Tour de Kultur: Auf den Spuren der Luchse durchs Dahner Felsenland

Die Stille des Waldes genießen

Auf den Spuren der Luchse durchs Dahner Felsenland

Ulli Wagner   24.07.2023 | 06:00 Uhr

Gestatten, ich bin Gaupa. Ihr findet diese Figur, die mich darstellen soll, direkt an der Wanderhütte des Pfälzer Wald Vereins, also dort, wo der Weg beginnt, der in und durch das Gebiet führt, das ich regelmäßig mit meinem Nachwuchs durchstreift habe und wo ich mich vielleicht immer noch aufhalte … wer weiß?

Ich bin nicht wirklich berühmt, aber so ein bisschen schon, glaube ich. Und auf jeden Fall bin ich etwas Besonderes – und deshalb gibt es diese Figur und es gibt diesen Spazierwanderweg, den ich euch wirklich ans Herz legen möchte.

Auf den Spuren des Luchses im Dahner Felsenland (Foto: SR/Ulli Wagner)
Die Luchsfigur Gaupa

Abwechslung ist Programm!

Das ist der Luchs-Pfad und ist sozusagen eine Abwandlung der Stiller Wald-Tour. Da ist der Name Programm und überall, wo ihr dieses Logo seht, seid ihr genau richtig. Was die Ausschilderung ihrer Wanderwege angeht, ist auf die Pfälzer nämlich Verlass. Und sie wissen auch, was den Leuten besonders gut beim Wandern gefällt: Abwechslung!

Deshalb führt dieser Weg nicht nur durch den Pfälzer Wald, sondern von der PWV-Hütte Dahn erst einmal zum Seibertsbachtal, zu Wiesen und am Waldrand entlang, damit das Auge nicht nur Bäume, sondern auch mal etwas anderes sieht. Aber, und das ist noch ein Pluspunkt dieses Weges: Auch da geht es über Naturboden – das ist mir als Luchsin natürlich besonders wichtig, aber auch eure Menschen-Füße und -Gelenke werden es danken.

Von der Stiller Wald-Tour zum Luchs-Pfad

Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wie aus der Stiller Wald-Tour der Luchs-Pfad geworden ist? Das kam so: Früher waren wir Luchse überall in den Wäldern heimisch. Und der Pfälzer Wald muss für meine Vorfahren eine Art Paradies gewesen sein – so ein großes zusammenhängendes Waldgebiet. Mitte des 19. Jahrhunderts waren wir dann aber fast ausgestorben in Mitteleuropa.

Auf den Spuren des Luchses im Dahner Felsenland (Foto: SR/Ulli Wagner)
Eine Lichtung im Pfälzer Wald

Das hat zum Glück aber vielen zu denken gegeben. Und so haben vor gut zehn Jahren die Planungen zur Wiederansiedlung von Luchsen im Pfälzer Wald begonnen. Zwischen 2016 und 2020 wurden dann 20 Luchse aus der Schweiz und den slowenischen Karpaten dort freigelassen. Und ich, Gaupa, war eine davon.

2019 habe ich mich in dem Gebiet niedergelassen, durch das heute dieser nach mir und meiner Art benannte Spazierwanderweg führt, ich habe es regelmäßig durchstreift und ich habe hier meinen Nachwuchs großgezogen. Und wie gesagt, vielleicht bin ich ja auch immer noch da …

Begegnungen mit Luchsen unwahrscheinlich

Aber keine Angst: Wir werden uns mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht begegnen unterwegs. Denn ich bin sehr scheu. Also nicht nur ich, Gaupa, sondern meine ganze Art. Und wenn wir Nachwuchs haben, dann ziehen wir uns noch mehr zurück. Selbst geübte Schnüffelnasen entdecken mich nicht, sie kriegen höchstens eine Ahnung davon, dass hier noch ein anderes Tier rumschleicht, eines, das ihnen so unähnlich gar nicht ist, das sie aber vermutlich trotzdem wohl noch nie in ihrem Leben gesehen haben.

Vom Tal geht es über wunderbare kleine Pfade, die auch anderen Wesen auf vier Pfoten große Freude bereiten, hoch auf den Edersberg – bei der Tour de France würden sie sagen: Das ist ein sehr langer Anstieg, aber einer mit eher geringer Steigung und oben an der Wegekreuzung gibt es eine breite Bank zum Verschnaufen, Ausruhen und Genießen, bevor es auf verschlungenen Pfaden allmählich wieder runter geht ins Langenbachtal.

