Weintrauben am Rebstock (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

"Diese Trauben sind die Trüffel des Weinbergs"

Emil Mura   18.10.2017 | 15:51 Uhr

Ein kaltes Frühjahr und viele Frostnächte - das Jahr 2017 hat nicht gut angefangen für die Winzer im Saarland. Trotz der widrigen Wetterbedingungen ist der Ernteausfall mit rund 20 Prozent aber niedriger als erwartet. Und die Trauben, die geerntet wurden, zeichnen sich durch hohe Qualität aus.

Den größten Teil seiner Trauben hat Ralf Petgen in den vergangenen Wochen schon gelesen. Einige Reben hat er aber bis Anfang der Woche hängen lassen, weil er sie besonders reif werden lassen wollte. Das ist allerdings immer mit einem hohen Risiko verbunden. "Je länger ich die Trauben hängen lasse, desto größer ist die Gefahr, dass schlechtes Wetter die Ernte vernichtet. Deswegen wusste ich bis Montag noch gar nicht, ob ich überhaupt etwas ernten kann." Das Jahr hat schlecht angefangen für die Winzer. Fröste im Frühjahr haben dazu beigetragen, dass die Weinstöcke nur wenige Reben ausgebildet haben. Der Ernteausfall war laut Ralf Petgen mit rund 20 Prozent dann aber doch geringer als erwartet.

Gutes Wetter in den vergangenen Tagen

Die Sonnentage am Wochenende haben den noch hängenden Trauben sehr gut getan. Am Dienstag hat Ralf Petgen einen großen Teil davon gelesen. Die Früchte weisen ein Mostgewicht von mehr als 150 Oechsle auf. "Das ist eine absolute Sensation, das sind die Trüffel des Weinbergs."Die Maßeinheit Oechsle gibt unter anderem den Zuckergehalt im Traubenmost an. Die gelesenen Trauben haben aber noch eine weitere Besonderheit: Sie sind von einem Edelpilz befallen. Dieser Pilz steigert abermals ihren Zuckergehalt und gibt ihnen einen besonderen Geschmack.

Gelesene Weintrauben (Foto: Pasquale D'Angiolillo)
Gelesene Weintrauben

Erste Trockenbeerenauslese seit zehn Jahren

Aus diesen zuckerreichen Trauben keltert Ralf Petgen einen süßen Dessertwein, eine sogenannte Trockenbeerenauslese. Ein Liter des fertigen Dessertweines enthält ungefähr 400 Gramm reinen Traubenzucker. Zuletzt konnte Ralf Petgen einen solchen Wein im Jahr 2007 keltern. Mit rund 300 Litern wird der Ertrag in diesem Jahr aber in etwa doppelt so hoch ausfallen wie damals.

Toplage auf dem Perler Hasenberg

Dass die Trauben so gehaltvoll sind hat neben der langen Reifezeit auch mit der Lage auf dem Perler Hasenberg zu tun. Der Berg liegt im Dreiländereck zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich und ist eine der Top-Lagen für saarländische Weine. Seit der Römerzeit wird auf dem Hügel im Nordsaarland Wein angebaut. Zwar hängen in diesem Herbst relativ wenig Trauben an den Rebstöcken. Dafür zeichnen sie sich aber durch eine besondere Qualität aus, sagt Winzer Ralf Petgen. "Je weniger Früchte an der Pflanze hängen, desto mehr Mineralien kann die Pflanze in die einzelnen Trauben befördern. Dadurch werden Weine aus Jahren mit wenig Ertrag in der Regel gute Jahrgänge".

Ralf Petgen im Weinkeller (Foto: Pasquale D'Angiolillo)
Ralf Petgen im Weinkeller

Ralf Petgen hofft auch auf Eiswein

Ralf Petgen hofft, in diesem Jahr seit langer Zeit auch einmal wieder Eiswein keltern zu können und lässt dafür die Trauben von ein paar Rebfeldern weiter hängen. Um Eiswein zu gewinnen, müsste es Ende November oder Anfang Dezember einen Kälteeinbruch geben, minus sieben Grad oder kälter wären notwendig. Auch wenn es in den vergangenen Jahren nicht geklappt hat - nach der erfolgreichen Trockenbeerenauslese ist Ralf Petgen auch beim Eiswein zuversichtlich.

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