Tour de Kultur 2018: Der Innenhof des Karl-Marx-Hauses in Trier (Foto: Bernd Raschke/Friedrich Ebert Stiftung Bonn)

"Am liebsten würde man einziehen"

Das neue Karl-Marx-Haus in Trier

Barbara Grech   30.06.2018 | 13:00 Uhr

Der Philosoph Karl Marx wurde 1818 nicht weit von hier, nämlich in Trier geboren. Das Haus, in dem er als kleiner Bub gelebt hat, gibt es immer noch. Heute befindet sich dort das Museum "Karl Marx Haus", das sich mit dem Leben und Werk des Mannes beschäftigt, der die halbe Welt mit seinen Theorien umgekrempelt hat. Zum 200 Geburtstag ist das Museum renoviert worden. Jetzt gibt es dort eine Dauerausstellung.



Fast könnte man dran vorbeilaufen, so unscheinbar ist es in einer schmalen Straße in der Innenstadt von Trier gelegen, neben einem Lebensmittelladen und gegenüber einer Weinhandlung: das Karl-Marx-Haus. Wenn man es aber entdeckt hat und eintritt, ist man bezaubert von diesem kleinen Barock-Häuschen.

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Tour de Kultur: Das neue Karl-Marx-Haus
Audio [SR 3, Barbara Grech, 30.06.2018, Länge: 03:18 Min.]
Tour de Kultur: Das neue Karl-Marx-Haus

Ein romantischer Innenhof mit Fachwerkgalerie verbindet Vorder- und Hinterhaus und im Anschluss wartet auch noch ein romantischer Hofgarten. Dieses Ensemble bietet das Museum Karl-Marx-Haus. Man würde am liebsten gleich selbst einziehen. Das Haus wurde umfangreich und liebevoll renoviert. Die alten Holzdielen sind wieder in Schuss gebracht, die Räume luftig und hell. Und so präsentiert sich auch die neue Dauerausstellung, die sich mit Leben und Werk des Philosophen beschäftigt.

Marx' Thesen und ihre Wirkung

Tour de Kultur 2018: Im Garten des Karl-Marx-Hauses in Trier (Foto: Bernd Raschke/Friedrich Ebert Stiftung Bonn)
Im Garten des Karl-Marx-Hauses in Trier

Immerhin gehört Karl Marx zu den wichtigsten Philosophen seiner Zeit und hat das 20. Jahrhundert entscheidend geprägt. Sein Hauptwerk, Das Kapital, war die Basis für den Marxismus, der damals die halbe Welt beherrschte und auch für Kummer und Leid gesorgt hat. Dem entziehen sich das Museum und die Ausstellung nicht. Im Gegenteil. Anders als früher steht vor allem die Wirkung seiner Thesen im Mittelpunkt. Das verrät schon der Titel der neu eingerichteten Dauerausstellung: Von Trier in die Welt: Karl Marx, seine Ideen und ihre Wirkung bis heute.

Man beginnt seinen Rundgang in einem Raum, in dem auf einer runden Landkarte auf dem Boden große Sanduhren aufgebaut sind. Diese veranschaulichen, wie lange Marx wo gelebt hat. Es war ein unruhiges Leben, das sieht man gleich. Ständig auf der Flucht vor dem preußischen Staat, strandete er letztendlich, unfreiwillig, im Exil in London. Dort schuf er sein Hauptwerk, eben Das Kapital, dem das Karl-Marx-Haus auch einen eigenen Raum gewidmet hat.

Was hat die Nachwelt draus gemacht?

Doch dann geht es auch schon darum, was die Nachwelt, nach Marx‘ Tod, mit seinen Theorien angestellt hat. Von Anfang an spalteten seine Thesen die Menschheit. Das fing schon in der frühen Arbeiterbewegung an. Schließlich spaltete sich auch die SPD. In der Ausstellung ist das durch einen großen Keil symbolisiert, der den Raum in zwei Teile spaltet. Wie eine Mauer – aber dann doch mit Gucklöchern darin.

Tour de Kultur 2018: Detail aus dem neuen Karl-Marx-Haus in Trier (Foto: Bernd Raschke/Friedrich Ebert Stiftung Bonn)
Detail aus dem neuen Karl-Marx-Haus in Trier

Mit plastischer, symbolträchtiger Ausstellungsarchitektur zeigt das Karl-Marx-Haus die Entwicklungen des Marxismus auf, bis hin zu seinem Niedergang in den 1990er Jahren in Osteuropa. Ein Baum voller Monitore zeigt die Bilder des Mauerfalls und einer Gesellschaft, die sich ihren Platz in der neuen Welt erst suchen muss. Und so endet auch die Ausstellung mit einer Bilderflut. Auf einem großen Monitor flackern unscharfe Bilder, die vom „Raubtierkapitalismus“ erzählen. Gierige Staatschefs, unruhige Börsen, globalisierte Wirtschaft.

Und wieder wird über ihn diskutiert

Tatsächlich waren Karl Marx und seine Kritik am Kapitalismus schon lange nicht mehr so aktuell wie heute. Spätestens seit der Finanzkrise 2008 wird wieder darüber diskutiert, ob er nicht doch Recht hatte mit seiner Prophezeiung, dass der Kapitalismus an sich selbst zu Grunde gehen wird. Bis heute hat er durchgehalten, ob das immer so bleiben wird?

Darüber darf dann kräftig diskutiert und gegrübelt werden, am Ende des Rundgangs, im schönen Hofgarten, hinter dem Karl-Marx-Haus, und all die Büsten, Skulpturen und Bilder, die dort von Karl Marx versammelt sind, schauen nachdenklich auf Sie herab. Willkommen in der Welt des Philosophen.

Kontakt

Museum Karl-Marx-Haus
Brückenstr. 10
54290 Trier
Tel.:     (0651) 97 068-0
Fax:     (0651) 97 068-140
E-Mail: Karl-Marx-Haus@fes.de
www.fes.de/Karl-Marx-Haus
www.karlmarx2018.de

Öffnungszeiten

gelten für 2018:
5. Mai - 4. Nov: tägl. 9.00 - 18.00 Uhr,
5. Nov. - 30. Dez: Mo. 13.00 - 17.00 Uhr, und Di. - So.: 10.00 - 17.00 Uhr;
Schließtage 2018:
24., 25., 26., 31. Dez.

Eintritt

Erwachsene: 5,- €, ermäßigt: 3,50 €
Gruppen (ab 12 Personen) p. P.: 3,50 €
Schulklassen pro Person: 1,- €
Familienticket (2 Erwachsene mit 1 bis 4 Kindern): 9,- €.

Anfahrt

Von Saarbrücken fahren Sie auf die A 1 Richtung Trier. Am Autobahnkreuz 130-Dreieck Moseltal den rechten Fahrstreifen nutzen, um der Beschilderung nach Luxembourg/Trier auf die A 602 zu folgen. In Trier fahren Sie zum Parkhaus Viehmarkt am Viehmarktplatz. Zu Fuß erreichen Sie das Karl-Marx-Haus nach circa 200 Metern.



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