Tour de Kultur 2023: Tiere im Krieg

Tiere im Krieg

Eine Ausstellung in der Bunkeranlage Maßweiler

Dagmar Scholle   24.07.2023 | 06:00 Uhr

Eigentlich beginnt die ganze Sache fast schon beschaulich. Auf einem ehemaligen Militärgelände bei Maßweiler in der Pfalz gibt es bereits seit vielen Jahren eine Wildtierauffangstation. Das ist an sich schon etwas Besonderes – aber unter dem weitläufigen Gelände befindet sich eine riesige Bunkeranlage. Ein Teil davon wurde 2019 zugänglich gemacht für die Ausstellung Tiere im Krieg.

Das Thema ist kein einfaches. Und man sollte sich im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen, wenn man sich darauf einlässt, aber: es lohnt sich!

Tiere im Krieg - Ausstellung in der Bunkeranlage Maßweiler (Foto: SR/Dagmar Scholle)
Eingang zur Bunkeranlage

Vor dem Eingang mit der schweren Stahltür, durch die man in den Bunker gelangt, steht eine Art Skulptur aus schwarzen Eisenstäben. Das, erklärt mir Florian Schneider, ist ein Modell des Bunkers. Florian Schneider ist der Tourismusmanager der gesamten Anlage, ist also für den oberirdischen und den unterirdischen Teil zuständig. Beides lässt sich nur im Rahmen einer Führung besichtigen. Und die schwarzen Eisenstäbe des Modells lassen erahnen, welch ein Labyrinth an Gängen sich da hinter der Stahltür verbirgt. „Insgesamt 5.000 Quadratmeter“, sagt Florian Schneider. Dann gehen wir hinein.

Die Geschichte des Bunkers

Tiere im Krieg - Ausstellung in der Bunkeranlage Maßweiler (Foto: SR/Dagmar Scholle)
Tunnel in der Bunkeranlage Maßweiler

Beklemmung ist schon zu spüren, als wir am ersten Schaukasten stehen. Eine Art kleiner Rucksack ist dort zu sehen; sorgfältig gearbeitet, oben mit einem kurzen Hebel versehen. Daneben, an der Wand des langgestreckten Bunkerganges, eine Infotafel. Oben schwarz, unten weiß, alles sehr übersichtlich, nicht überfrachtet.

Die Idee dahinter leuchtet ein. Tiere im Krieg ist das zentrale Thema der Ausstellung – aber es geht auch um die Geschichte dieses besonderen Ortes. Der wurde von den Nazis als Verteidigungsanlage des Westwalls errichtet, dann von den Amerikanern übernommen und ausgebaut. Zu Zeiten des Kalten Krieges lagerten an diesem Ort teils Atomsprengköpfe. Die Soldaten, die hier ihren Dienst verrichteten, hießen nicht umsonst „Cave-Men“. Sie arbeiteten unter der Erde, in „The cave“, der Höhle, in einem Hochsicherheitstrakt – das möchte ich mir gar nicht so genau ausmalen. Erklärt wird es trotzdem bei der Führung, und das ist gut so.

Ausstellung im Inneren des Bunkers

Überhaupt: Unten, auf dem weißen Teil der Infotafeln, wird das allgemeine Weltgeschehen eingeordnet, beginnend im Jahr 1936. Oben, in schwarz, geht es um die Tiere. Und um Dinge wie beispielsweise den Rucksack: Das ist eine Sprengvorrichtung für einen Panzerabwehrhund. Einen Hund also, der darauf trainiert wurde, sich unter einem feindlichen Panzer auf Befehl aufzurichten. Wodurch der Hebel an seinem Rucksack heruntergedrückt wurde und der Sprengsatz explodierte.

Tiere im Krieg - Ausstellung in der Bunkeranlage Maßweiler (Foto: SR/Dagmar Scholle)
Tiere im Krieg - Ausstellung in der Bunkeranlage Maßweiler

Eine warme Jacke ist auch im Sommer hilfreich, wenn man diese Ausstellung besucht. Denn im Bunker ist es gleichbleibend kühl, das ganze Jahr über. Und natürlich lassen einen auch die Exponate manchmal frösteln. Denn auch in der Zeit des Kalten Krieges spielten Tiere eine große Rolle. An ihnen wurde ausprobiert und getestet, sie flogen ins Weltall, dienten als Abhörgeräte, wurden bei Atomwaffentests verstrahlt. All das wird anschaulich, aber auch „anschaubar“ gezeigt.

Tiere im Krieg - Ausstellung in der Bunkeranlage Maßweiler (Foto: SR/Dagmar Scholle)
Tiere im Krieg - Ausstellung in der Bunkeranlage Maßweiler

„Wir wollen den Tieren eine Stimme geben“, sagt Florian Schneider – und ich finde, das gelingt. Was vielleicht auch daran liegt, dass man nicht alleine gelassen wird mit diesen Eindrücken, sondern im Rahmen der rund zweistündigen Führung immer wieder nachfragen und einordnen kann, was man da gerade sieht.

Heiraten im Bunker

Kurzum: Das Wechselspiel zwischen dem Ort und dem Inhalt der Ausstellung macht etwas mit einem. Mir ist zum Beispiel die Frage nachgegangen, wie man an einem solchen Ort heiraten konnte?

Denn tatsächlich gelangt man im Laufe der Führung auch zur sogenannten „Kapelle“. Ein schmuckloser, nüchterner Raum im Gewirr der vielen Gänge. „Ja“, sagt Florian Schneider, „hier wurden seinerzeit auch Hochzeiten begangen.“ Wir Menschen sind schon sonderbare Geschöpfe, denke ich. Und: Es tut dann gut, wieder draußen zu sein. Aber diese zwei Stunden haben sich gelohnt.


Auf einen Blick


Kontakt
Tierart Wildstation
Tierartstr. 1
66506 Maßweiler
Tel.: (06334) 98 47 377
E-Mail: wildtierauffangstation@tierart.de
www.tierart.de/ihr-besuch/events-ausstellungen

Öffnungszeiten
Führungen ganzjährig jeden Sa., So. und Feiertag.
Eine vorherige Anmeldung wird empfohlen. Empfohlen ab 12 Jahren.

Eintritt
Erwachsene: 8,50 €, Kinder unter 12 (!) Jahren 5,50 €.

Tipp
April – Nov. kann die Ausstellungs­besichtigung auch mit einer Führung durch die Wildtierauffangstation kombiniert werden. Kosten dann 13,50 € für Erwachsene und 8,50 € für Kinder.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 21.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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