Eine Asiatische Hornisse (Vespa Velutina Nigrithorax) an einem Hornissennest (Foto: picture alliance/dpa | Axel Heimken)

Warum sich die Asiatische Hornisse im Saarland ausbreitet

Axel Wagner   30.04.2023 | 14:08 Uhr

Die Zahl der Asiatischen Hornissen nimmt auch im Saarland immer weiter zu. Vor allem der lange heiße und trockene Sommer 2022 hat das begünstigt. Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz sieht eher wenig Chancen, dem entgegenzuwirken. Hoffnung machen neue Hornissenfallen, die der Imkerverband in einem Pilotprojekt testet.

Vespa velutina nigrithorax ist der lateinische Name für die Asiatische Hornisse, die sich seit 2004 von Südwestfrankreich aus in Europa ausbreitet und die seit 2016 in der EU auf der Liste der unerwünschten Spezies steht. Im Saarland hat sich die Asiatische Hornisse in den vergangenen Jahren ebenfalls breit gemacht.

Warmes Wetter begünstigt Ausbreitung

Wie aus einer Antwort der Landesregierung auf eine CDU-Anfrage hervorgeht, wurden 2022 insgesamt zwölf Nester gefunden. Besonders betroffen waren Saarbrücken und Umgebung sowie der Bereich zwischen Schmelz und Düppenweiler. Gegenüber den Vorjahren ist das ein deutlicher Anstieg: 2020 war in Bischmisheim, Schmelz und Noswendel jeweils ein Nest gefunden worden, 2021 je eins in Saarbrücken, Düppenweiler und Schmelz.

„2022 war von der Wetterlage her so, dass das für die Hornissen ideal war“, sagte Andreas Werno, Experte für invasive Arten beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), dem SR. „Wir hatten schon ein relativ warmes und trockenes Frühjahr. Dann können die schon richtig früh loslegen, ihre Nester zu bauen.“

Art auf dem Vormarsch

Entsprechend stark hätten sich die Hornissen vermehrt, nachdem die Königinnen auch gut über den Winter gekommen seien, so Werno. Fast alle Nachweise – Sichtungen der Asiatischen Hornisse bzw. der Nester sind meldepflichtig – kamen durch Meldungen von Imkern, denn die Tiere sind vor allem für Bienenvölker eine Gefahr, da Bienen auf ihrem Speisezettel stehen. Für den Menschen selbst ist die Art nicht gefährlicher als die heimische Hornisse.

Bei den Nachbarn sieht es nicht besser aus: In Rheinland-Pfalz wurden vergangenes Jahr rund 20 Nester gefunden, vor allem am Oberrhein, in Baden-Württemberg waren es 40 Nester, in Luxemburg fünf. Für die an das Saarland angrenzenden französischen Nachbardépartements liegen nach den Worten Wernos keine genauen Zahlen vor, allerdings geht er auch hier von einer entsprechend deutlichen Besiedlung aus.

In einem einzigen Nest der Asiatischen Hornisse können zwischen 500 und 3000 Tiere leben. Zum Vergleich: Bei heimischen Hornissen sind es pro Nest zwischen 400 und 700 Tiere.

Künftige Entwicklung kaum vorhersehbar

Für die kommenden Jahre rechnet Werno mit einer weiteren Ausbreitung der Asiatischen Hornisse. Wie groß die ausfalle, sei jedoch sehr spekulativ und hänge maßgeblich von den Wetterbedingungen ab. Eine Eindämmung werde in Zusammenarbeit mit den anderen Bundesländern versucht, sei aber schwierig.

Pilotprojekt mit Hornissenfallen

Der Saarländische Imkerverband hat deshalb ein Pilotprojekt gestartet und spezielle Hornissenfallen an seine Mitglieder verteilt. „Vespa-Catch“ heißt diese becherartige Konstruktion mit einem vier Zentimeter dicken Schwamm, der mit einem Lockstoff getränkt ist. Diese Becher können aufgehängt oder aufgestellt werden – etwa dort, wo im Vorjahr Hornissen gesichtet wurden, außerdem in der Nähe von großen Straßen, an Flussläufen und in Feuchtgebieten.

