1952 - Das Saarland bei den Olympischen Sommerspielen von Helsinki

Jonathan Janoschka   21.12.2020 | 14:08 Uhr

Die „Spiele der XV. Olympiade“, wie die Sommerspiele von Helsinki offiziell genannt wurden, sind im Saarland bis heute in besonderer Erinnerung geblieben: Zum ersten – und letzten – Mal trat das Saarland als eigenständiger Teilnehmer bei Olympischen Spielen an. Das 1950 gegründete Nationale Olympische Komitee des Saarlandes (NOK) schickte eine Auswahl von 37 Athletinnen und Athleten in die finnische Hauptstadt.

Neben den 32 Sportlern und fünf Sportlerinnen reiste ein Stab an Betreuern und NOK-Funktionären mit. Am Wochenende des 12. und 13. Juli 1952 brachen sie in mehreren Gruppen vom Saarbrücker Hauptbahnhof auf. Mit dem Omnibus ging es zunächst nach Paris, dann in Propellermaschinen über Stockholm nach Helsinki.

Geringe Medaillenchancen

Zwar machten sich die Saarländerinnen und Saarländer wenig Hoffnung auf Medaillen, aber die bloße Teilnahme und die Präsenz vor Ort sollte das – zu diesem Zeitpunkt noch eigenständige – Saarland in der Welt bekannt machen. In der Saarbrücker Zeitung vom 12.Juli 1952 klang das so:

„Zwar wissen wir - und mit uns unsere Athleten - daß im friedlichen Wettstreit mit den besten Sportlern der Welt wohl kaum Medaillen zu erringen sein werden, aber das scheint uns auch garnicht wichtig. Wichtiger ist, daß unsere Vertretung mit dabei sein wird, wenn die Töchter und Söhne von 70 Nationen im Stadion von Helsinki den Olympischen Eid leisten und im edlen Sinne Coubertins  um die Siegespalme streiten werden.“

[Anmerkung der Redaktion: Pierre de Frédy, Baron de Coubertin war der Initiator der modernen Olympischen Spiele und Gründer des Internationalen Olympischen Komitees]

Olympisches Feuer in Grubenlampe

Nicht nur das gelang, sondern das Saarland spielte auch bei der Reise des olympischen Feuers eine tragenden Rolle: Das NOK des Saarlandes hatte dem finnischen Organisationskomitee eine echte saarländische Grubenlampe geschenkt.

Nachdem das Olympische Feuer per Fackellauf von Olympia nach Athen gebracht wurde, ging es in eben dieser Grubenlampe per Flugzeug weiter nach Dänemark – vor den Augen der Weltöffentlichkeit: „In diesen Tagen, da die Olympische Flamme wohlbehütet in einer saarländischen Grubenlampe von Athen kommend auf dem dänischen Flughafen Aalborg eintraf, war der Name unserer Heimat in aller Munde“, schrieb die Saarbrücker Zeitung ebenfalls am 12. Juli 1952. Nach einem weiteren Fackellauf durch Dänemark, Schweden und Finnland kam das Feuer rechtzeitig zur Eröffnungszeremonie in Helsinki an.

Studentin will Friedensappell verkünden

Die war nicht nur für die Saarländerinnen und Saarländer eine Premiere: Erstmals schickten auch Länder wie Israel, Vietnam oder Guatemala Mannschaften zu den olympischen Wettkämpfen. Zum ersten Mal nahm auch die Sowjetunion teil. 40 Jahre nachdem das letzte russische Team – damals noch für den Zaren – um Medaillen gekämpfte hatte. Auch die Aggressoren des Zweiten Weltkriegs, Deutschland und Japan, durften, anders als noch 1948, wieder teilnehmen.

Die Eröffnungszeremonie am 19. Juli 1952 hatte zunächst mit heftigem Regen zu kämpfen, der glücklicherweise bald nachließ. Athletinnen und Athleten aus 69 Nationen zogen ins Stadion von Helsinki ein, 70.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten die Zeremonie und einen kurzen Zwischenfall: In ein wallendes weißes Gewand gekleidet betrat die 23-jährige Studentin Barbara Rotraut Player aus Stuttgart das Rednerpult und versuchte, einen Friedensappell zu verkünden. Olympia-Funktionäre stoppten sie. Das Olympische Presseamt nannte sie „eine fanatische Pazifistin, die versichert, daß ihr einziges Ziel die Vereinigung aller Nationen“ sei.

USA großer Gewinner

Sportlich gewannen die USA die Spiele in der „weißen Stadt des Nordens“, wie Helsinki für seine Vielzahl an klassizistischen Prachtbauten auch genannt wird. Im Medaillenspiegel folgten die Sowjetunion und Ungarn. Das Saarland ging zwar bei den Medaillen leer aus. Das Ziel, es weltweit bekannter zu machen, wurde jedoch erreicht.

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