1960 - Gründung des DFG

Ein Garten für die Völkerfreundschaft – der DFG in Saarbrücken

Jonathan Janoschka   09.11.2020 | 10:10 Uhr

Die ersten Pläne für den DFG gab es bereits Mitte der 1950er Jahre. Die Stadtverwaltung wünschte sich, dass Saarbrücken die Bundesgartenschau ausrichten darf – um die Stadt und das Saarland in der Bundesrepublik bekannter zu machen. Doch das war vor 1965 nicht zu realisieren. Deshalb beschließen Stadt und Land, eine Deutsch-Französische Gartenschau zu veranstalten, in Verbindung mit der deutsch-französischen Saarmesse: Die findet in direkter Nachbarschaft auf dem Messegelände statt.

Die erste und bislang einzige deutsch-französische Gartenschau öffnet am 23. April 1960 ihre Pforten im Deutschmühlental, das schon lange ein beliebtes Ausflugsziel für die Saarbrücker ist. Für den damaligen Saarbrücker Oberbürgermeister Schuster der perfekte Ort, wie er im Amtlichen Ausstellungskatalog der Gartenschau schreibt:

Schon die Lage unmittelbar an der Grenze, die hier nicht trennen, sondern wie die alte Handelsstraße West und Ost näher bringen will, verleiht unserer Gartenschau ihren eigenen Charakter und verdeutlicht eines der wesentlichen Anliegen ihrer Gestalter.

Westwallbunker werden abgerissen

Zunächst müssen aber noch die Relikte des Zweiten Weltkriegs im Deutschmühlental beseitigt werden: Ganze 18 Westwallbunker befinden sich noch dort, sie werden teilweise abgerissen, teilweise zu „Milchbars und Weinstuben“ umgestaltet, wie es in der „Abendschau“ heißt.

Außerdem zieht sich auf 580 Metern Länge die sogenannte Höckerlinie durch das Tal: Panzersperren aus Beton, die am gesamten Westwall zum Einsatz kamen. Auch diese Überbleibsel des Krieges verschwinden dank der Arbeit deutscher und französischer Gärtner rasch unter dem neuangelegten „Tal der Blumen“, das bis heute einen der Höhepunkte des Gartens bildet.

Adenauer und Debré übernehmen Schirmherrschaft

Die Aussöhnung mit Frankreich ist der Regierung von Bundeskanzler Adenauer ein wichtiges Anliegen, zugleich wird vor allem in Bonn befürchtet, dass im Rahmen der Gartenschau in Saarbrücken auch nationalistische Töne laut werden könnten.

Adenauer und der französische Ministerpräsident Debré übernehmen zwar die Schirmherrschaft, zur Eröffnung im April 1960 schicken sie aber nur ihre Landwirtschaftsminister nach Saarbrücken. Immerhin findet der damalige französische Botschafter optimistische Worte für das grenzüberscheitende Projekt: Die Gartenschau sei ein charmantes Sinnbild des Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich. 

1,5 Millionen Besucher bis Ende Oktober

Die Deutsch-Französische Gartenschau wird aber auch ohne die Prominenz aus Bonn und Paris zum Erfolg. Bis Ende Oktober 1960 kommen – trotz eines verregneten Sommers -  1,5 Millionen Besucher, rund 250.000 von ihnen stammen aus Frankreich.

Rund 50 Hektar groß ist der Deutsch-Französische Garten, seit 2001 steht die Anlage unter Denkmalschutz – für die erhaltene Formensprache der 50er und 60er Jahre. Und auch heute noch ist der DFG ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen in der Region, mit Seil- und Kleinbahn, Deutschmühlenweiher samt Wasserorgel und vielen schönen Orten zum Verweilen.

Viele Wasservögel leben im DFG

Nicht mehr Teil des Parks ist die 1968 eröffnete „Gulliver-Welt“: Über 60 Nachbauten berühmter Bauwerke im Maßstab 1:33 erwarteten bis 2012 die Besucher, dann schloss die „Gulliver-Welt“ ihre Pforten. Seit 2017 sind einige der Modelle wieder zu sehen – im Bexbacher Blumengarten.

Ebenfalls bis heute fester Bestandteil im DFG: Zahlreiche Wasservögel wie Enten, Gänse oder Schwäne. Lediglich die Flamingos, die sich in den 1960er Jahren noch im und am Weiher tummelten, leben heute nicht mehr im Deutsch-Französischen Garten.

Wer heute an einem sonnigen Wochenendtag durch den DFG flaniert, hört und merkt schnell: Die Idee eines Ortes, an dem Deutsche und Franzosen gemeinsam ihre Freizeit verbringen können, ist voll und ganz aufgegangen.

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