Erlebnis-Wanderung mit Eseln (Foto: Margit Groß-Schmidt)

Mit dem Langohr auf Du und Du

Erlebnis-Wanderung mit Eseln zur Römischen Villa Borg

Margit Groß-Schmidt  

Vor neun Jahren hat die Luxemburger Familie Maron ein altes Bauernhaus in Perl-Tettingen gekauft. Seither lebt sie dort zusammen mit ihren vier Kindern, fünf Eseln, Hühner, Laufenten, Schildkröten, Kaninchen und Katzen. Und weil die liebenswerten Esel viel Bewegung brauchen, organisieren sie Gruppenwanderungen zur römischen Villa Borg.

Wie störrisch kann ein Esel sein? Sehr störrisch! Wie störrisch können fünf Esel sein? Noch viel störrischer!

Das wird jedenfalls behauptet, aber auf unserer wunderschönen Wanderung von Tettingen nach Borg und zurück wurden wir vom Gegenteil überzeugt; Lilli, Lola, Lisa, Ida und Paula waren die liebsten und bravsten Eselinnen, die man sich vorstellen kann.

Erlebnis-Wanderung mit Eseln (Foto: Margit Groß-Schmidt)

Eselige Kindernachmittage

Um 10 Uhr treffen wir uns am Bauernhaus von Annemie und Jean-Claude Marson in Perl-Tettingen. Vor neun Jahren hatte die Luxemburger Familie das alte Bauernhaus gekauft und renoviert, die Schmiede aus dem Jahr 1848 ist wiederhergestellt und wird jetzt als Eselshop und Bastelraum für die „eseligen“ Kindernachmittage genutzt.

Für die medizinische Fachangestellte Annemie Marson ist ihr neues Zuhause in Tettingen ein Paradies. Zusammen mit Ehemann Jean-Claude, Architekt und Grundschullehrer in Luxemburg, kümmert sie sich um ihre vier Kinder, fünf Esel, 17 Hühner, zwei Laufenten, drei Schildkröten, zwei Zwergkaninchen, zwei Katzen und um den großen Garten von über 3.000 Quadratmetern. Chapeau oder Hut ab!

Eselin Paula trägt den Proviant

Alle Esel sind schon fertig gestriegelt und mit Halfter und Führstrick versehen, Eselstute Paula bekommt zusätzlich noch ein Vorder- und Hintergeschirr mit zwei großen Tragekörben über den Rücken gelegt. Das sieht sehr nostalgisch aus und ist außerdem prima geeignet, unsere Picknickvorräte zu verstauen. Paula ist auch einverstanden und trägt unseren Proviant ohne zu murren. Und noch etwas trägt sie: Einen kleinen Notfallrucksack mit Schaufel und Handfeger, um unterwegs Eseläppel aufzusammeln, falls mal ein Malheur passiert.

Mediathek

Erlebnis-Wanderung mit Eseln zur Römischen Villa Borg
[Audio: SR 3, Margit Groß-Schmidt, 17.08.2016, Länge: 3:05 Min.]
Erlebnis-Wanderung mit Eseln zur Römischen Villa Borg

Die Karawane zieht los: Fünf Erwachsene und fünf Kinder im Alter von 6 bis 20 Jahren marschieren mit fünf Eseln an Halftern hintereinander quer durch Tettingen, an der Kirche vorbei und an Kühen, die ein Stück neben uns herlaufen.

Dann kommt der Härtetest: Wir wandern nach links auf einem Feldweg an der Höckerlinie entlang Richtung Wochern, immer steil bergauf, knapp zwei Kilometer an Obstbäumen, blühenden Rapsfeldern und einem dichten Laubwald vorbei.

Esel lieben Feld und Wiesen

Eselin Lilli bleibt alle hundert Meter stehen, macht Päuschen, nicht nur um zu verschnaufen, nein, sie ist die größte mit den längsten Beinen und lässt den anderen nur höflich einen Vorsprung, meint Annemie Marson. Wie alle Esel liebt es auch Lilli, durch die Natur zu spazieren. Sie hat ein sehr ruhiges Gemüt und mag es, kleine Geheimnisse ins Ohr geflüstert zu bekommen. Und das übernimmt die 6-jährige Fenja, sie darf die ganze Strecke auf ihr reiten.

Geschafft: Wir sind auf dem Hochplateau angekommen mit herrlicher Weitsicht auf Frankreich und Luxemburg, auf Cattenom und Windkrafträder. Und wir sehen die imposante Reitanlage des Gestüts Peterhof. Dann die Straßenunterführung der B 406 und schon sind wir in Borg. Hier kreuzen wir die Route du cidre, die Viezstraße, den Villa Borg Trail, und wir entdecken eine Muschel, das Erkennungszeichen des Jakobswegs.

