"Lyoner, Schnitzel und Schwenker: Weniger davon ist einfach mehr"
Fleisch, dass im Saarland aufgezogen, geschlachtet und verarbeitet wird ist knapp. Gerade mal vier bis fünf Prozent des saarländischen Fleischbedarfs decken wir mit saarländischem Fleisch. Wer auf Regionales setzt und gern Fleisch isst, hat schlechte Karten. Das nagt am Gewissen, auch an dem von SR-Reporter Oliver Buchholz.
Keine Angst, ich will Sie jetzt nicht zum Vegetarier machen! Ich bin selber keiner, im Gegenteil: Ich esse sehr gerne Fleisch und Wurst und wahrscheinlich auch viel mehr, als mir gut täte. Dabei geht es beim Thema Fleischkonsum ja nicht nur um den Konsumenten selbst.
Die Schattenseiten des Fleischkonsums
Klar: Wer zu viel Fleisch isst, hat ein erhöhtes Risiko an Bluthochdruck, einer anderen Herz-Kreislauferkrankung, Krebs, Diabetes oder Rheuma zu erkranken.
Die weltweite Fleischproduktion verursacht zudem rund 12 Prozent der Treibhausgase, ist also mit einer der größten Verursacher des Klimawandels. Auch Transportkosten spielen dabei natürlich eine Rolle. Die könnte man ja mit regionalem Fleisch reduzieren! Zumal das Steak vom Rind von nebenan viel besser schmeckt.
Regionale Produkte?
Aber das ist im Saarland leider nicht so einfach. Die Landwirte bei uns züchten verhältnismäßig wenige Rinder, Schweine oder Geflügel. Deshalb gibt es hier auch keine großen Schlachtbetriebe.
Doch ein paar gibt es und ich finde: Es schadet vor allem als Fleischesser nichts, sich damit mal auseinanderzusetzen und wenn möglich auch mal anzuschauen. Das ist natürlich nichts für schwache Nerven, denn ja: Da sterben Tiere. Quasi am Fließband. Das ist der Preis für unseren, meinen Fleischkonsum und möglichst günstiges Fleisch.
Alternative Wildfleisch?
Wer dickere Geldbeutel und gute Beziehungen hat, kann noch auf eine andere Fleischherkunft zurückgreifen: Auf Wild, auf Fleisch, das zu keinem Schlachthof transportiert werden muss, sondern dort erlegt wird, wo es eben lebt. Ich bin mir sicher: Ein fachgerecht erlegtes Tier im Wald hat mit Sicherheit weniger Stress als ein Huhn oder Schwein oder Rind, das erstmal in einen Hänger getrieben, transportiert und unmittelbar vorm eigenen Tod mit Artgenossen zusammengepfercht wird.
Ich will hier nicht verschweigen, dass auch die Jagd negative Seiten hat! Manch ein Jäger betrachtet den Wald und seine Tiere weniger als geschützten Raum für Flora und Fauna und viel mehr als Zuchtbetrieb für Rehe und Wildschweine, die zum Abschuss freigegeben sind.
Und natürlich ist die Jagd auch nicht die Lösung für mehr regionales Fleisch, denn dort sollte ja eben nicht die Fleischgewinnung, sondern das ökologische Gleichgewicht im Wald im Vordergrund stehen.
Weniger ist mehr
Die Mühen und Kosten, die Landwirte im Saarland auf sich nehmen, um doch Fleisch von hier auf den Markt zu bringen, schätze ich sehr. Auch dass es in Perl einen modernen neuen Schlachthof für unser Vieh gibt. Auch, dass Einzelhändler und Metzger zunehmend auf regionales Fleisch setzen, ist aller Ehre wird.
Aber die Gesundheit und den Klimawandel bekommen wir so dennoch nicht in den Griff: Es hilft alles nix, so gern ich auch Lyoner, Schnitzel und Schwenker esse: Weniger davon ist einfach mehr. Mehr fürs Tier, die Umwelt und meinen Blutdruck.
Woher unser Fleisch kommt
Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 04.04.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.