Symbolbild Kirchenaustritt. Ein Kreuz mit einem Notausgangsschild. (Foto: IMAGO / Christian Ohde)

Katholische Kirche verliert so viele Mitglieder wie noch nie

  28.06.2023 | 12:59 Uhr

Im vergangenen Jahr sind mehr als eine halbe Million Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ein dramatischer Negativrekord für die Institution. Auch das Bistum Trier hat einen merklichen Mitgliederschwund zu vermelden, mehr als 28.000 verließen die Kirche.

Das bisherige Rekordjahr, wenn es um Kirchenaustritte geht, wurde 2021 verzeichnet. Damals traten 359.338 Menschen aus. Im vergangenen Jahr entschieden sich aber noch deutlich mehr dazu, der katholischen Kirche den Rücken zu kehren. Insgesamt 522.821 Menschen sind ausgetreten.

"Im Saarland sind im vergangenen Jahr knapp 11.500 Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten"
Audio [SR 3, Studiogespräch: Gerd Heger/ Christian Otterbach, 28.06.2023, Länge: 03:06 Min.]
"Im Saarland sind im vergangenen Jahr knapp 11.500 Menschen aus der Katholischen Kirche ausgetreten"

Fast 29.000 im Bistum Trier ausgetreten

Im Bistum Trier, das im Saarland und in Rheinland-Pfalz rund 600 Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften sowie 35 Pastorale Räume gegliedert ist, haben sich 28.137 Katholiken für diesen Schritt entschieden. Das sind noch einmal rund 10.000 Menschen mehr als 2021. Damals waren 18.599.

Es bleiben in Deutschland noch rund 21 Millionen Katholiken, die damit ungefähr ein Viertel der Gesamtbevölkerung ausmachen. Dass sich die Zahl der Kirchenaustritte in die jetzt eingetretene Richtung entwickeln würde, war für SR-Redakteur Matthias Alexander Schmidt abzusehen. Das liege auch an dem Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen.

Auswirkungen auf Schulen, Kitas und mehr

Kirchenrechtler Thomas Schüller verweist im Zuge der Austritte auf weitere Auswirkungen: „Diese Austrittszahlen betreffen aber nicht nur die Kirche selbst. Schon sehr bald wird denen, die vielleicht mit innerer Freude die Erosion der katholischen Kirche hämisch betrachten, bewusst werden, dass viele liebgewonnene kirchliche Aktivitäten verschwinden werden: Schulen, Kindertagesstätten, Akademien, soziale Einrichtungen.“

Und das sei das eigentlich Dramatische an den Zahlen, dass diese nicht nur die Kirche, sondern Deutschland auf lange Zeit substanziell verändern würden.

Nicht nur die katholische Kirche verzeichnet einen Mitgliederrückgang. Auch die evangelische Kirche hat 2022 so viele Mitglieder verloren wie im Jahr zuvor. Nach Angaben der EKD sank die Anzahl um 2,9 Prozent auf 19,15 Millionen Menschen.  

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Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 28.06.2023 berichtet.


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