanner Stadtwalds sollen gerodet werden, damit die Universität erweitert werden kann. Die Initiative „Hanni bleibt“ wendet sich gegen die Pläne von Land und Stadt. Rund 80 Personen haben sich am Sonntagnachmittag zu einem Protestspaziergang versammelt.

„Hanni“, wie der St. Johanner Stadtwald von den Aktivisten genannt wird, soll bleiben. Das ist das Ziel ihrer Initiative. Werden die Pläne vom Wirtschaftsministerium und der Stadt Saarbrücken allerdings umgesetzt, bleibt von „Hanni“ nur noch ein Teil. Dagegen haben am Sonntag rund 80 Menschen mit einem Spaziergang protestiert.

Wald soll für neuen Campus weichen

Nördlich der Universität des Saarlandes soll nämlich ein neuer Campus entstehen. Dafür will das Wirtschaftsministerium 4,5 Hektar Wald roden. Der Saarbrücker Stadtrat hat die Pläne genehmigt. Nur die Grünen und Die PARTEI stimmten dagegen.

Video [aktueller bericht, 07.07.2024, Länge: 2:48 Min.]
Protest gegen Abholzung am Stuhlsatzenhausweg

Die Initiative „Hanni bleibt“ wehrt sich nun gegen die Baumfällungen. „Gesunder, alter Mischwald soll für einen Bebauungsplan gerodet werden, der an anderer Stelle in Saarbrücken genauso umgesetzt werden könnte“, kritisiert der Sprecher der Initiative, Lucas Kleinbauer. Dass die verschiedenen Institute der Universität auf einem Campus versammelt sein sollen, sei in Zeiten von Klimawandel und Artensterben weniger wichtig.

Kaum konkrete Pläne für neuen Campus

Welche Einrichtungen auf den neuen Campus ziehen, ist größtenteils noch ungewiss. Auf SR-Anfrage nennt das Wirtschaftsministerium konkret nur das Fraunhofer-Institut, das sich auf das neue Gelände erweitern werde. Hinzu kommt noch ein neues Parkhaus.

Weiter ist die Rede nur von einem „neuen Forschungscampus als Entwicklungsmöglichkeit für die Universität und die bestehenden Forschungsinstitute sowie für die Ansiedlung weiterer universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen“.

Die Erweiterung des Universitätsgeländes sei allerdings Voraussetzung, um für überregional bedeutsame Forschungseinrichtungen Teilfinanzierungen durch den Bund zu erhalten. Dafür seien baureife Grundstücke nahe der Universität nötig.

Auf dem bereits bebauten Gelände in diesem Gebiet befinden sich aktuell Forschungsinstitute wie Fraunhofer, CISPA, Helmholtz oder KIST. Allerdings hat das CISPA angekündigt, nach St. Ingbert umzuziehen – auch wenn sich der Umzug schwieriger gestaltet als gedacht.

Fläche soll bis 2027 bereit sein

Eine kleine Fläche des St. Johanner Stadtwalds ist bereits vor einigen Monaten gerodet worden. Frühestens im Herbst könnte es weitergehen. Für die gesamte Erschließung des Geländes rechnet das Wirtschaftsministerium mit einer Dauer von 2,5 Jahren.

Die Tief-, Straßen- und Kanalbaumaßnahmen sollen im Idealfall Mitte 2027 abgeschlossen sein. Dann könnte mit dem Bau der neuen Forschungseinrichtungen begonnen werden. Mit der Fertigstellung erster Gebäude rechnet das Ministerium zu Beginn der 2030er Jahre.

Verschlechterung des Klimas durch neuen Campus

Auch der Verein „Saar-Waldschutz“ kritisiert das Bauvorhaben. „Es wird hier eine Hitzeinsel geschaffen“, warnt der Vorsitzende Klaus Borger. „Die Auswirkungen auf den Campus und die Stadt werden nachhaltig massiv sein.“

Die Universität selbst habe sich der Nachhaltigkeit verpflichtet. Dass das Saarland und die Stadt Saarbrücken nun solche Rodungen planten, passe nicht mehr in die Zeit.

Protest geht weiter

Am Dienstag tagt der Saarbrücker Stadtrat. Das will die Initiative „Hanni bleibt“ für weitere Proteste nutzen. Auch eine Online-Petition haben die Aktivisten aufgesetzt. Sollten die Rodungspläne bestehen bleiben, könnten rechtliche Schritte folgen.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 07.07.2024 berichtet.


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