Straßenbahnen an der Haltstelle Johanneskirche (Foto: SR/Sebastian Knöbber)

Verdi sieht ÖPNV im Saarland in Gefahr

  02.08.2023 | 06:51 Uhr

Die Gewerkschaft Verdi beklagt einen Instandsetzungs- und Reparaturstau bei der Saarbahn. Ein Ausfall mehrerer Bahnen sei absehbar. Zugleich kritisiert Verdi die Arbeitsbedingungen. Mit denen sei es schwierig, Personal für Fahrdienst, die Werkstätten und die Verwaltung zu finden.

Die Gewerkschaft Verdi warnt vor drohenden Fahrtausfällen bei der Saarbahn. „Personal zu finden und zu halten wird immer schwerer", sagt Siegfried Sax, Betriebsratsvorsitzender der Saarbahn Netz und Verdi-Mitglied. "Wir verhandeln dazu ständig mit der Geschäftsführung über Höhergruppierungen und neue Einstellungen mit mäßigem Erfolg." Saarbahn-Geschäftsführer Karsten Udo Nagel hatte zuletzt über hohe Krankenstände und damit verbunden auch Fahrtausfälle geklagt.

Zusätzlich ist laut Verdi ein Großteil der Bahnen stark reparaturbedürftig und ein Ausfall mehrerer Bahnen nicht unwahrscheinlich. "Es herrscht seit über einem Jahr ein Instandsetzungs- und Reparaturstau“, sagt Betriebsrat Sax. Hintergrund sei die unzureichende Finanzierung des ÖPNV. 

Mehr Druck bei weniger Geld

Von den Personalsorgen betroffen sei neben der Werkstatt bei der Saarbahn Netz, bei der die Busse und Bahnen gewartet und repariert werden, auch der Fahrdienst. Dort gebe es mittlerweile vier Tarifverträge unterschiedlicher Ausprägung und Güte, erklärt Markus Morsing, Betriebsratsvorsitzender der Saarbahn und Verdi-Tarifkommissionsmitglied.

"Das kann bedeuten, vier Kolleginnen und Kollegen machen die gleiche Arbeit, werden unterschiedlich bezahlt und haben unterschiedliche Rahmenbedingungen." Gleichzeitig werde der Druck immer größer; die Verdichtung der Fahrpläne und das Trimmen auf mehr Effizienz hätten die Situation weiter verschärft.

Bis 2030 fehlen 1500 Beschäftige

Hinzu komme das Alter der Mitarbeiter. Nach Verdi-Berechnungen fehlen im Saarland bis 2030 etwa 1500 Beschäftigte. „Um das zu schultern, müssen jetzt alle Anstrengungen gemeinsam unternommen werden, sonst gibt es statt einem Mehr an Fahrten eher weniger und das kann keiner ernsthaft wollen“, sagt Christian Umlauf, stellvertretender Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Region Saar Trier.

Verdi fordert daher eine angemessene Finanzierung des ÖPNV im Saarland von Bund, Land und Kommunen. Zudem müssten attraktive Arbeitsbedingungen und angemessene Verdienstmöglichkeiten geschaffen werden, um genügend qualifiziertes Personal für den Fahrdienst, die Werkstätten und die Verwaltung gewinnen zu können.

Über dieses Thema hat auch der SAARTEXT am 01.08.2023 berichtet.


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