Zwei Stunden bis zur Villa Borg

Weiter wandern wir durch die Ringstraße an einem alten lothringischen Bauernhaus mit eigener Kapelle vorbei, dann auf schmalen Waldpfaden ein kleines Stück auf dem Saar-Hunsrück-Steig. Noch ist die Römische Villa für uns unsichtbar, doch dann lichtet sich der Wald und die rekonstruierte römische Villenanlage mit Taverne liegt direkt vor uns. Ein Aha-Erlebnis!

Knapp zwei Stunden haben wir gebraucht für die einfache Wegstrecke von Perl-Tettingen zur Römervilla in Perl-Borg. Das sind etwa sechs Kilometer. Das langsame Tempo der Esel hat es uns möglich gemacht, die Natur bewusst wahr zu nehmen und zu genießen.

Erlebnis-Wanderung mit Eseln (Foto: Margit Groß-Schmidt)

Wir picknicken vor dem Eingang zur Villa Borg, die Esel grasen daneben auf der Wiese. Wer Lust hat auf typisch römisches Essen, kann in der Taverne der Villa zum Beispiel eine Tisanam, eine deftige Suppe mit hausgebackenem Römerbrot probieren oder einen Schinkenbraten an Feigensauce mit dicken grünen Bohnen, dazu ein Mulsum, einen hausgemachten römischen Gewürzwein.

Infos zum römischen Landleben

Für alle gibt’s dann noch eine Führung mit Multi-Media-Show und weitere Informationen zum römischen Landleben. Nach etwa zwei Stunden macht sich unser Tross auf den Heimweg. Und der führt über eine andere Strecke, mit einem Hindernis: Die Esel müssen im Wald über einen schmalen Steg. Siegt die Neugier über die Angst? Die langen Ohren wackeln hin und her, dazu ein lautes „Iiiiaaaah“ und dann: geschafft mit viel Geduld, Streicheleinheiten und guten Worten.

Erlebnis-Wanderung mit Eseln (Foto: Margit Groß-Schmidt)

Esel sind sensible, intelligente Tiere, die sich nicht Hals über Kopf ins Ungewisse stürzen. Im Gegenteil, sie wägen ihre Schritte sorgfältig ab und bleiben lieber erstmal stehen. Aus gutem Grund, schon die Römer haben Esel als Trag- und Zugtiere durch unübersichtliche, steile und gefährliche Gebirge geführt, da konnte ein falscher Schritt schon den Tod bedeuten.

Geschichten aus der Welt der Esel

Ich führe Ida sicher auf dem Heimweg, wir sind vorne, der Stall lockt, und keine blökende Schafherde, bellenden Hunde oder ängstlichen Pferde können uns aufhalten. Annemie erzählt unterwegs noch viele lustige und interessante Geschichten aus der Welt der Esel. Es geht um Vertrauen, Geduld und Beharrlichkeit. Nach unserer Wanderung kann ich ihre Liebe zu diesen neugierigen und gar nicht sturen Eseln gut verstehen.

Margit Groß-Schmidt


Kontakt:

Annemie Marson
Bescherstraße 6
66706 Perl-Tettingen
Tel.: (0 68 66) 1 51 01 61
E-Mail: Momo-langohr@gmx.de
http://momo-langohr.jimdo.com

Archäologiepark
Römische Villa Borg
Im Meeswald 1
66706 Perl-Borg
Tel. (0 68 65) 91 17 0
E-Mail: info@villa-borg.de
www.villa-borg.de

Termine:

Termine nach Absprache mit Annemie Marson.

Eintritt:

Eselwanderung und Eintritt in Römermuseum: mindestens 8 Personen:
22 Euro pro Person;
Kinder bis 12 Jahre 15 Euro
Gruppen bis 30 Personen, pauschal 300 Euro
Schulklassen, ab Stufe 4 pauschal 250 Euro

Anfahrt:

Ab Saarbrücken A 620 und A 8 folgen, auf A 8 Ausfahrt 3-Perl-Borg nehmen. Bei Ausfahrt 3 Perl-Borg auf B 407 weiter in Richtung Perl-Borg/Saarburg fahren, dann der B 407 folgen, bis Perl-Tettingen, Bescherstraße 6.

Tipps/Anmerkung:

Dauer der Esel-Wanderung: fünf bis sechs Stunden; Selbstversorgung: Die Wanderung dauert circa zwei Stunden bis zur Römischen Villa Borg. Kleinere Kinder dürfen auch zeitweise auf den Eseln reiten. In der Römischen Villa circa zwei Stunden Pause. Verzehr des mitgebrachten Picknicks oder Einkehr in die Taverne, Besichtigung des Archäologiepark Römische Villa Borg und eine Multi-Media-Show. Rückwanderung nochmal circa zwei Stunden.



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