Christian Bau (Foto: dpa/Oliver Dietze)

Wertschätzung der Politik nur „hinter verschlossenen Türen“

Interview der Woche mit 3-Sterne-Koch Christian Bau

Janek Böffel   08.04.2023 | 10:55 Uhr

Der Drei-Sterne-Koch Christian Bau fordert von der Politik, die Spitzengastronomie im Saarland stärker für den Tourismus zu nutzen. Das Saarland habe eine Ausnahmestellung mit seinen Sterne-Restaurants, präsentiere sich aber nach außen nur als Land der Rad- und Wanderwege. Das sei ein Fehler, so Bau im SR-Interview der Woche. Andere Länder seien da viel weiter.

Seit 2005 ist Christian Bau mit seinem Restaurant in Schloss Berg in Nennig mit drei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet und zählt seit Jahren nicht nur zu den besten Köchen der Republik, sondern weltweit.

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Öffentliche Zurückhaltung

Bau hat für sein Kochen das Bundesverdienstkreuz bekommen und ist Ehrenbotschafter für die japanische Küche. Trotzdem fehle es an Wertschätzung seiner Branche durch die Politik: „Es ist leider so, dass die Politik uns Spitzenköche scheut wie der Teufel das Weihwasser, auch wenn das niemand gerne hört“, so Bau im SR-Interview.

Im persönlichen Gespräch „hinter verschlossenen Türen“, höre er zwar viel Wertschätzung und viele Politiker, auch aus der Bundesregierung, wüssten die Küche selbst zu genießen, aber öffentlich hielten sich fast alle zurück.

Werbeträger der Region

Denn – so ehrlich müsse man sein, so Bau – die Zielgruppe der rund 300 Sterne-Restaurants in Deutschland seien eben nur zwei Prozent der Bevölkerung. Und Politiker wollten eben auch von denen gewählt werden, bei denen die Sterne-Gastronomie für Dekadenz stehe.

Aber die Spitzenküche nicht zu nutzen und als Werbeträger der Region einzusetzen, sei ein Fehler – gerade im Saarland. „Unser Bundesland macht nur Werbung mit Rad- und Wanderwegen. Das ist alles toll, aber vielleicht sollte man sich mal an anderen Ländern orientieren“, so Bau.

Außergewöhnliche Sternedichte

So würden Spanien, Skandinavien und Frankreich ihre Gastronomie viel stärker und erfolgreicher nutzen, um Touristen ins Land zu locken. Im Saarland hingegen verpasse man diese Chance.

Die Gastronomie- und Sternedichte im Saarland sei außergewöhnlich. Es gebe mehrere Restaurants im Land, die zu den besten der Branche gehören. „Hier und da liest man zwar, dass man stolz darauf ist, aber eigentlich ist das doch eine Steilvorlage“, die nicht genutzt werde, so Bau. Auch von der Tourismuszentrale nicht.

Touristisches Potential nutzen

Die deutsche Küche habe sich insgesamt in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt, aber auch die Kundschaft habe sich verändert, so Bau. Eine jüngere Generation an Kunden sei herangewachsen, die bereit sei, Geld für Genuss auszugeben. Auch mehrere hundert Euro für Essen und Wein: „So wie die Generation vorher in die Staatsoper oder zu den Salzburger Festspielen gefahren ist.“

Darin liege auch ein touristisches Potenzial. Gerade deshalb gehe es auch darum, dass die Politik mehr Wertschätzung zeige. Sein Restaurant sei eines von nur 135 Drei-Sterne-Restaurants weltweit und trotzdem sei man unbekannt im eigenen Bundesland, „und das ist eigentlich sehr schade.“

Ein Thema der Sendung "Bilanz am Mittag" am 08.04.2023 auf SR 2 KulturRadio.

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