Logo der Uniklinik Homburg (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

Scharfe Kritik an Uni-Klinik

  25.06.2019 | 16:07 Uhr

Nach Missbrauchsvorwürfen an der Homburger Uni-Klinik hat der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung das Verhalten der Klinik-Leitung als "grobe Pflichtverletzung" kritisiert. Deutliche Worte fand auch der saarländische Kinderschutzbund.

Nachdem an der Klinik der Verdacht sexueller Übergriffe eines Assistenzarztes auf junge Patienten aufgekommen war, wäre die Leitung eindeutig verpflichtet gewesen, die Eltern darüber zu informieren - und auch darüber, dass Strafanzeige gestellt wurde, sagte Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, im SR-Interview. Dass das unterblieb, war aus seiner Sicht eine "grobe Pflichtverletzung der Klinik gegenüber den kindlichen Patienten beziehungsweise den Eltern".

Aus Gründen des Patientenschutzes hätte zudem schon bei einem Anfangsverdacht schnell reagiert werden müssen. So hätte der Arzt sofort suspendiert werden müssen.

Folgen für Kinder

Das Zurückhalten der Information könne auch negative Folgen für die Kinder gehabt haben, befürchtet Rörig. Studien zeigten, dass die Folgen von sexuellen Übergriffen für Kinder und Jugendliche umso schwerer seien, je länger sie alleine mit ihren Erfahrungen sind und keine Hilfe bekommen. Auch den Eltern sei die Möglichkeit genommen worden, auf Verhaltensänderungen, Störungen und Signale der Kinder richtig zu reagieren.

Kommentar zu Missbrauchsverdacht
Volle Kehrtwende an der Homburger Uniklinik
Zunächst wurde gemauert, jetzt ist totale Transparenz angesagt. Die Kehrtwende der Uniklinik beim Umgang mit dem, was den kleinen Patienten möglicherweise angetan wurde, könnte nicht heftiger sein.

Auch der saarländische Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) kritisiert das Verhalten der Klinik-Leitung. Sie habe durch ihr jahrelanges Schweigen den Geschädigten keinerlei Unterstützung zuteilwerden lassen. Dies als Opferschutz auszugeben, sei "abwegig und zynisch.

Kinderschutzbund fordert Schutzkonzepte

Zur wirksamen Prävention fordert der DKSB-Landesverband die Einführung und Einhaltung sogenannter Schutzkonzepte, wie sie in Kitas und Jugendhilfeeinrichtungen gesetzlich verpflichtend seien. Sie beinhalteten klare Verhaltensregeln, regelmäßige Fortbildungen, ein wirksames Beschwerdemanagement, Regeln bei der Personalauswahl und Interventionspläne für Verdachtsfälle.

Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) appelliert an Kinderkliniken, im Kampf gegen sexuellen Missbrauch ihre Mitarbeiter fortzubilden und Präventionskonzepte einzusetzen. Die Vorkommnisse an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Homburg seien eine "Katastrophe", sagte BVKJ-Pressesprecher Hermann Josef Kahl. "Kinder müssen geschützt sein." Es gebe fachliche Beratungen und Qualifizierungen speziell für Krankenhäuser, betonte Kahl. Mit den eigenen Strukturen, Mängeln und möglichem Fehlverhalten müsse sich das saarländische Klinikum nun offensiv und transparent befassen.

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" vom 25.06.2019 auf SR 2 KulturRadio.

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