Spannende Lernmöglichkeiten

Auf den Spuren des Luchses im Dahner Felsenland (Foto: SR/Ulli Wagner)
Informationstafeln auf dem Luchs-Pfad

Dazwischen findet ihr übrigens immer wieder solche Tafeln. Acht sind es insgesamt und auf denen könnt ihr allerhand Wichtiges über mich und meine Art lesen. Dieser Luchs-Pfad durch den „Stillen Wald“ ist ja nicht nur dafür da, die Natur zu genießen, sondern auch dafür, mehr über sie zu erfahren.

Die Wiederansiedlung von uns Luchsen ist von Anfang an wissenschaftlich begleitet worden – Monitoring nennt man das. Und deshalb weiß man heute auch sehr viel mehr über uns als früher. Das funktioniert so ähnlich, wie wenn ihr den Ausgangspunkt unserer Tour mit dem Navy oder dem Handy sucht: über GPS-Daten. Die sagen den Forschern zum Beispiel, welche Routen wir laufen, wo wir uns länger aufhalten und wo wir immer wieder hinkommen. Zum Beispiel in die Nähe dieses Felsens. Die Menschen nennen ihn den Froschfelsen. Ich würde ja sagen, der sieht eher aus wie eine Kröte, aber auch gut.

Wissenschaftlich überwacht

Von dort führt wieder so ein toller Waldweg zu den vielen kleinen Weihern im Moosbachtal. Auch das ist ein Gebiet, in dem ich, die Luchsin Gaupa, Spuren hinterlassen habe. Jedenfalls behaupten das die Wissenschaftler und die können das auch mit Daten belegen.

Aber wie schon gesagt: Ich bin ein sehr scheues Tier und meine Spuren entdecken nur sehr geübte Augen – zumindest im Sommer. Im Winter, vor allem wenn der Boden schneebedeckt ist, ist das leichter, aber immer noch kein Kinderspiel. Aber jetzt, wo alles, wie hier, schön grünt und blüht, da ist es nahezu unmöglich, mir zu begegnen oder selbst mich nur aus der Ferne zu sehen.

Erholt und Spuren von Luchsen entdeckt?

Auf den Spuren des Luchses im Dahner Felsenland (Foto: SR/Ulli Wagner)
Auf den Spuren des Luchses im Dahner Felsenland

So gegen Ende eures Weges hatte ich den Eindruck, als hätte euch diese Stiller Wald-Tour auf den Spuren von uns Luchsen richtig begeistert. Das kann ich auch gut verstehen. Ihr wart früh unterwegs, habt den Wald nur mit Tieren und dem Förster geteilt, habt die Stille ebenso genossen wie das satte Grün und den federnden Boden. Es freut mich, dass dieser Spazierwanderweg durch mein „Revier“ euch wie eine Wohltat für Leib und Seele vorgekommen ist.

Auch wenn ihr mir, Gaupa, meinen Nachkommen oder den anderen Luchsen, die sich im Pfälzer Wald inzwischen wieder sehr wohl fühlen, nicht begegnet seid. Das heißt ja nicht, dass wir euch nicht gesehen und aus sicherer Entfernung beobachtet haben – wer weiß? Schließlich habt ihr ja auch am Elwetritsche-Felsen, kurz vorm Ende des Rundweges, die kleinen Wesen, nach denen der benannt ist, nicht gesichtet …. Und trotzdem weiß doch jedes Kind, dass es sie gibt. Oder?

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 30.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.


Auf einen Blick


Kontakt
Tourist-Information
Dahner Felsenland
Schulstraße 29 
66994 Dahn
Anette Lang
Tel.: (06391) 91 96 251
E-Mail:
anette.lang@dahner-felsenland.de
www.dahner-felsenland.net/vg_dahner_felsenland/Tourismus/Wandern/

Öffnungszeiten
Ganzjährig geöffnet.

Eintritt
Der Eintritt ist frei.

Start- und Zielpunkt
Dahner PWV-Wanderhütte
Im Schneiderfeld
66994 Dahn 

Die Strecke
Gut 5,8 Kilometer lang,
Höhenunterschied von
106 Höhenmeter,
100 % Naturwege.
Der „Luchs-Pfad“ ist ein Spazierwanderweg, der aus der „Stiller Wald-Tour“ entstanden ist und über die gesamte Strecke auch so ausgeschildert ist: „Stiller Wald-Tour – Luchs-Pfad“.

Tipps
In den frühen Morgenstunden und vormittags herrscht auf diesem Weg eine ganz besondere Atmosphäre. Kleinere Abschnitte des Weges führen am Waldrand über Wiesen, stellenweise also ohne Schatten. Auch auf diesem Spazierwanderweg ist festes Schuhwerk zu empfehlen.

Einkehrmöglichkeit
Direkt am Start- und Zielpunkt
PWV-Wanderhütte Dahn
www.pwv-dahn.de/

Öffnungszeiten
Mi. – So. und an Feiertagen 10.00 – 18.00 Uhr.


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