Die Rosenbar  (Foto: Rosenbar)

Zwischen Tinktur und Trinktour

Wie aus der Rosenapotheke die Rosenbar wurde

Patrick Wiermer   25.07.2022 | 06:00 Uhr

Die Dudweiler Straße ist nun nicht gerade eine der schönsten Straßen der Landeshauptstadt. Sie ist eine viel befahrene Innenstadtachse, geprägt von den Bausünden der Nachkriegszeit. Doch es geht auch anders: „Wenn man sich die Dudweiler Straße sonst anschaut, dann können wir mit Fug und Recht behaupten, dass wir eine der schönsten Immobilien hier haben“, sagt Carolin Ruf.

Die 30-jährige Carolin Ruf betreibt die Rosenbar in der Dudweiler Straße – zusammen mit Carsten Clementschitsch. Tatsächlich fällt die Bar im Trubel der Straße nicht sofort auf – sie liegt nicht auf der von Beton-Arkaden gesäumten Fußgängerseite. Ein Kleinod, das man schon suchen oder kennen muss. Und wer es findet, erlebt einige Überraschungen.

Die Rosenbar  (Foto: Rosenbar)

Die Bar befindet sich in einer ehemaligen Apotheke. „Das Gebäude wurde 1908 von Ludwig Karl Moritz als Apotheke gebaut. 99 Jahre lang war sie das auch. 2007 war hier Schluss, das Geschäft hat sich offenbar nicht gelohnt“, sagt die Rosenbar-Chefin. Viel mehr ist nicht bekannt. Obwohl die beiden Bar-Betreiber im Stadtarchiv und beim Denkmalamt auf Spurensuche gingen, um mehr über das als Denkmal registrierte Gebäude zu erfahren.

Glanz der alten Zeit

Die Rosenbar  (Foto: Rosenbar)

Seit 2019 gibt es die Rosenbar in der Rosenapotheke. Von außen deutet an einer der Eingangstüren der „Rezepteinwurf“ auf die Pillendreher-Vergangenheit hin. Der wahre Glanz der alten Zeit erschließt sich aber vor allem im Innenbereich. Über die mächtige Verkaufstheke gingen früher Tinkturen, heute werden dort andere Cocktails gemischt. An den Wänden Apothekerschränkchen, die allerhand Wundermittel enthielten, darüber alte Werbeschilder. „Noch heute kommen ab und zu Kunden hierher, die die Bar schon immer nur als Apotheke kannten und ihre Rezepte einlösen wollen“, sagt Carolin Ruf.

Der gefährlichste Ort ist heute eine Lounge

Die Rosenbar  (Foto: Rosenbar)

Früher markierte die Theke die Grenze zwischen Kunde und Apotheker, heute können die Gäste auch die früher verborgenen Bereiche sehen. Der Raum, in dem ehemals die Medizin hergestellt wurde, ist heute eine gemütliche Lounge. Von dort geht es runter in einen Keller, in dem der Wein lagert. Früher war es der gefährlichste Ort im gesamten Gebäude. Eine Aufschrift auf einer quietschenden Eisentür vor einer kleinen Nische in der Wand warnt vor den Gefahren des hochentzündlichen Phosphors.

"Plötzlich hatten wir einen Pool“

Der Rundgang führt weiter zum Außenbereich der Bar, dem Innenhof mit seiner gemütlichen Terrasse – und auch hier trifft man Unerwartetes. Unter den Füßen knarzen die Holzbohlen, der Geruch von Chlor liegt in der Nase, die Augen blicken plötzlich auf einen Pool. „Die Sache war eigentlich als Witz gedacht, aber dann hatten wir plötzlich einen Pool“, erinnert sich Carolin Ruf.

Die Rosenbar  (Foto: Rosenbar)

Auch wenn das Becken – zumindest offiziell – nicht zum Baden genutzt werden darf, sorgt er dank der beruhigenden Kraft von Wasser und Poolbeleuchtung sehr effektiv für sommerliche Sehnsüchte. Fehlt also nur noch der Wein – den gibt es von Sommelier Mourad Hajjaj, passend zur mediterran geprägten Speisekarte. „Wenn die Gäste einen bestimmten Wein im Urlaub getrunken haben, haben wir ihn oft auch hier. So bringen wir den Urlaub nach Saarbrücken“, sagt Hajjaj.

Die Rosenbar  (Foto: Rosenbar)

Stilvoll und entspannt – so lässt es sich aushalten in der Rosenbar. Doch bis zur Eröffnung im Jahr 2019 war es ein langer Weg. Selbst für erfahrene Gastronomen wie Clementschitsch und Ruf war es ein Umbau, der nicht nur finanziell Einiges abverlangte.

„Als wir den Laden betraten, war erstmal alles schwarz“, erinnert sich Carolin Ruf. Die Rosenapotheke war nach ihrer Schließung ein Techno-Club – Tageslicht war da nicht szenegemäß.

Die Sanierung von Club zu Bar kostete insgesamt acht Monate und einige Telefonate mit dem Landesdenkmalamt. Am Ende konnte nicht alles vom alten Bestand gerettet werden, darunter auch die Schaufensterfront, die mehrere Wasserschäden erlitten hatte.

Die Rosenbar  (Foto: Rosenbar)

Aber es bleibt viel vom alten Charme. Was zu retten war, etwa viele kleine Kisten mit handgeschriebene Etiketten oder Apothekerflaschen. Die Barbesucher können jetzt sehen, wo früher „Dr. Papes Blutreinigungstee“ aufbewahrt wurde. Und so schreibt eben die Rosenbar die Geschichte der Rosenapotheke weiter.


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Auf einen Blick


Kontakt
Rosenbar
Dudweilerstraße 11
66111 Saarbrücken
Tel.: (0681) 59 09 61 85
E-Mail: info@rosenbar-sb.de
www.rosenbar.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag ab 17.00 Uhr

Preise
Der Eintritt in die Rosenbar ist kostenlos
Getränkepreise laut Preisliste


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 10.08.2022 auf SR 3 Saarlandwelle

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