Bergbaugeschichte am Donnersberg (Foto: Michael Schneider)

Eisen, Erz und Erdbeben

Bei den armen Schatzgräbern vom Donnersberg

Michael Schneider  

Von 1350 bis 1921 wurde in den engen Grubengängen am Donnersberg Kupfer, Eisenerz und sogar Silber abgebaut. Heute können Besucher der Weißen Grube Imsbach entlang der alten Adern den Spuren der langen Bergbaugeschichte folgen.



Zu Beginn unseres Ausflugs ins dunkle Herz des Donnerbergs rüsten Günther Bauer und ich uns erst mal mit Helm, Taschenlampe und Schutzumhang. Das muss sein in der Weißen Grube Imsbach, denn wenige Meter hinter dem Stollenmund wird es eng. Sehr eng. 1,60 Meter hoch und nur eine Armlänge breit – unter diesen Bedingungen mussten Bergleute im Mittelalter hier schuften.

Bergbaugeschichte am Donnersberg (Foto: Michael Schneider)

Im Herzen des Donnersberges

Seit 1350 wurde unter dem Donnersberg abgebaut – denn verschiedene Erzadern versprachen großen Gewinn. In Dunkelheit und Nässe bei konstanten acht Grad Celsius forschten die Bergleute den Adern nach. Günther Bauer zeigt mir ein paar davon, die entlang der niedrigen Decke verlaufen. Kupfer, Eisenerz, sogar Silber wurden hier damals abgebaut.

Bergbaugeschichte am Donnersberg (Foto: Michael Schneider)

Wir folgen der grünen Kupferader. Erz, das tief im harten Gestein schlummert – und vom mittelalterlichen Kumpel mit primitivsten Mitteln geschürft wurde. Ein bis zwei Zentimeter am Tag – mehr war mit dem Meißel nicht zu machen, sagt Bauer.

Bergbaugeschichte am Donnersberg (Foto: Michael Schneider)

Verschiedene Abbauphasen hat die Weiße Grube Imsbach erlebt. Zusammen mit Günther Bauer arbeite ich mich von einer zur nächsten vor – die Gänge werden etwas geräumiger. In der Neuzeit erleichterten Holzkarren auf Planken die Arbeit – sogenannte „Hunde“. Und ab 1883 wurden hier mit Schwarzpulver große Kammern gesprengt – doch so richtig gelohnt hat sich das nicht. In Imsbach schlummert etwa soviel Kupfer wie ... „ein modernes Bergwerk an einem halben Tag abbaut“, sagt Bauer und zuckt die Schultern. „Das hat sich nie gelohnt. Reich geworden ist hier niemand.“

Bergbaugeschichte am Donnersberg (Foto: Michael Schneider)

Deshalb ist die Grube seit 1921 stillgelegt – und heute ein weitläufiges Besucherbergwerk. Immer wieder führt der Weg auch unter freiem Himmel entlang. Denn hier wurden einst große Löcher gesprengt. Viele dieser Krater sind nach oben hin offen. Überall tropft und plätschert es – Regenwasser, das durch den Fels sickert. Ein altes Wasserrad erinnert daran, wie Erzbrocken früher mithilfe schwerer Kolben mechanisch zerkleinert wurde. Günther Bauer setzt es für mich in Gang – die Weiße Grube will ein Erlebnisbergwerk sein und spricht damit auch viele Schulklassen an.

Erdbebenmessstation

Auf der anderen Seite des Kraters geht es durch einen weiteren Stollen zurück in die Dunkelheit. In einem Seitengang glitzert eine unscheinbare Metallbox an der Wand. Teil einer Erdbebenmessstation, die das Land Rheinland-Pfalz in Imsbach installiert hat. Und mit dem Erdbeben weltweit aufgezeichnet werden können. Sogar der Tsunami von 2004 in Südostasien war hier zu spüren.

Grubengeschichten

Günther Bauer kennt viele solcher Geschichten. Seit zehn Jahren führt der pensionierte Lehrer Besucher durch „seine“ Grube. Und die hat auch jenseits des Bergbaus eine „historische“ Rolle gespielt. Etwa als sich zu Ende des Zweiten Weltkriegs Soldaten hier versteckt haben – versorgt von der örtlichen Bevölkerung.

Bergbaugeschichte am Donnersberg (Foto: Michael Schneider)

Und dann verlieren wir jäh die Erzader, der wir bis hierher gefolgt sind. Der Stollen endet in einem unschlüssigen Hohlraum, wo Generationen von Bergleuten versucht haben, das Erz wiederzufinden. Vergeblich. Denn was die Kumpel nicht wissen konnten: Hier hat sich der Berg verschoben. Die uralte Ader verläuft heute vermutlich einige Etagen tiefer. Und so haben die Schatzgräber jahrhundertelang Stollen um Stollen gegraben, die im Nichts enden.

Die Geschichte der Grube Imsbach, das denke ich mir, als wir nach anderthalb Stunden wieder auf eine warme Waldlichtung treten – das ist eigentlich eine Erzählung von Rückschlägen, Verzweiflung und unerschöpflicher Hoffnung. Zusammen haben sie ein unterirdisches Labyrinth geschaffen, das hinter jeder Biegung mit Geschichte und Geschichten aufwartet.

Michael Schneider


Kontakt

Pfälzisches Bergbaumuseum
Imsbach e. V.
Weiße Grube Imsbach
Ortsstraße 2
67817 Imsbach

Besucherbergwerke
Weiße Grube/Grube Maria
Langental 1
67817 Imsbach

Tel.: (06302) 34 48
E-Mail: info@bew-imsbach.de
www.bew-imsbach.de

Öffnungszeiten

April - Okt:
Sa. 13.00 - 17.00 Uhr,
So. 11.00 - 17.00 Uhr.

In den Sommerferien auch dienstags.

Eintritt

4,- €, ermäßigt 2,- €.

Auf Anfrage sind auch Führungen ab einer Gruppengröße von 15 Personen möglich.

Anfahrt

Über die A 6 Richtung Mannheim und A 63 Richtung Mainz bis zur Ausfahrt Winnweiler. Vom Ortstrand ist die Bergbauerlebniswelt Imsbach ausgeschildert. In Imsbach den Schildern „Weiße Grube“ folgen. Vom Wanderparkplatz im Wald sind es dann noch circa 400 Meter zu Fuß.



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