Das Firmen-Logo am Nestle Hauptquartier in Vevey, Schweiz. (Foto: picture alliance / Laurent Gillieron/KEYSTONE/dpa | Laurent Gillieron)

Razzia wegen ehemaliger Mülldeponien bei Nestlé Waters in den Vogesen

  12.04.2024 | 15:56 Uhr

Beim Mineralwasserhersteller Nestlé Waters ist am Dienstag am Standort Vittel eine Razzia durchgeführt worden. Es geht um ehemalige Mülldeponien voller Plastikflaschen in Saint-Ouen-lès-Parey, They-sous-Montfort und Contrexéville in den Vogesen. Die betroffenen Areale sollen nun von Nestlé unter Aufsicht der Umweltbehörden beseitigt werden.

Gendarmen durchsuchten am Dienstag im Auftrag der Staatsanwaltschaft von Nancy die Räumlichkeiten des Mineralwasserherstellers Nestlé Waters am Abfüllstandort in Vittel im Département Vosges. Das bestätigte Nestlé auf SR-Nachfrage. Zunächst hatte der französische Radiosender France Bleu darüber berichtet. Grund für die Razzia war nach Nestlé-Angaben eine langjährige Untersuchung zu ehemaligen Mülldeponien aus den 1960er-Jahren, die unweit vom Abfüllstandort Vittel in Saint-Ouen-lès-Parey, They-sous-Montfort und Contrexéville vor einigen Jahren entdeckt worden waren.

Dem Bericht von France Bleu zufolge sollen sich dort insgesamt rund 40.000 Kubikmeter PVC in Form von Plastikflaschen im Erdreich befinden. Bei der Durchsuchung soll auch das französische Amt für Biodiversität beteiligt gewesen sein. Sie sollen Boden-, Wasser- und Abfallproben entnommen und den Lagerbestand der Plastikflaschen vor Ort überprüft haben, berichtet France Bleu unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Diese hatte gegenüber dem Sender die Razzia bei Nestlé Waters bestätigt.

Gefahr durch Plastikmüll für die Umwelt?

Das "Collectif Eau 88", ein Zusammenschluss von Vertretern von Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden, hat gegenüber France Bleu Nestlé Waters dafür kritisiert, da sie Umweltschäden durch den Müll auf den ehemaligen Deponien befürchten.

"Es besteht das Risiko einer kurzfristigen chemischen oder später physikalischen Umweltverschmutzung durch Mikro- und Nanoplastik", sagte Bernard Schmidt vom Collectif Eau 88 dem Radiosender.

Nestlé will mit Behörden weiter kooperieren

"Wie bereits seit Beginn der Untersuchung arbeiten wir umfassend mit den zuständigen Behörden zusammen", betonte eine Nestlé-Sprecherin gegenüber dem SR. Das Unternehmen könne aber derzeit keine weiteren Angaben zur laufenden Ermittlung machen. Die ehemaligen Mülldeponien seien zu einer Zeit entstanden, als Nestlé Waters noch nicht Eigentümer des Standortes in den Vogesen war. Vittel gehört seit 1969 zum Nestlé-Konzern.

Dennoch habe sich das Unternehmen dazu verpflichtet, alles dafür zu tun, um die ehemaligen Ablageorte unter Aufsicht der zuständigen Umweltbehörden zu beseitigen. Nestlé Waters übernehme dafür die Finanzierung. "Zwei Drittel der betroffenen Gebiete wurden bereits von Nestlé Waters saniert", sagt die Unternehmenssprecherin dem SR. Das Unternehmen warte derzeit auf Rückmeldungen und Empfehlungen der Umweltbehörden, wie die Sanierung der verbleibenden Gebiete weiter durchgeführt werden soll.

Bereits in der Vergangenheit Kritik an Nestlé

Bereits Anfang des Jahres war der Mineralwasserhersteller Nestlé in die Schlagzeilen geraten. Eine Recherche der Zeitungen Le Monde und Les Echos sowie des öffentlich-rechtlichen Senders Radio France hatten gezeigt, dass Nestlé unter anderem über Jahre hinweg gefördertes Mineralwasser falsch deklariert hatte.

Das unter der Marke Vittel verkaufte Wasser ist seit Mitte 2022 nicht mehr in Deutschland erhältlich.


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