Die Vor- und Nachteile einer Grenzlage
Am 2. Juni macht der SR 3-Ü-Wagen Station ganz nahe an der Grenze zu Frankreich halt – im Völklinger Stadtteil Lauterbach. Der 2500-Einwohnerort hatte es in der Coronapandemie zu bundesweiter Prominenz gebracht – als 2020 die Grenzen über Nacht dicht gemacht wurden, ging ein Lauterbacher zum Angeln – nicht auf Forellen hatte er es abgesehen, sondern auf sein geliebtes Baguette von jenseits der Grenze. Aber nicht nur dieses Brotangeln macht Lauterbach zu einem ganz besonderen Völklinger Stadtteil.
Lauterbach - ein typisches Straßendorf - etwas ab vom Schuss – rund 15 Kilometer sind es bis zum Völklinger Rathaus. Viele Lauterbacher zieht es eigentlich eher nach Großrosseln, aber die Gebiets- und Verwaltungsreform machte Anfang der 1970er aus der einst selbständigen Gemeinde einen Stadtteil von Völklingen.
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Von der Grenzschließung und einem Baguette-Angler
Gut drei Kilometer lang ist die Hauptstraße – schwups ist man in Frankreich, in Carling. "Als 2020 die Grenze zu war - das hat uns Lauterbachern so richtig weh getan", sagt der stellvertretende Ortsvorsteher Michael Samsel. Vorher sei die Grenze eigentlich gar nicht mehr vorhanden gewesen "und dann kam Corona." Es war aber auch die Zeit, in der der Baguette-Angler aus Lauterbach in aller Munde war.
Die Nähe zu Frankreich, in Lauterbach wird das Europa ohne Grenzen gelebt. Das bringt Vorteile – aber auch Nachteile.
Glückspieltourismus aus Frankreich
Wie vielerorts entlang der Grenze zu Frankreich frönen auch in Lauterbach die französischen Nachbarn dem Glücksspiel - dem kleinen Spiel am Geldautomaten, das in Frankreich verboten ist. Die vielen Groschengräber treiben die Lauterbacher aber um.
Keine Zustände wie "Am Bremerhof" im benachbarten Naßweiler, aber doch zig Wettbüros und Lokale, in denen mehr Automat gespielt als getrunken wird. Und die Lauterbacher sind darüber alles andere als glücklich. Es gebe immer wieder Lärm und Krach, so der Ortsvorsteher. "Wenn nachts hier was passiert, dauert es eine halbe Stunde, bis die Polizei überhaupt da ist."
Raserstrecke Ortsdurchfahrt
Die kilometerlange Ortsdurchfahrt – teils schnurgerade – verleitet zum Rasen. Trotz fast 30 Verkehrsunfällen pro Jahr will die Polizei nicht von einem Unfallschwerpunkt sprechen.
Es müsste mehr kontrolliert werden. Der Ortsrat hatte einen stationären Blitzer gefordert, das sei aber vom Stadtrat abgelehnt worden, so Samsel. Stattdessen sei eine mobile Anlage angeschafft worden. "Das führt dazu, dass nachts dort quasi gar nicht geblitzt wird."
Aktuell wird ein Verkehrsentwicklungsplan für Lauterbach erarbeitet. Es gibt Ideen für einen gemeinsamen, gleichberechtigten Verkehrsraum für alle Verkehrsteilnehmer – auch für Fußgänger. Das aber ist derzeit noch Zukunftsmusik.
Ein aktiver Dorfverein
Getan hat sich inzwischen einiges rund um die ehemalige Tennisanlage. Hier ist der Dorfverein aktiv geworden – und auch am Warndtdom wurde unansehnliches Graffiti durch Kunst ersetzt. Doch beim Drumherum gibt es noch Verbesserungsbedarf. Der obere Teil werde von der Kirchengemeinde gepflegt, für den unteren Teil sei die Stadt Völklingen zuständig, so der Ortsvorsteher. "Da sieht es aus wie Kraut und Rüben. Es wäre Zeit, dass da mal wieder gemäht wird."
Der Treffpunkt Ü-Wagen in Lauterbach
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 02.06.2023 auf SR 3-Saarlandwelle