Balanceakt in luftiger Höhe (Foto: Jochen Marmit)

Drahtseilakte für Groß und Klein

 
Schöner Ausblick über das Tal von Mosel und Madon (Foto: Jochen Marmit)
Schöner Ausblick über das Tal von Mosel und Madon

Schwindelfrei sollte man schon sein, wenn man die Drahtseile und wackeligen Brücken oder die rasanten Seilbahnen des Fort Aventure meistern möchte. Sonst bleibt nur der schöne Ausblick über das Tal der Flüsse Madon und Mosel von hoch oben. Aber auch das Zuschauen macht Freude, wenn die Kleinen stolz mit Helm und Sicherheitsgeschirr ihren Parcours klettern und am Ende des Tages erschöpft aber glücklich von ihren Taten erzählen.

Kletterspaß - gut gesichert  (Foto: Jochen Marmit)
Kletterspaß - gut gesichert

Parcours Junior 1

Gleich zu Beginn heißt es Eingewöhnen: Helm auf, Klettergurt anlegen und ausprobieren, wie der Sicherheitshaken weitergeführt wird. Die Kinder sind nämlich während der gesamten Kletterparcours an einem fortlaufenden Stahlseil gesichert. Zu Beginn wird der Haken eingeführt, dann kann auch bei einem Ausrutscher nichts passieren. Für Kinder ab einer Größe von 1,20 Meter (empfehlenswert ab sechs bis circa zehn Jahre) geht es im Parcours Junior los mit einer kleinen Kletterpartie um eine Mauerecke herum. Schmal sind die Tritteisen, schmal auch die Griffe oberhalb an der Mauer. Aber anscheinend schlummern die Gene unserer nächsten Verwandten aus dem Tierreich noch immer in jedem Kind – geschickt und ausdauernd meistern die Nachwuchskletterer jede Schwierigkeit. Für die Gruppe der Junioren gibt es zunächst gut 40 Minuten Kletterabwechslung pur: wackelige Bretterpfade, Netze, Rundhölzer und Stahlseile, Holzröhren und zwei Seilbahnen. Alles in knapp drei bis vier Metern Höhe quergespannt über einen der großen Gräben im Inneren der Anlage. So geht es immer wieder auf die andere Seite – mal langsam, mal schneller. Besonders reizvoll: die Kletterpartien an den Mauern selbst. Auf Tritteisen und Stahlplatten, die in die Mauer eingelassen sind, führt der Weg auch mal durch eines der schmalen Fenster ins Innere der Anlage und dann wieder aus der senkrechten Wand heraus. Nach einem letzten Balancieren über die Außenmauer gibt es zum Abschluss dann eine Seilbahn zurück. Hier müssen die Kinder sich mit einem Rollhaken einklinken, gut festhalten und dann sausen sie zurück zum Ausgangspunkt. Wer will, kann nun die mitgebrachten Brote auf einer der Bänke in den Gräben oder oben auf dem Plateau beim frei zugänglichen Spielplatz verspeisen – Kraft tanken für Parcours Nummer zwei.

Fort Aventure - Die Abenteuerfestung (Foto: Jochen Marmit)
Fort Aventure - Die Abenteuerfestung

