2007 – Die ICE-Verbindung von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris wird eingeweiht

Jonathan Janoschka   21.12.2020 | 14:08 Uhr

Der 25. Mai 2007 war – nicht nur für Eisenbahn-Enthusiasten – ein historischer Tag für das Saarland. Mit der Jungfernfahrt des ICE 3 auf der Strecke von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris wurde das Saarland erstmals an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen.

Um 8:29 Uhr startete der Zug mit etwa 400 Gästen an Bord im Frankfurter Hauptbahnhof zu seiner Jungfernfahrt– gesteuert von Gerd Deller aus Dudweiler. Der Lokführer hatte sich zwei Jahre lang auf diesen Tag vorbereitet, lernte Französisch und die Eisenbahnerregeln des Nachbarlandes, um auch dort Züge steuern zu dürfen.

Vier Stunden von der Seine an den Main

An Bord des Premierenzuges war an diesem Tag unter anderem der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn. Zehn Jahre lang hatten die DB und die französischen SNCF das Vorhaben vorbereitet, mit „Aleo“ eine eigene Vermarktungsgesellschaft gegründet, deren Sitz sich in Saarbrücken befindet. Statt in sechs Stunden konnte die Reisenden jetzt in weniger als vier Stunden von der Seine an den Main kommen und umgekehrt.

Für Mehdorn ein fantastischer Zeitgewinn und vor allem der SNCF zu verdanken: Die hatte weite Teile der Strecke in Ostfrankreich neu gebaut und es möglich gemacht, dass die Züge auf der Strecke mit bis zu 320 km/h unterwegs sein können.

Wirtschaftliche Chancen für das Saarland

Um 10:47 Uhr erreichte der ICE den Saarbrücker Hauptbahnhof. Während auf dem Nachbargleis die Eisenbahnergewerkschaft Transnet dagegen demonstrierte, dass seit den 90er Jahren tausende Eisenbahnerstellen im Saarland gestrichen worden waren, stieg der damalige Ministerpräsident Müller zur Jungfernfahrt zu. Allerdings erlaubte sein Terminkalender keine Fahrt nach Paris –bereits in Forbach war die Reise für ihn wieder vorbei. Für Müller bedeutete die neue Zugverbindung vor allem wirtschaftliche Chancen für das Saarland.

Mit Lachshäppchen und Champagner ging es weiter nach Metz, wo ein Gleiswechsel anstand: Während im Elsass und in Lothringen die Züge im „Rechtsverkehr“ unterwegs sind, gilt im Rest Frankreichs „Linksverkehr“. Der Grund dafür: Die ersten Eisenbahnen in Frankreich wurden von britischen Ingenieuren gebaut, die neben dem notwendigen Wissen auch den Linksverkehr mit über den Ärmelkanal brachten.

Foto sorgt für Verspätung des ersten Zuges

Der Premierenzug selbst sollte planmäßig um 12:37 im Pariser Gare de L’Est ankommen und wäre auch pünktlich gewesen – wenn da nicht der Wunsch nach einem symbolträchtigen Foto gewesen wäre. Denn der ICE sollte zeitgleich mit dem TGV, der von Frankfurt über Straßburg nach Paris fuhr, ankommen. Weil der ICE aus Saarbrücken aber eine halbe Stunde vor seinem Schwesterzug Paris erreicht, musste er kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof erstmal warten.

Bis zum Regelbetrieb mussten sich auch die Saarländerinnen und Saarländer allerdings noch eine kurze Weile gedulden. Erst ab Sonntag, dem 10. Juni 2007 ging es von Saarbrücken aus planmäßig nach Paris und zurück.

Luxus im ICE im Vergleich zum TGV

Mit einem Bürgerfest rund um den Saarbrücker Hauptbahnhof wurde das an dem Wochenende von etwa 12.000 Menschen gefeiert. Bei sommerlichen Werten um die 30 Grad stimmten unter anderem Patricia Kaas, Roger Cicero und Nena die Menschen auf die neue Zugverbindung ein.

Ungewohnt für die französischen Fahrgäste dürfte dabei der Luxus gewesen sein, der sich ihnen im deutschen ICE bot: breite Gänge, fließendes Wasser auf den Zugtoiletten, ein Restaurant mit Gerichten von Porzellantellern statt aufgewärmter Snacks von Plastikschalen im TGV-Stehbistro. Und: Auf deutscher Seite war das Rauchen in den Zügen damals noch erlaubt, während es in Frankreich schon verboten war. Zwischen Frankfurt und Saarbrücken konnte also munter gequalmt werden, ab Forbach war damit Schluss.

Gut, dass Paris von da aus nur noch rund eineinhalb Stunden entfernt ist.

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