Standbild aus „Sunburned“ (Foto: Aliaksandr Tsymbaliuk/NiKo Film)

Sunburned

Eine Rezension von Martin Breher  

Den Familienurlaub in Andalusien hatte sich die 13-jährige Claire anders vorgestellt. Obwohl Mutter und Schwester dabei sind, fühlt sie sich einsam und allein. Bis irgendwann ein junger Afrikaner auftaucht und ihre Nähe sucht.

Bewertung: Zwei von drei Herzen

Sunburned: "Wir sind alle Teil des Problems"
Video [SR.de, (c) SR, 23.01.2020, Länge: 06:26 Min.]
Sunburned: "Wir sind alle Teil des Problems"

Urlaub kann so traumhaft sein, vor allem, solange man nur davon träumt. In der Realität kann das aber auch anders aussehen. So auch bei der 13-jährigen Claire (Zita Gaier). Zusammen mit ihrer größeren Schwester Zoe und ihrer Mutter Sophie verbringt sie den Urlaub in Andalusien am Meer. Doch vom Familienglück ist wenig zu spüren: Der Vater ist nicht dabei, Mutter und Schwester angeln sich neue Liebhaber und verbringen ihre Zeit lieber mit denen.

Claire ist also auf sich allein gestellt. Da helfen auch die anderen Mädels aus der Animationsgruppe recht wenig, mit denen geraucht, getrunken und auf den Zimmern gefeiert wird. Das ändert sich, als Claire am Strand auf den senegalesischen Strandverkäufer Amram (Gedion Oduor Wekesa) trifft. Er offenbart ihr, dass er seiner Familie in der Heimat Geld schicken müsste, aber selber kaum genug zum Überleben hat. Aus Frust über ihre Mutter schenkt Claire ihm den Schuck und die Kreditkarte der Mutter, was seine Probleme aber nur noch verschlimmert.

 Traum von Europa gescheitert

Regisseurin Carolina Hellsgård, die auch letztes Jahr schon mit dem Film „Endzeit“ im Spielfilm-Wettbewerb des Filmfestivals Max Ophüls Preis vertreten war, zeigt in „Sunburned“ gleiche mehrere gesellschaftliche Probleme unserer Zeit auf. Zum einen das Dauerthema Migration, das auch in zahlreichen anderen Ophüls-Wettbewerbsfilmen in diesem Jahr omnipräsent ist – hier in Form von Amram, dessen Traum von Europa gescheitert ist.

Und zum anderen die Frage, warum sich Eltern immer häufiger kaum noch für ihre Kinder interessieren, sie vernachlässigen, vergessen und was das mit den Kindern macht. Ein gesellschaftlicher Trend, der sich ebenfalls an vielen weiteren diesjährigen Wettbewerbsfilmen ablesen lässt – und übrigens auch vom statistischen Bundesamt bestätigt wird.

Vorhersehbar aber tolle Schauspieler 

„Sunburned“ ist ein nachdenklicher Film, der an manchen Stellen zwar etwas vorhersehbar ist, dafür aber mit wunderbaren Schauspielern und tollen Figuren aufwartet. Besonders herausstechend: Die Schwester Zoe (Nicolais Borger) und die desinteressierte Mutter (Sabine Timoteo). Über letztere sagt Claire, nachdem die Mutter verschwunden ist und sie gefragt wird, wie sie denn überhaupt aussehe: „Keine Ahnung, sie färbt sich ja eh dauernd die Haare...“

Regie: Carolina Hellsgård
Deutschland, Niederlande, Polen 2019


Die Spielfilme im Wettbewerb
Diese 16 Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konkurrierten um insgesamt neun Preise, darunter um den mit 36.000 Euro dotierten Max Ophüls Preis: Bester Spielfilm.

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