Das Fort

Eigentlich heißt das Fort Aventure Fort Pélissier nach Aimable-Jean-Jacques Pélissier (1794 – 1864). Dieser war erst General im Krimkrieg, dann Marschall und später Generalgouverneur der französischen Kolonie Algerien. Die Befestigungsanlage bei Bainville entstand zwischen 1878 und 1881. Hoch oberhalb der Mosel gehörte es zur französischen Verteidigungslinie, die an der Grenze zu Lothringen errichtet wurde. Denn: nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gehörten das Elsass und Lothringen zu Preußen. Die Mosel bei Bainville war Staatsgrenze. Im Laufe der Jahre wurde die Anlage ausgebaut – sie hat die Form eines Pentagons, massive Außenmauern bilden den äußeren Ring, innen liegend dann Schutzbauten, Truppenräume, Kam­mern und Tunnel, aber auch große Gräben. Die Anlage ist weitgehend mit Erdreich bedeckt. Bis 1914 waren hier Artillerie- und Infanterie-Regi­menter stationiert, 1915 nutzen die amerikanischen Truppen das Fort als Materiallager. 1943 besetzten dann die deutschen Truppen die Anlage, 1945 wurde das Fort unbeschädigt den Franzosen wieder übergeben. Bis 1996 nutzte die französische Armee die Anlage als Ausbildungs- und Trainingscamp. Schon in jenen Jahren gab es Kletter- und Stahlseilparcours. Natürlich mit deutlicher weniger Sicherheitskonzept und Spaßfaktor. 1999 schließlich kaufen Privatleute und Kletterfreunde das Fort, beginnen mit der Installation der Kletterabschnitte. 2005 wird das Fort Aventure eröffnet, mittlerweile kommen rund 20.000 Gäste pro Jahr: zum Klettern, Feiern oder zur Schatzsuche – gut 200 Meter oberhalb des kleinen Bainville.

Parcours Junior 2

Zu Kräften gekommen geht es nun für die sechs- bis zehnjährigen Kinder entlang des großen Grabens auf der Nordseite. Und der ist wirklich hoch – gute acht Meter von der Wiese bis zu den Stahlseilen, die den zehn Meter breiten Graben ein Dutzend Mal kreuzen. Noch eine Etage höher kreuzt auch der Erwachsenen Parcours. Die Kinder haben aber ganz andere Probleme. Nach einem kurzen Anstieg geht es über eine scheinbar bröckelnde Holzlattenverbindung zur gegenüberliegenden Seite. Wer das schafft, wird auch den Rest des Weges schaffen, wobei gerade für die noch etwas Kleineren die Halteseile noch sehr hoch sind. Das kann schon ganz schön wackeln. Eine kleine Holzplattform bietet kurze Rast, bevor es dann über ein einziges Seil wieder zurück geht. An dieser Stelle beenden all jene besser den Parcours, die Probleme mit der Höhe haben – ein Mitarbeiter des Fort Aventure eilt herbei und seilt das Kind dann ab. Oben geht es weiter auf Rundholzstäben, die senkrecht aufgespannt sind und auf deren Köpfen man balancieren muss. Eine Herausforderung auch die schwingende Brücke, die aus einem Dutzend Einzelhölzern besteht, die bei jedem Schritt nach vorne tüchtig wackeln. Durch eine Rutsche geht es zurück an der unteren Wand, als Belohnung dann auf einer langen Seilbahn mit Schwung entlang des Grabens in ein Fischernetz. Wem der obere Abschnitt zu hoch oder schwierig erscheint, der kann gleich die Seilbahn und die untere Mauerstrecke nutzen – so oft, wie gewünscht.

Balanceakt in luftiger Höhe (Foto: Jochen Marmit)
Balanceakt in luftiger Höhe

Parcours für Erwachsene

Gute zweieinhalb Stunden dauert der Parcours für alle, die größer als 1,50 Meter sind und somit als Jugendlicher (Préado) oder Erwachsener (Adulte) gelten. Hier gibt es denn auch gleich eine andere Sicherheitstechnik und den Rollhaken für die Seilbahnen hat auch jeder mit dabei. Und so klicke ich mich entlang der Stahlseilen erst einmal quer über die hohen Gräben, klettere auf wackeligen Bohlen in luftiger Höhe. Und gelange am Ende zur äußeren Steilwand (la falaise). Hier geht es auf der Südseite des Fort entlang der Außenmauer – natürlich mit gut 50 Meter freiem Fall nach unten. Zunächst klettere ich eine Leiter hinunter zu einem Stahlseil, das 20 Meter über den Abgrund verläuft. Sieht einfach aus, beginnt aber sehr schnell zu schwingen: unter meinen Füßen ist nichts als das dünne Stahlseil, ich halte mich rechts und links an zwei weiteren dünnen Stahlseilen. Ich denke kurz darüber nach, wie Seiltänzer das Ganze ohne Sicherheitsgurt in 1.000 Meter Höhe machen, verwerfe den Gedanken schnell wieder und klettere am anderen Ende erleichtert weiter. Entlang der natürlichen Felswand und massiven Mauersteinen führt der Kletterpfad gut eine halbe Stunde am Fort entlang. Meine beiden Haken klicken und rasten ein, geben Sicherheit. Schmale Tritte, harte Griffeisen, balancieren, festhalten, hochziehen. Dann stehe ich an der Seilbahn: 150 Meter lang, 50 Meter über dem Nichts. Links das Fort, rechts der gigantische Blick über Madon- und Moseltal, Vogesenhügel in der Ferne, bei gutem Wetter sieht man angeblich sogar die schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen bei Basel. Unten das kleine Dorf Bainville und viel flaches Acker- und Weideland. All das fliegt vorbei, als ich mich von der Plattform abgestoßen habe und zügig über die Schlucht gleite – ein echtes Erlebnis, abgefedert von einem Netz, in das ich mich am Ende kralle. Wer das Netz nicht krallt, gleitet übrigens wieder zurück und hängt erst einmal am Seil, bis ein Mitglied des Fort Aventure Teams den Abschleppdienst macht.

