Symbolbild: Coronatests in einem Mülleimer (Foto: IMAGO / Political-Moments)

Millionenschaden durch Betrug in Corona-Testzentren

Thomas Gerber   12.04.2023 | 15:12 Uhr

Der Betrugsskandal bei den Coronatests im Saarland nimmt immer größere Ausmaße an. Der Schaden beträgt voraussichtlich mehrere Millionen Euro. In einem besonders gravierenden Fall wird demnächst mit der Anklage gerechnet.

Wie das Innenministerium dem SR mitteilte, laufen im Saarland wegen der Betrügereien bei der Durchführung von Coronatests aktuell 26 Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Im Oktober vergangenen Jahres waren es noch 16 gewesen.

Täter teilweise wegen Betrugs vorbestraft

Betroffen seien insgesamt 90 ehemalige Testzentren in allen Landkreisen und dem Regionalverband Saarbrücken. Bei den Beschuldigten handele es sich um Einzeltäter aber auch Tätergruppierungen, die teilweise mehrere Zentren betrieben hätten. Einige von ihnen seien vorbestraft unter anderem wegen Betruges.

Die Verfahren gegen sie seien aufgrund von Anzeigen der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes (KV) oder der Gesundheitsämter aber auch aufgrund von Geldwäscheverdachtsmeldungen und Anzeigen von angeblich Getesteten ins Rollen gekommen.

Erfolgreiche Hausdurchsuchungen

In fünf der 26 Ermittlungsverfahren hat es nach Angaben des Ministeriums bereits Hausdurchsuchungen gegeben. Dabei sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Es seien aber auch "erhebliche Sachwerte" und Geldbeträge gesichert worden.

Der Schaden, der durch die unrechtmäßig abgerechneten Tests entstanden ist, bewegt sich laut Ministerium meist im sechsstelligen Bereich und gehe insgesamt in die Millionen. Der größte Einzelschaden soll nach SR-Informationen in einem Testzentrum in St. Ingbert entstanden sein.

Größter Einzelschaden in St. Ingberter Testzentrum

Hier sollen ein 24-Jähriger und ein 21-Jähriger innerhalb von fünf Monaten mehr als 85.000 Tests abgerechnet und dafür gut eine Million Euro von der Kassenärztlichen Vereinigung bekommen haben.

Die Ermittler haben den Verdacht, dass nur etwa fünf Prozent der abgerechneten Tests auch tatsächlich durchgeführt worden waren. Im diesem Ermittlungsverfahren gab es bereits im August vergangenen Jahres eine Hausdurchsuchung und inzwischen umfangreiche Vernehmungen von ehemaligen Mitarbeitern des Testzentrums. Das Verfahren steht offenbar kurz vor dem Abschluss und scheint "anklagereif".

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Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 12.04.2023 berichtet.


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