Noch keine Vereinbarung mit Investor bei Ford
Das Ford-Management kann keinen Vertrag mit einen Investor präsentieren. Das Unternehmen teilte dem SR allerdings mit, dass man sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Investoren befinde. 2500 Arbeitsplätze könnten so erhalten bleiben. Heute hat es eine Betriebsversammlung in Saarlouis gegeben.
Bis zur letzten Minute wurde wohl mit potentiellen Investoren verhandelt, doch einen Investor oder auch nur einen Vorvertrag konnte Ford-Deutschland-Chef Martin Sander nicht präsentieren. Allerdings scheint das Management mit Hochdruck daran zu arbeiten, schnellstmöglich eine Absichtserklärung, einen sogenannten Letter of Intent, vorzulegen. Wann das sein könnte, ist offen.
Das war zumindest die Botschaft des Deutschland-Chefs. Sander spricht dabei von fortgeschrittenen Gesprächen mit einem Großinvestor. Das Interesse sei da, das gesamte Werk zu übernehmen und 2500 Arbeitsplätze zu halten. Man hoffe kurzfristig Klarheit zu bekommen. Darüber hinaus sei man auch weiterhin in Gesprächen mit kleineren Investoren, sollte die präferierte Lösung nicht klappen.
Barke macht Hoffnung
Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) gibt sich optimistisch. „Wir sind auf der Zielgeraden eines Letter of Intents mit einem der möglichen Investoren aus der Großindustrie." Es bestehe hohes Interesse seitens des Investors. "Wir von Landesseite haben uns zu den Rahmenbedingungen verständigt. Jetzt müssen noch Detailfragen geklärt werden, von denen ich glaube, dass wir sie in einem gemeinsamen guten Miteinander zeitnah klären können."
Darüber hinaus sei man auch in Gesprächen mit anderen Investoren. Konkrete Namen könne er jedoch nicht nennen. "Wir haben mit allen strikte Vertraulichkeitsvereinbarungen und wollen nicht riskieren, dass Unternehmen abspringen, mit denen wir womöglich vielversprechende Ansiedlungen erzielen können.“
Lange Ungewissheit
Seit einem Jahr warten die 4500 Beschäftigten auf eine echte Zukunftsperspektive. Eigentlich hatte Sander im vergangenen Juli angekündigt, bis zum Jahresende einen konkreten Plan für die Zukunft des Werkes zu entwickeln, um dann im Frühjahr einen Investor zu präsentieren.
Seit vergangenem Sommer sucht Ford, gemeinsam mit der Landesregierung, nach einem Investor für das Werk auf dem Röderberg. Über viele Wochen hat vor allem Barke viel Zuversicht verbreitet, eine schnelle Lösung angekündigt, die dann doch ausblieb und wurde dafür auch öffentlich kritisiert. Zuletzt zeigte er sich wieder zurückhaltender.
Unternehmen aus Automobilindustrie im Fokus
Zwischenzeitlich war von einem über einem Dutzend Interessenten die Rede. Inzwischen aber scheint die Zahl auf einige wenige Investoren eingegrenzt. Im Fokus dabei wohl vor allem Unternehmen aus der Automobilindustrie. Es ist kein Geheimnis, dass vor allem asiatische Autobauer auf der Suche nach Produktionsstandorten in Europa sind, auch in Deutschland.
Und so ist auch bekannt, dass der chinesische E-Autobauer BYD Interesse an dem Werk in Saarlouis hat und auch vor Ort war. Ebenso ist in den vergangenen Monaten eine Ford-Delegation nach China gereist und auch die saarländische Wirtschaftsstaatssekretärin war laut SR-Informationen vor einigen Monaten dort. Nicht klar ist, mit welchen Unternehmen sie dort gesprochen hat.
Arbeitskampf nicht ausgeschlossen
Wieder einmal wurde die Belegschaft enttäuscht, tumultartig wurde reagiert. Die Reaktionen der Mitarbeitenden waren so heftig, dass die Betriebsversammlung teilweise untergebrochen werden musste, berichtet Betriebsratschef Markus Thal. „Man muss sehen, wann die Absichtserklärung vorliegt und was dann da drinsteht, da kann alles aber auch nichts stehen. Und dann muss man entscheiden, wie man weiter macht“, ergänzt er.
Auf einen unbefristeten Streik bereite man sich vor. Die rechtliche Grundlage dafür ist durch die laufenden Sozialtarifvertragsverhandlungen zumindest da. Und die Bereitschaft der Beschäftigten zu streiken, ist groß – ein Jahr nach dem Aus für Ford in Saarlouis.
Über dieses Thema berichten auch die SR-Hörfunknachrichten am 22.06.2023.