Wer nicht genug von den Seilbahnen bekommen kann, für den gibt es noch drei weitere, die über das Fort gespannt sind und gut 20 Minuten „Freude durch Gleiten” verheißen. Als Abschluss steht seit zwei Jahren auch der Ejecteur bereit. Das ist eine Art Bungee-Jump, der einen 18 Meter in die Höhe schießt – geeignet ab zehn Jahre.

Sonstiges

Für die ganz Kleinen (empfehlenswert ab vier Jahre) gibt es natürlich auch einen Kletterparcours – samt Helm und Klettergurt, bei dem die Eltern immer auf Augenhöhe sind und der Spaß im Vordergrund steht. Rutschen, Tunnel und ein Picknickplatz stehen neben den Seilbahnen auf dem Dach des Forts auch bereit. Insgesamt sind rund ein Kilometer Drahtseile im Fort Aventure gespannt, was aber nur zehn Prozent der Befestigungsanlagen belegt. Und so gibt es im Inneren auch Räume, Hallen und Gänge für Festlichkeiten oder Schatzsuche. Ob nun Schnitzeljagd mit Abseilen, Abenteuerlabyrinth mit unterirdischem Kanufahren – die Veranstaltungen sind für Gruppen gedacht, die teilweise auch gegeneinander antreten. Französischkenntnisse unbedingt erforderlich! Das ist auch ein kleines Manko bei Fort Aventure – es wird nur Französisch gesprochen, ein wenig Englisch, aber eben kein Deutsch. Die Einführung in die jeweiligen Parcours sind aber schnell verstanden, da alles praktisch vorgeführt wird.

Jochen Marmit


Kontakt


Le Fort Aventure
F-54550 Bainville sur Madon
Tel: (00333) 83 25 07 07 oder (00333) 06 71 22 6060

www.fort-aventure.com


Öffnungszeiten


März – Oktober: 13.00 – 19.30 Uhr

Juli und August jeden Tag geöffnet, sonst nur Samstag und Sonntag.

Letzter Einlass und Tourbeginn 16.00 Uhr (Juli/August 17.00 Uhr).


Eintritt


3 – 5 Jahre: 10,- €
6 – 11 Jahre: 14,- €
12 – 17 Jahre: 18,- €
Erwachsene: 23,- €
Weitere Aktivitäten für Gruppen möglich.


Anfahrt


Von Saarbrücken aus A 4 Richtung Metz, dann A 31/A 33/A 330 an Nancy vorbei Richtung Épinal, Ausfahrt Nummer 6 (Richarménil) auf die D 331 Richtung Bainville, dann auf D 50 nach Bainville rein. Dort im Ort auf die Hauptstraße links, dann rechts an der Mairie immer den Berg hinauf (Fort Aventure ist ausgeschildert); Anfahrt circa 160 Kilometer. Tipp: Die Fahrt zurück über Lunévill, Sarrebourg, Sarreguemines ist zwar etwas weiter, dafür aber schöner (circa 180 Kilometer).

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