Tour de Kultur 2018: The Luxembourg Story im City Museum (Foto: C. Weber/Les 2 Musées de la Ville de Luxembourg)

"The Luxembourg Story" im City Museum

Von der kleinen Burg zur kosmopolitischen Metropole

Barbara Grech   01.08.2018 | 12:50 Uhr

Es war eines der ersten modernen und innovativen Museen in der Großregion, das sich mit Geschichte beschäftigte. Lange trug es noch den etwas umständlichen Namen "Musée d'Art et d'Histoire de la Ville du Luxembourg". Doch jetzt hat das Museum, das die Gesc hichte der Stadt Luxemburg erzählt, einen knackigen Namen bekommen: das Letzebuerg City Museum. Neuer Name, neue Dauerausstellung, neuer Look.



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Am Anfang war ein Felsen – gelegen am kleinen Flüsschen Alzette. Diesen schroffen Bockfelsen tauschte ein gewisser Graf Siegfried im Jahre 963 mit der Trierer Abtei Sankt Maximin für ein paar Ländereien in den Ardennen. Schon eine ganze Weile her. Doch dass dieser Tausch tatsächlich stattfand, dafür gibt es einen Beweis.

Gleich am Anfang der Ausstellung im City Museum Luxemburg wird diese Tauschurkunde, die auch die Geburtsurkunde von Luxemburg genannt wird, gezeigt. Das Original, über eintausend Jahre alt, liegt dort in einer Schublade und kann besichtigt werden. Es zu lesen fällt allerdings schwer angesichts des mittelalterlichen, latinisierten Kauderwelsch.

Ein Museum für die ganze Familie

Tour de Kultur 2018: The Luxembourg Story im City Museum (Foto: C. Weber/Les 2 Musées de la Ville de Luxembourg)
Luxemburg - multimedial aufbereitet

Auf jeden Fall gab es wohl damals schon eine kleine Burg, genannt Lucilinburhuc. Aus der kleinen mittelalterlichen Burg wurde dann im Laufe der Jahrhunderte eine veritable Festung. Das hatte vor allem politische Gründe. Denn ab der Mitte des 16. Jahrhunderts war Luxemburg im­mer wieder Spielball der mächtigen Nachbarn.

Tatsächlich, das zeigt die Ausstellung, war die Stadt Luxemburg eine der bedeutendsten Festungen Europas. Mal gehörte Luxemburg den Spaniern, dann Frankreich, dann Österreich, dann wieder zu Frankreich, um anschließend in den Besitz der Niederlande überzugehen und dann in den Deutschen Bund.


Luxemburg- schon immer international

Tour de Kultur 2018: The Luxembourg Story im City Museum (Foto: C. Weber/Les 2 Musées de la Ville de Luxembourg)
Einst auch eine Garnisonsstadt

Merken Sie was? Schon damals ging es recht international in Luxemburg zu. Ein Grund auch dafür, dass es bis heute eine bemerkenswerte Sprachenvielfalt in unserem kleinen Nachbarland gibt. Das bildet auch die Ausstellung ab. Immer wieder kann man den Geschichten der Stadt Luxemburg lauschen. In Spanisch, Französisch, Englisch, Deutsch und natürlich Lëtzebuergisch. Ohnehin bietet diese Ausstellung so ziemlich alles auf, was es an multimedialer Technik gibt und führt den Besucher ganz spielerisch durch die Geschichte von Luxemburg.

Insofern ist ein Rundgang durch die Ausstellung „The Luxembourg Story“ nicht nur etwas für Geschichts-Begeisterte, sondern ein Rundgang für die ganze Familie. Ob ein aufwändig gemaltes Rundpanorama, das einen, ganz analog, auf dem Platz vor dem großherzoglichen Palast stehen lässt. Oder einen Raum voll mit stereoskopischen Fotografien. Man schaut durch eine Art Fernglas und sieht das Luxemburg des 19. Jahrhunderts dreidimensional, in dem die Festungsmauern langsam aber sicher geschleift werden.

Heute: Europastadt

Tour de Kultur 2018: The Luxembourg Story im City Museum (Foto: C. Weber/Les 2 Musées de la Ville de Luxembourg)
Modern und weltoffen: europäisches Luxemburg

Von der Garnisonsstadt zur Industriestadt, diese Wandlung macht Luxemburg in dieser Zeit durch. Dargestellt werden Betriebe, die Handschuhe – damals sehr begehrt –, Tabakprodukte, ja sogar Champagner produzieren. Letzterer wurde in Luxemburg allerdings nur abgefüllt, damit er zollfrei nach Deutschland verkauft werden konnte.

Immer wieder legt die Ausstellung einen Fokus auf den Alltag der Menschen dieser Zeit. Und natürlich werden auch die Krisen der Stadt, Erster und Zweiter Weltkrieg und die damit verbundene Geschichte der großherzoglichen Familie thematisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg jedenfalls wurde Luxemburg zu der Stadt, die sie heute noch ist: zur Europastadt. Ein eigener Raum ist mit atemberaubenden, futuristisch anmutenden Architekturmodellen ausgestattet. Gebäude, die aussehen, als wären sie aus dem Filmset von Star Trek gefallen.

Diskussion um Steuerflucht auch Thema

Eines davon hätte das dritte Gebäude des Europäischen Parlaments werden sollen. Denn in den 1970er Jahren war angedacht worden, neben Brüssel und Straßburg auch in Luxemburg einen Standort des Parlaments einzurichten. Daraus wurde bekanntlich nichts. Geblieben ist das Europa-Viertel auf dem Kirchberg, heute ein internationaler Finanzplatz. Auch das wird thematisiert – und die damit verbundene Diskussion über Steuerflucht und Bankgeheimnis.

Heute ist Luxemburg eine internationale und wohlhabende Stadt. Mehr als 115.000 Menschen leben hier. 170.000 Menschen haben hier einen Arbeitsplatz. 70 Prozent der Einwohner stammen aus dem Ausland aus insgesamt 160 verschiedenen Nationen. Internationaler geht’s nimmer. Wer hätte das gedacht, als vor über 1.000 Jahren der wackere Graf Siegfried sich den schroffen Bockfelsen an der Alzette gesichert hat …

Kontakt

Das Lëtzebuerg City Museum
14, rue du Saint Esprit
L-1475 Luxembourg
Tel.: (00352) 47 96 45 00
www.citymuseum.lu

Öffnungszeiten/Termine

Mo. geschlossen
Di., Mi., Fr., Sa., So.: 10.00 - 18.00 Uhr, Do. 10.00 - 20.00 Uhr.

Eintritt/Preise

Erwachsene: 5,- €
Di. 18.00 - 20.00 Uhr: Eintritt frei
Für Jugendliche unter 21 Jahren und für Studenten unter 26 Jahren (mit Studentenausweis) ist der Eintritt frei.
Jugendliche zwischen 21 und 26 Jahren (ohne Studentenausweise), titulaires cartes jeunes, Erwachsene über 60 Jahre: 3,- €
Für Menschen mit Behinderung ist der Eintritt frei.
Inhaber der Museumskarte, der Luxemburg-Karte, Karte der Museumsfreunde Luxemburg, ICOM, Kulturpass, Presseausweis haben freien Eintritt.
Gruppenpreis ab 10 Personen: 3,- € pro Person, offizielle Führung: 100,- €

Anfahrt

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Hauptbahnhof Richtung Musée d’Histoire: Linie Nr. 9 und 14 (Station: „Um Bock“), Linie Nr. 19 (Haltestelle: Cathédrale).
Mit dem Auto:
Von Saarbrücken auf die A 620 Richtung Saarlouis, weiter auf A 8 nach Luxemburg. Ab dem Autobahnkreuz Croix de Bettembourg den rechten Fahrstreifen benutzen und der Richtung Luxembourg/Bruxelles folgen. An der Gabelung links halten und auf der A 3 bleiben und nach Luxemburg-Stadt fahren. Das City Museum befindet sich in der Nähe der Kathedrale Notre Dame sowie des Palastes in der Stadt Luxemburg.
Lage: In der Luxemburger Innenstadt, gleich neben dem großherzoglichen Palast.
Parken: Parking Saint-Esprit, Parking Knuedler.



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