GEMA-Reform gescheitert: Streit um E und U geht weiter
Die GEMA-Reform zur Abschaffung der Trennung zwischen E- und U-Musik ist knapp gescheitert. Viele Komponistinnen und Komponisten fürchten finanzielle Nachteile. Das Reformvorhaben der GEMA bleibt aber weiter bestehen.
Letzte Woche hat die GEMA in München getagt. Dabei ist über den Antrag 22a zur neuen Kulturförderung abgestimmt worden, bei dem unter anderem die Unterscheidung zwischen E- und U-Musik aufgehoben werden sollte. Dieser Vorschlag ist jedoch knapp gescheitert.
Angst vor finanziellen Nachteilen
Der Grund: Noch ist unklar, was die Abschaffung dieser Unterscheidung für die Komponistinnen und Komponisten bedeuten würde. Viele hatten Sorge, dadurch weniger Geld zu bekommen – und stimmten deshalb zunächst dagegen.
Bisher trennt die GEMA zwischen E-Musik (ernste Musik, z. B. Klassik) und U-Musik (unterhaltende Musik, zum Beispiel Pop). Obwohl 97 Prozent der Einnahmen aus dem U-Musik-Bereich kommen und nur 3 Prozent aus der Klassik, wird die E-Musik trotzdem noch überproportional gefördert. Das möchte die GEMA ändern.
Unterstützung weiterer Musikrichtungen
Darüber hinaus soll nicht nur der E-Musik Bereich, sondern auch andere Musikrichtungen wie Jazz, Chanson oder Punk künftig mehr Unterstützung bekommen. GEMA-Vorstandsmitglied Georg Oeller schlägt vor, die Musik nicht mehr nach E und U zu trennen, sondern plädiert für ein Umdenken: „Es gibt eben Musik, die sich kommerziell sehr gut oder gut oder zumindest befriedigend vertreten lässt, und dann gibt es den Bereich der sogenannten nicht-kommerziellen Musik. Das ist mir eigentlich eine liebere Unterscheidung, weil wir dadurch sagen können: Hier ist ein Bereich, der braucht einen besonderen Schutz, und den müssen wir fördern."
Geplant ist unter anderem ein neues Punktesystem. Dieses System soll auf bestimmten künstlerischen Kriterien basieren, welches ein Ausschuss aus GEMA-Mitgliedern noch festlegen wird.
"Es geht nicht um besser oder schlechter"
Auch viele Musikschaffende sind unzufrieden mit der bisherigen Trennung in E- und U-Musik. Trotzdem betont Arnulf Hermann, Komponist und Professor an der Hochschule für Musik Saar, den großen Aufwand, den das Komponieren klassischer Werke erfordert: "Das ist eine ganz andere Arbeitsleistung, eine ganz andere Form des Denkens, eine überhaupt nicht marktorientierte Art des Arbeitens. Die Trennung in E und U führt oft zu Missverständnissen – es geht dabei nicht um besser oder schlechter."
Neue Abstimmung im kommenden Jahr
Bisher galt bei der GEMA ein Solidarprinzip. Auch experimentelle Musik wurde so unterstützt. Viele Musikschaffende befürchten nun, dass in Zukunft mehr nach wirtschaftlichen Interessen entschieden wird.
In den nächsten Wochen wird geprüft, ob und wie der Vorschlag überarbeitet werden kann. Außerdem soll es Gespräche mit den Mitgliedern geben. Im nächsten Jahr soll dann erneut abgestimmt werden.
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 21.05.2025 auf SR kultur.