Den Lockstoff können die Imker entweder kaufen oder selbst mischen – ein Drittel Weißweinessig, ein Drittel Bier, ein Drittel Fruchtsirup und ein wenig Salz empfiehlt der Imkerverband auf seiner Internetseite.

Die Fallen dürfen allerdings nur die Asiatische Hornisse fangen. Geraten einheimische Hornissen in die Falle, muss der Fang abgebrochen werden. Für kleinere Insekten haben die Fallen Löcher.

Projekt wird wohl verlängert

Das Pilotprojekt ist im Februar gestartet und sollte eigentlich bis Ende April laufen. „Da macht uns das Wetter jetzt natürlich ein bisschen einen Strich durch die Rechnung, weil die Hornissen noch gar nicht richtig rausgekommen sind“, sagt LUA-Experte Werno. „Deswegen müssen wir das noch ein bisschen weiter machen, bis Mitte, Ende Mai, könnte ich mir vorstellen, dass das sogar geht, bis die dann richtig alle draußen sind.“

Die einfachste Methode sei es, die Königin zu fangen, bevor der Nestbau beginnt. Laut Empfehlung des Imkerverbandes soll die Königin aus der Falle genommen und durch Einfrieren über mehrere Tage abgetötet werden.

Entdeckung in der Sekundärphase schwierig

Die Asiatische Hornisse baut zwei Nester. Zunächst entsteht ein Primärnest in niedriger Höhe, im Frühjahr. Danach zieht das Volk um in ein gut verstecktes Sekundärnest, das so groß wie ein Fußball ist. Auch wenn der Bau von Primärnestern schon begonnen habe, so Werno, könne man mit den Fallen noch etwas erreichen. Denn die Primärnester entstehen oft in relativ dicht besiedelten, urbanen Bereichen – auch in Schuppen, an Hausfirsten oder in Nistkästen.

Nester aber, die in der Sekundärphase entstehen, befinden sich meist in hohen Bäumen zwischen dichtem Blätterwerk und sind somit nur schwer zu erkennen. Diese eiförmigen Gebilde werden oft erst im Winter entdeckt, wenn sie längst verlassen sind. Solche Nester, erklärt Werno, könne man häufig nur finden, indem man die Hornissen mit kleinen Sendern ausstattet – ein schwieriges, oft aussichtloses Unterfangen.

Werno: „Weg kriegen wir sie nicht mehr“

Das LUA hat nach eigenen Angaben zwei solcher Telemetrie-Versuche gestartet – beide erfolglos, da es die Hornissen nicht geschafft haben, mit den Sendern in ihre Nester zurückzufliegen. Fast alle bisherigen Nestfunde seien Zufallsfunde aus der Primärphase gewesen, so Werno. „Alle anderen größeren Nester, die in Bäumen gehangen haben, die haben wir meistens im Winter gefunden, wenn die Hornissen schon wieder raus waren.“

Die Behörden in der Region versuchen gemeinsam mit den Imkern, dem Saarforst, der Jägerschaft und Naturwächtern, die Population der Asiatischen Hornisse nach Möglichkeit einzudämmen. Eines aber ist für Werno klar: „Weg kriegen wir sie nicht mehr.“

Weiterführende Informationen

Mehr zum Thema


Weitere Themen im Saarland

Gespräche angekündigt
Aumann fordert Neuordnung des Länderfinanzausgleichs
Der Präsident des Saarländischen Städte- und Gemeindetages, Jörg Aumann, hat eine Neuordnung des Länderfinanzausgleichs gefordert. Aufgrund der finanziellen Situation vieler Kommunen im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen sei eine Neuordnung nötig.


Großereignis im kommenden Jahr
Saarbrücken erhält Zuschlag für Badminton-EM
Erstmals seit 42 Jahren finden im kommenden Jahr wieder Badminton-Europameisterschaften in Deutschland statt. Austragungsort des Großereignisses im April 2024 wird Saarbrücken sein.


2:0-Erfolg gegen 1860 München
Saarbrücken wahrt seine Aufstiegschancen
Mit einem 2:0-Sieg gegen 1860 München am Sonntag im Ludwigspark hat sich der 1. FC Saarbrücken bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz zur Zweiten Liga herangekämpft. Damit ist der Aufstieg wieder in greifbarer Nähe.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja