Peter Dausend, ZEIT-Korrespondent (Foto: Peter Dausend)

Kritik an Rolle der Medien im Wahlkampf

  20.09.2013 | 09:00 Uhr

Sendung: Samstag 21.09.2013 12.45 Uhr

Peter Dausend, ZEIT-Korrespondent (Foto: Peter Dausend)
ZEIT-Journalist Peter Dausend:

Kritik an Rolle der Medien im Wahlkampf

Im SR 2-Interview der Woche: Peter Dausend

(21.09.2013) Der Parlamentskorrespondent der Wochenzeitung DIE ZEIT , Peter Dausend, hat sich sehr kritisch zur Rolle der Medien im zurückliegenden Bundestagswahlkampf geäußert.

"Viele warten auf einen skandalisierbaren Halbsatz"

Im Interview der Woche auf SR 2 KulturRadio sagte Dausend, dies gelte vor allem für den Umgang mit dem Kanzlerkandidaten der SPD, Peer Steinbrück. Zahlreiche Kollegen hätten sich - angesichts der Schlagzeilen um seine Vorträge, das Kanzlergehalt und die Frage, wie teuer eine Flasche Wein sein dürfe, regelrecht in den Kandidaten der SPD "verbissen". Der ZEIT-Journalist wörtlich: "Viele haben einfach nur auf den nächsten Halbsatz gewartet, der skandalisierbar ist, um dann hinterher mitzuteilen, dass das nächste Fettnäpfchen getroffen wurde."


In der SR-Mediathek können Sie das Interview in voller Länge online hören:


Für ihn, so Dausend, gehöre es jedoch zu den journalistischen Tugenden, den eigenen Kopf von Zeit zu Zeit "auf delete" zu schalten und zu überprüfen, ob sich etwas verändert hat. Die Debatte um ein Foto, auf dem der SPD-Kanzlerkandidat mit einem Stinkefinger abgebildet war, bezeichnete Dausend als "hysterisch". Journalisten klagten oft über zu "glatt geschliffene" Politiker, er selbst habe deshalb die Geste - in dem Zusammenhang, in dem sie gemacht wurde  - für "völlig in Ordnung" gehalten.

Große Koalition wahrscheinlichste Variante

Mit Blick auf den Ausgang der Bundestagswahl hält der Hautstadtkorrespondent eine Große Koalition für die wahrscheinlichste Variante. "Ich rechne nicht damit, dass schwarz-gelb die Wahl gewinnt und dann werden wir sehr schnell eine Debatte über die Vor- Nachteile einer großen Koalition haben und wer für die SPD da hinein gehen soll".  Die FDP werde seiner Einschätzung nach zwar von Zweitstimmen aus dem bürgerlichen Lager profitieren, bei weitem aber nicht in dem Ausmaß, wie dies bei der Landtagswahl in Niedersachsen der Fall gewesen sei, als die Liberalen unerwartet auf einen Stimmenanteil von 9,9 Prozent kamen.

Zeit von Oskar Lafontaine endgültig vorbei

Mit Blick auf den Wahlkampf im Saarland und die Entscheidung von Oskar Lafontaine, sich nicht für die Saar-Linke zu engagieren, betonte der ZEIT-Journalist, Lafontaine spiele auch in Berlin keine Rolle mehr. Allerdings habe er seine Nachfolge quasi selbst geregelt. "Seine Freundin (Sarah Wagenknecht) besetzt  sowohl  in den Medien als auch politisch-inhaltlich, die Lücke, die Lafontaine hinterlässt." Ansonsten rechne er, so Dausend, nach der Bundestagswahl mit einer Öffnung der SPD gegenüber den Linken. Dies verspreche für die Zukunft wieder hochspannende Wahlkämpfe, weil dadurch politische Lagerbildung wieder zum Thema werde. (Michael Thieser)

Zur Person: Peter Dausend

Der gebürtige Saarbrücker Peter Dausend ist Absolvent der Axel-Springer-Journalistenschule. Nach einer ersten beruflichen Station beim Bauer-Verlag arbeitete er viele Jahre lang für die Tageszeitung DIE WELT. Im April 2008 wechselte der heute 50-jährige schließlich als Parlamentskorrespondent zur Wochenzeitung  DIE ZEIT. Dort verfügt er inzwischen über eine eigene Kolumne, die in unregelmäßigen Abständen erscheint.



Das Interview der Woche

Jeden Samstag gegen 12.45 Uhr in der "Bilanz am Mittag" auf SR 2 KulturRadio

In der "Bilanz am Mittag" auf SR 2 KulturRadio wird jeden Samstag gegen 12.45 Uhr ein etwa 15-minütiges Interview ausgestrahlt. Diese Gespräche mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur bieten den Hörern von SR 2 KulturRadio nicht nur Argumente und Fakten zu wichtigen Themen und Entscheidungen, sondern auch persönliche Eindrücke über die Handelnden.

Die Interviews entstehen in enger Zusammenarbeit mit dem Hauptstadtstudio Berlin. Der Sendeplatz wird so zu einem Forum für internationale und regionale Themen.

Kontakt: bilanz@sr.de

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