Was macht ein Tierchiropraktiker?

Was macht ein Tierchiropraktiker?

Reporter: Max Zettler/ Onlinefassung: Rebecca Lambert   13.02.2024 | 08:49 Uhr

Wenn man Rückenschmerzen hat, geht man zum Arzt oder zum Chiropraktiker. Manchmal folgt auch eine Physiotherapie. Aber was, wenn der Vierbeiner Probleme mit dem Bewegungsapparat hat? Auch für Tiere gibt es solche Therapieangebote.

Chiropraktik beim Tier ist der Behandlung beim Menschen recht ähnlich. Viele Tierbesitzer allerdings kennen diese Möglichkeit gar nicht. Das ist auch gar nicht so verwunderlich, denn auch im Saarland gibt es nicht sonderlich viele Tierchiropraktiker.

Wie kommt man zum Tierchiropraktiker?

Als Linus, der Hund von Barbara, die Freude an Bewegung verloren hatte, habe sie schon Sorge gehabt, dass er vielleicht nicht mehr lange leben würde, sagt sie. Er hat Arthrose an einem seiner Vorderbeine. Statt ihm ständig Schmerzmittel zu geben, hat die Hunderbesitzerin jedoch überlegt, was Menschen mit Bewegungsschwierigkeiten tun.

Die gehen häufig zum Physiotherapeuten oder zum Chiropraktiker. Deshalb wollte Barbara das auch mit ihrem Hund tun. Seit zwei Jahren nun ist Linus Patrient von Physiotherapeutin und Chiropraktikerin Marie Sophie Mühlen.

Stressfrei: die Heimtherapie

Die Behandlungen sind für die Tiere relativ stressfrei, weil sie zu Hause stattfinden. Hier hat Linus ein breites Kissen, das für die Behandlung auf dem Wohnzimmerboden liegt. Nach einem kurzen Vorgespräch mit der Besitzerin geht für Linus die Therapiesitzung los. Mühlen tastet ihn komplett ab, und Linus lässt es entspannt zu.

Die meisten Tiere seien bei der Behandlung recht entspannt, sagt Mühlen. Sie würden spüren, dass es ihnen gut tue, auch wenn es mal zwicke. Und oft springe die entspannte Stimmung auch auf die Besitzer über.

Auf das Tier angepasste Technik

Linus wird in dieser Sitzung an der Lende behandelt. Dabei nutzt Marie Sophie Mühlen eine chiropraktische Methode, die HVLA- Technik heißt. Das bedeutet High Velocity, Low Amplitude. Dafür legt sie beide Hände mit abgespreizten Daumen auf den Körper und schnippst etwas nach oben. Das macht sie mehrere Male und löst so eine Blockade in Linus' Wirbelsäule.

Vielen Tieren kann geholfen werden

Diese Technik funktioniere bei vielen Tieren, sagt die Chiropraktikerin. Sie sei zwar auf Hunde und Pferde spezialisiert, habe aber auch schon Katzen, eine Ziege, einen Esel, einen Frischling und ein Kaninchen in Behandlung gehabt. Dabei musste sie sich vor Anwendung der Therapie nur mit der Anatomie genauer befassen, da jedes Tier eine andere Wirbelsäule hat.

Nur ein Fachmann sollte ans Tier ran

Mühlen warnt aber davor, selbst Hand anzulegen. Auf Social Media gebe es diverse Videos, die man bloß nicht nachmachen sollte. Vor allem die ruckartigen Kopfdrehungen und Wirbelsäulenstrecker auf den Hinterbeinen findet die Tierchiropraktikerin problematisch. Sie arbeite wirklich nah am Gelenk, sagt sie. Dabei wende sie die Techniken an, die sie für die Anwendung am Tier gelernt habe. Die Videos auf Social Media erscheinen oft, als würde der Ausführende Humantechniken einfach auf Tiere übertragen.

Tierchiropraktik sei kein eigener Weiterbildungsweg und genau das sei das Problem, sagt Mühlen. Viel mehr handele es sich um den Teil einer Ausbildung, der unter "Manuelle Therapien" zusammengefasst wird. Trotzdem sind Tierchiropraktiker in der Regel entweder auch Tierärzte oder, wie Mühlen, Tierphysiotherapeuten. Die Berufsbezeichnung des Tierphysiotherapeuten ist nicht geschützt.

Ein Thema aus der Sendung "Bunte Funkminuten" am 13.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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