Was ist dran, an den Gartenmythen?

Was ist dran, an den Gartenmythen?

Reporterin: Katja Preißner/ Onlinefassung: Rebecca Lambert   03.11.2023 | 09:25 Uhr

"Efeu erwürgt den Baum". Was vielleicht nach einem skurrilen Krimi klingt, ist in Wirklichkeit ein Gartenmythos, der sich wacker hält. Naturgärtnerin Aino Adriaens räumt in ihrem Buch mit vielen dieser Mythen auf. So manche Gewissheit und Gewohnheit sollte man einfach nochmal hinterfragen.

Gartenmythen halten sich hartnäckig. Und sie kommen nie allein. Schließlich hat jeder schon einmal gehört, dass Efeu den Baum, an dem er wächst, tötet, oder dass der Rasen unter dem Herbstlaub kaputtgeht. Und natürlich muss Kompost immer stinken. Aber was ist wirklich dran an all den Mythen? Damit beschäftigt sich das Buch "Efeu erwürgt den Baum - Schluss mit Fake News aus dem Garten" der belgischen Biologin und Naturgärtnerin Aino Adriaens.

Da ist was dran!

Natürlich gibt es auch Mythen, die zumindest teilweise einen wahren Kern haben. Zum Beispiel, dass Rasen unter dem Laub kaputt geht. Laub ist nämlich nicht gleich Laub. Die Blätter des Walnussbaums haben beispielsweise zu viele Gerbstoffe. Deshalb verrotten sie nicht richtig und das kann den Rasen schädigen. Auch wenn die Laubdecke zu dick ist, sollte man den Rasen davon befreien.

Mythen entlarvt

Andere Klischees und Mythen sind hingegen komplett überholt. So kommen Mückenlarven nicht aus dem naturnahen Gartenteich. Mücken legen ihre Eier lieber in flache Schalen oder in die Regentonne. Denn im Teich gibt es zu viele Fressfeinde wie Wasserläufer und Libellen.

Ein anderes überholtes Vorurteil betrifft den Komposthaufen. Der stinkt nämlich nicht, wenn er richtig organisiert ist.

Und dann ist da noch der Titel gebende Mythos "Der Efeu erwürgt den Baum." Macht er nämlich nicht. Man darf ihn nicht mit Misteln gleichsetzen, die sich aktuell auf den Streuobstwiesen breit machen. Denn Misteln sind Parasiten, die in den Baum hinein wachsen. Nicht so der Efeu. Er bleibt mit seinem Wurzelwerk an der Oberfläche.

Buchtipp

Aino Adriaens: "Efeu würgt den Baum - Schluss mit Fake News aus dem Garten (Foto: Ulmer Eugen Verlag)

Aino Adriaens
"Efeu würgt den Baum"

Schluss mit Fake News aus dem Garten
Ulmer Eugen Verlag, Juli 2023
TB, 144 Seiten
ISBN: 978-3-8186-1937-4
Preis: 15 Euro
E-Book: ab 11,99 Euro

Bäume versetzen

Nicht nur der Efeu-Mythos rankt sich um die Bäume. Oft heißt es "Einen alten Baum verpflanzt man nicht". Michael Weber, Revierförster St. Ingbert-Süd, weiß, woher dieser Mythos kommt. Im Laufe der Jahrzehnte habe der Baum sich nämlich ein tiefes Wurzelwerk aufgebaut. Und gerade die feinen Wurzeln würden oft gekappt, wenn man einen alten Baum mit dem Bagger aushebe. Deshalb stelle das Verpflanzen ein Risiko dar.

Soll doch mal ein älterer Baum verpflanzt werden, gibt es dafür aber auch Spezialunternehmen. Die bieten Großbaumverpflanzungen an. Das Ganze ist allerdings nicht gerade günstig.

Natur heilt sich selbst

Bei der Baumpflege gibt es auch noch ein wenig mehr zu beachten. Wenn man beispielsweise geschnitten und gesägt hat, neigen viele Menschen dazu, die Schnittstelle zu verschließen. Das sei nicht gut, sagt SR 3- Gärtner Harry Laval. Dadurch, dass das Sägeblatt durch die schmutzige Rinde schneide, werde die Schnittstelle infiziert. Wenn man die nun manuell verschließe, könnten sich Pilze darunter bilden. Dann lieber den Baum beobachten und dafür sorgen, dass die Wunde von selbst trocknen kann.

Nicht mit Hochdruck

Auch die Sauberkeit des Gartens hat noch die ein oder andere Tücke. So mancher reinigt die Steine im Garten gern mit dem Hochdruckreiniger von Moos. Norbert Schmidt vom Obst- und Gartenbauverein St. Arnual rät dazu, das nicht mehr zu machen. Der Hochdruckreiniger schade nämlich der Patina, also der natürlichen Schutzschicht der Steine. So müsse man also noch öfter reinigen.

Stacheln und Dornen

Bleibt noch ein letzter Gartenmythos zu bereinigen: Die Rose hat nämlich Stacheln und keine Dornen. Stattdessen hat der Kaktus Dornen. Stacheln seien nämlich Pflanzenteile, die auf der Haut sitzen und Dornen seien Pflanzenteile, die zur Pflanze mitgehören, erklärt Karl-Werner Beisel, der Gründer des „Kakteenlands“ in Steinfeld.


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Ein Thema aus der Sendung "Bunte Funkminuten" am 03.11.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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