Lehrerin im Unterricht (Foto: picture alliance/dpa | Philipp von Ditfurth)

Ministerium verteidigt späte Jobzusagen für Lehrkräfte

Julia Berdin / Onlinefassung: Thomas Braun   26.07.2023 | 19:34 Uhr

Rund 250 Lehrkräfte im Saarland haben am Mittwoch ihre Einstellungsurkunden für das kommende Jahr bekommen. Bei rund der Hälfte wurden damit aber nur bestehende Verträge entfristet. Dass Referendare zuletzt erst sehr spät ihre Zusagen bekamen, begründet das Ministerium mit der kurzfristigen Freigabe durch den Landtag.

Es gibt jährlich zwei große Einstellungsrunden für Lehrkräfte im Saarland, jeweils zu den Schulhalbjahren. Bei einer Veranstaltung am Mittwoch haben insgesamt 251 ihre Urkunden und damit einen unbefristeten Vertrag zum 1. August erhalten.

Knapp die Hälfte der Lehrkräfte wechselt dabei von einem befristeten Vertrag in das Beamtenverhältnis. Diese Kräfte werden also ohnehin bereits an den Schulen eingesetzt.

"Lehrerinnen und Lehrer, die jetzt im Ruhestand sind, werden nachbesetzt und wir konnten auch durch eine gestiegene demografische Entwicklung neue Stellen schaffen. Das sind 160", sagte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD). Der Schwerpunkt sei auf Grund- und Gemeinschaftsschulen gelegt worden, weil es da den größten Zuwachs an Schülerinnen und Schülern gebe.

Kritik an Einstellungspraxis des Ministeriums

Vorwürfe gab es zuletzt wegen der Einstellungspraxis des Bildungsministeriums. Referendare an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien kritisierten, auch Wochen nach den abgeschlossenen Examensprüfungen keine Stellenangebote im Saarland erhalten zu haben.

Das bemängelt auch der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV). "Ich kann bestätigen, dass die Zusagen im Saarland zu spät kommen und deshalb uns geeignete Kolleginnen und Kollegen in die Nachbarländer verloren gehen, vor allem nach Rheinland-Pfalz", sagte die SLLV-Vorsitzende Lisa Brausch. "Wir müssen als Saarland darauf achten, dass die Leute frühzeitig und umfassend darüber informiert werden, dass sie auch wirklich gerne im Saarland verbleiben."

Ministerium: Erst kurzfristige Freigabe durch den Landtag

Die Bildungsministerin verteidigt sich: Dass die Lehramtsanwärterinnen und -anwärter für das kommende Schuljahr erst so spät ihre Stellenzusagen erhalten hätten, habe vor allem an der kurzfristigen Freigabe der neuen Stellen im Landtag gelegen.  

"Das ist Teil der Demokratie, dass solche Aushandlungsprozesse dauern, dass man dem Landtag die Zeit geben muss, das zu entscheiden", sagte Streichert-Clivot. Dieses Jahr sei man zeitlich in einem sehr engem Fenster gewesen. "Aber wir nehmen die Rückmeldungen der Referendarinnen und Referendare sehr ernst."

Planstelle früher in Aussicht stellen

Der Lehrerinnen- und Lehrerverband schlägt vor, allen Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern schon mit Beginn ihrer zweiten Ausbildungsphase eine Planstelle im Saarland in Aussicht zu stellen. Laut Bildungsministerin Streichert-Clivot wird dieser Vorschlag aktuell auch im Ministerium diskutiert.

Über dieses Thema berichtete der aktuelle bericht am 26.07.2023 im SR Fernsehen.


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