Sarah Connor im SR 1-Interview
Nach längerer Pause hat Sarah Connor ihr drittes deutschsprachiges Studio-Album 'Freigeistin' veröffentlicht. Im SR 1-Gespräch erzählt die Sängerin, was hinter den Songs steckt, welche Rolle das Meer für sie spielt und auch ein paar private Einblicke gibt sie.
Das neue Album von Sarah Conner wurde am 23. Mai veröffentlicht. Auch wenn 'Freigeistin' bereits ihr zehntes Studio-Album ist, fühlt es sich für sie doch wie ein bedeutender Neuanfang an. "Es ist ja jetzt auch schon sechs Jahre her, die letzte deutsche Platte, und es entwickelt sich ja auch immer alles weiter. Diesmal habe ich alles alleine gemacht - alle Texte, alle Melodien", erzählt sie.
Das sei ein sehr persönliches Projekt gewesen, fast so, als würden "Die Babys das Haus verlassen". Die Songs spiegeln ihre eigenen Geschichten wider, was ihnen eine besondere Intimität verleiht. Und diese Nähe spürt man, besonders bei Stücken wie 'Herz in Aufruhr' oder 'Warum hat mir keiner gesagt'. Sie hoffe, dass diese Songs bei anderen Menschen ankommen, dass sie ein Zuhause finden in anderen Herzen.
Inspiration durch das Meer
Ein großer Teil ihrer Inspiration scheint derzeit aus Südfrankreich zu kommen - ihrem zweiten Zuhause. Auf die Frage, was ihr dort am meisten gefällt, antwortet Sarah schnell: "Das Meer, die Nähe zum Meer, ist für mich wirklich Seelennahrung!", sagt sie. Sie habe ein zuhause in der Provence, aber seit ihre Kinder zur Schule gehen, lebt die Familie unter der Woche in einer Stadtwohnung - ganz nah am Wasser. Morgens bringt sie die Kinder in die Schule, danach zieht sie sich die Flossen an und springt direkt ins Meer. "Und das ist so richtiger Zaubertraum", erzählt sie fröhlich.
Wenn sie aus dem Fenster schaut, sieht sie direkt auf das Wasser. Die Wohnung liegt im fünften Stock, schwebt beinahe über dem Meer. "Wir liegen morgens im Bett - und das Bett steht auch so zum Fenster, dass wir über den Balkon aufs Meer blicken. Also, du siehst das Meer, die kleinen Fischerboote."
Was hinter den Songs steckt
Der Song 'Herz in Aufruhr' entstand nach einem Gespräch mit ihrem damals siebenjährigen Sohn, kurz nach dem Hamas Angriff auf Israel. "Er fragte mich, warum seine jüdischen Freunde jetzt nicht in die Schule gehen dürfen", schildert sie. Die Schule war aus Sicherheitsgründen geschlossen. Er wollte wissen, warum Juden verfolgt werden, wer Hitler war und warum er so gehandelt habe.
"Und das alles ist in diesen Song eingeflossen und ich habe dann abends mit ihm im Bett gelegen und habe so gedacht: Diese Gleichzeitigkeit der Dinge, wie willst du das einem Kind erklären?". Die Geborgenheit in ihrem Zuhause - und gleichzeitig das Leid in anderen Teilen der Welt. Das habe sie tief bewegt. "An dem Abend habe ich ihn ein bisschen fester gehalten, wie ich es dann in dem Song erzähle".
Ein anderer Song, 'Warum sind wir so', handelt von der Entfremdung in einer langen Beziehung. "Jeder, der in einer langen Beziehung ist, kennt es, dass du dich anguckst und denkst: Wann sind wir so geworden?". Der Song sei ihr persönlich sehr nahegegangen - und auch ihrem Mann. "Ich weiß, er hat meinem Mann wehgetan, als ich den vorgespielt habe. Und gleichzeitig war es so, dass wir uns angeguckt haben und gesagt haben: Okay, so wollen wir nicht sein", erzählt sie.
Wie ihre Songs entstehen
Viele ihrer Songs seien auf dem Meer entstanden. Das Wasser sei für sie ein Ort der Klarheit. "Wenn ich so rausfahre, und ich sitze in so kleinen Fischerbooten, meistens ganz vorne auf der Spitze und da, wo ich ganz alleine bin, und gucke dann so in die Weite". In solchen Momenten werde ihr bewusst, wie klein und unbedeutend der Mensch eigentlich sei - und wie relativ alles ist. Mehr brauche sie eigentlich nicht zum Glücklichsein: das Meer, die Natur - und ein bisschen Ruhe vor allem.
Maggi darf nicht fehlen
Doch auch der Alltag gehört dazu - und natürlich auch das Frühstück. "Normalerweise frühstücke ich gar nicht. Erst ab mittags gibt es was", gibt sie lachend zu. Aber wenn doch, dann muss es was mit Avocado und Spiegelei sein - und dabei darf nicht das Maggi fehlen. Diese Leidenschaft sei trotz ihrer Zeit in den USA geblieben "Als ich in Amerika gelebt habe, habe ich mir das immer mitbringen lasse".
Sarah teilt aber nicht nur ihre Liebe zu Maggi mit dem Saarland: 'Groovin Affairs' war ihre erste Band. Von den saarländischen Musikern hat sie auch ein wenig Dialekt gelernt. Der Satz "Warte kurz, ich muss eh Bach mache" sei ihr bis heute im Ohr geblieben. Und bei einer Sache ist sie sich sicher: "Wenn sie sich anstrengen würde, käme auch die Sprache schnell zurück".
Einblicke ins Familienleben
Auch ihr Familienleben bleibt im SR 1-Interview kein Geheimnis. Sarah Connor spricht offen über ihre Kinder. Die großen sind 18 und 21 - und schon ausgezogen: "Wir hatten Herzschmerz beim Abschied", gibt sie zu. Doch nun kämen sie langsam wieder zurück, was sie als sehr schön empfindet.
Neben den beiden älteren hat sie mit ihrem Mann Florian noch zwei weitere Kinder. Eine Tochter steckt mitten in der Pubertät: "Das ist ja auch eine sehr kränkende Erfahrung. So ein Kind in der Pubertät zu Hause, da wird man auf jeden Fall an alles erinnert, was an einem Scheiße und peinlich ist". Aber Sarah sieht es heute gelassener als früher: "Da müssen wir jetzt durch und schmunzeln auch oft dabei".
Über ihre Selbstfindung und Träume
In all' dem Trubel hat die Künstlerin begonnen, sich selbst wiederzufinden. Die Zeit nach dem Auszug der großen Kinder habe sie genutzt, um sich zu fragen: Wer bin ich eigentlich, wenn keiner schaut? Sie wollte "aus diesem Leben mal aussteigen", raus aus dem ständigen Funktionieren- als Musikerin, Mutter, Partnerin. Und so widmete sie sich dem lang ersehnten Träumen: Viel mehr Zeit auf dem Meer zu verbringen und sich für Meeresschutz und für die Meeressäuger sich zu engagieren. "Und ich wollte ursprünglich Meeresbiologin werden und komme jetzt ein bisschen dahin zurück, und das macht mich unheimlich glücklich", erzählt sie.
Auch Thema am 24.05.2025 in der Sendung "SR 1 - Der Samstag im Saarland".