Fehlalarm beim Osterhasen
Das war bei uns von Anfang an eine klare Arbeitsteilung. Meine Frau hatte immer beste Kontakte zum Chrischdkinndschde, ich kannte den Osterhasen persönlich. Also übermittelte sie im Dezember in der Stadt die Wunschzettel, während ich seit Familiengründung Sonntagsmorgens dafür zuständig war, dem Osterhasen die Gartentür zu öffnen und ihm beim Verstecken der Nester behilflich zu sein.
Das war und ist für mich bis heute immer ein fester Termin in meinem Jahreskalender. Da stelle ich mir den Wecker. Denn: Der Osterhase versteckt bei uns in der Regel morgens um 7.00 Uhr – wir sind mit die ersten auf seiner Tour.
Das hat seit inzwischen über zwanzig Jahren immer bestens geklappt, vor zwei Jahren kam es allerdings zu einem … Zwischenfall.
Ich war dieses Mal schon vor dem Weckerklingeln wach und dachte mir, komm, bevor alle wachwerden – schleich ich mich doch schon mal vor dem Wecker raus und lege mit dem Verstecken los! So reibungslos lief es selten – es war perfektes Wetter, die Sonne war gerade aufgegangen, aber die Luft noch schön kühl, so dass die Schokolade nicht zu schmelzen drohte. Ich fand für alle Geschenke, Eier und Nester flott die passenden Verstecke, und niemand entdeckte mich bei meiner Hilfstätigkeit für den Osterhasen. Das Haus lag noch im Schlaf. Also schlüpfte ich nach getaner Arbeit zufrieden unter die Decke und schlief nochmal ein, um dann später gemeinsam mit der Familie vollkommen überrascht in den Garten zu gehen.
Als ich wieder wach wurde flüsterte ich meiner Frau zu: „Alles erledigt!“ begleitet von einem verschwörerischen Augenzwinkern. „Was ist erledigt?“ „Die Neschder! Ich hann alles versteckelt!“ Als meine Frau daraufhin laut zu lachen begann, war schnell klar: Diese Geschichte werden wir uns noch lange erzählen.
Es war gar nicht Ostersonntag. Sondern erst Samstag. Ich hatte nur geträumt, ich müsse raus, zum Verstecken. Mich dabei aber um einen ganzen Tag vertan.
Das war das Jahr, in dem der Osterhase die Nester bei uns verstecken musste. Das Jahr, das uns immer wieder zum Lachen bringt.
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Michael Friemels "Friemeleien"
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