Audio: Bier
als Bezahlung für die erste Arbeitsstelle.
Länge: 1'08 Min.
Im November 1944 bin ich in die zweite Evakuierung rein.
Wir kamen nach Hessen, und zwar nach Kleinvach. Das war ca. fünf Kilometer
von Bad Soden-Allendorf entfernt. Dort haben wir gleich eine Wohnung bekommen.
Mein Vater war damals auch mitgegangen. Er war mittlerweile auch Kriegsversehrter
gewesen und ist mit dorthin gezogen. Und ich musste was tun in dieser Zeit
und hab dann bei einem Bauer, einem Hausschlächter, Schweine geschlachtet
und so weiter. Und dann bin ich jeden Morgen bei Wind und Wetter von Kleinvach
nach Bad Soden-Allendorf gefahren, hab dort gearbeitet und bin abends gegen
fünf oder sechs Uhr wieder nach Hause gefahren. Und so ging das ein halbes
Jahr dann, bis die Evakuierung zu Ende war.
Als ich dann aus der Evakuierung zurückkam, war eine Anmeldung zum Metzger-
oder Fleischerberuf nicht mehr möglich gewesen, weil es einen Fleischer
in Wehrden (Stadtteil von Völklingen, A.d.R.) gab, und dieser Fleischer
hatte eine Zuteilung bekommen vielleicht von einem Schwein die Woche. Diese Arbeit
konnte er selber bewältigen, dafür hat er keine Hilfe gebraucht von
einem Lehrjungen oder einem Gesellen. Also musste ich etwas Anderes suchen. Damals
musste man eine Arbeitskarte haben, um eine Lebensmittelkarte zu bekommen. Das
heißt also: Wer nichts arbeiten wollte, braucht auch nichts zum Essen!
Und mein Vater, der ja damals kriegsversehrt war und auch die Rente nicht bekam,
musste auch wieder arbeiten und ist dann zu einem Bau-Unternehmer gegangen im
Umfeld von Geislautern, das auch zu Völklingen gehörte, und hat dort
angefangen, wieder als Polier zu arbeiten. Und er sagte zu mir: „Bevor
Du als Hilfsarbeiter gehst und erstmal abwartest, was kommt und dergleichen,
lern einen Beruf und lern Maurer!“ Und ich muss auch heute wieder sagen:
Der Maurerberuf hat mir nicht gelegen. Aber ich hab gedacht: „Besser als
wie gar nichts!“ Und ich hab dann am 1. Oktober 1946 angefangen, Maurer
zu lernen. Im Dezember 1948 habe ich meine Prüfung abgelegt.